Historisch gesehen befinden sich die Republikaner eigentlich auf der guten Seite. Gegründet wurde die Grand Old Party (GOP) von Abraham Lincoln, der die Sklaven befreite und bis heute zusammen mit George Washington als der grösste US-Präsident aller Zeiten gilt. Lange hiess es danach, Gott habe die GOP geschaffen, um Steuern zu senken. Ronald Reagan war der typische Vertreter dieser Weltanschauung. Er deregulierte und senkte die Steuern nach Lust und Laune und ohne Rücksicht auf das Staatsdefizit. Dabei hat er seine liberale Gesinnung jedoch nicht verraten, vor allem, was die Migrationsfrage betrifft.
Innerhalb der GOP gab es aber schon damals einen antiliberalen Flügel. Leute wie Pat Buchanan, ein Rechtspopulist, dem es Ende der Achtzigerjahre gar gelang, George Bush in Bedrängnis zu bringen. Für die Vertreter dieser Gruppierung – sie werden auch Paleokonservative genannt – waren Liberalismus und Demokratie degeneriert.
Die Paleos vertraten die Ansicht, eine Elite habe nicht nur die Macht in den Medien und den Universitäten übernommen. Selbst Reagan habe die amerikanische Mittelklasse an die Neocons verraten, eine Gruppe von jüdischen Intellektuellen. Für die Paleos waren auch die Neocons nichts anderes als elitäre Globalisten. Deshalb machten sie sich stark für einen amerikanischen Diktator. Einen Mann, der wie einst Julius Caesar die dekadente römische Republik stürzte und sich selbst als Imperator inthronisierte.
Womit wir bei J.D. Vance angelangt sind. Bekanntlich ist er in ärmlichen Verhältnissen als sogenannter Hillbilly (Hinterwäldler) im Bundesstaat Ohio aufgewachsen. Er hat es aus eigener Kraft geschafft, dieses Milieu hinter sich zu lassen, ging zuerst zu den Marines und studierte später Jurisprudenz an der renommierten Yale Law School. Dort hörte er einst einem Vortrag von Peter Thiel zu. Dessen Weltanschauung ist eine an sich gegensätzliche Mischung aus libertärem Gedankengut und radikalem Katholizismus. Der Milliardär aus dem Silicon Valley hat Vance tief beeindruckt. 2019 konvertierte auch er zum Katholizismus und schloss sich einer Gruppe von Intellektuellen an, die sich post-liberal Catholics nennen.
Wie die Paleos verabscheuen auch die postliberalen Katholiken den Liberalismus. Sie machen ihn verantwortlich für alle Übel der Moderne, für wirtschaftliche Ungleichheit, Drogensucht, Selbstmorde und Obdachlosigkeit. Einer ihrer Vordenker ist Patrick Deneen von der Universität Notre Dame. Dessen Credo fasst Damon Linker im «Atlantic» wie folgt zusammen: «Anstatt individueller Rechte, Autonomie und Pluralismus streben die Postliberalen eine Gesellschaft an, die sich um gemeinsame Güter schart und die auf die Vision eines höchsten Gottes fixiert ist.»
Vance wurde nicht nur katholisch, er baute auch sukzessive seine Kontakte zur rechtsextremen Szene aus. So lobt er beispielsweise den Blogger Curtis Yarvin, der unter anderem fordert, die Amerikaner müssten endlich ihre Angst vor einem Diktator überwinden. Oder er korrespondiert mit Jack Posobiec, einem rechtsextremen Spinner und Erfinder der Pizzagate-Verschwörungstheorie.
Das Sammelwerk von Essays rechtsextremer Denker mit dem Titel «Up from Conservatism» pries Vance in einer Rede im Dezember 2023 an. Am vergangenen Wochenende trat er an einem Anlass eines gewissen Lance Wallnau auf. Dieser verbindet rechtsextreme Politik mit christlicher Theologie. Der «Guardian» hat kürzlich auch aufgedeckt, dass ein führender Mitarbeiter des Stabes von Vance zuvor für Beck & Stone tätig war, einer Beraterfirma der äussersten Rechten.
Schliesslich bandelte Vance auch mit Tucker Carlson an. Der von Fox News geschasste Moderator hat inzwischen ein eigenes Medienunternehmen aufgebaut und darf sich unter anderem auf Elon Musks Plattform X austoben. Seit seiner Entlassung ist Carlson noch extremer geworden. So hat er kürzlich dem Historiker Darryl Cooper ein langes Interview gewährt. Darin durfte dieser Churchill für den Zweiten Weltkrieg verantwortlich machen und den Holocaust als «logistisches Problem» verniedlichen. All dies macht ihn in den Augen Carlsons zum «besten und ehrlichsten populären Historiker in den Vereinigten Staaten».
Inzwischen hat Carlson verschiedene Exponenten des rechtsextremen Grusel-Kabinetts interviewt, unter anderem den Verschwörungstheoretiker Alex Jones. Auch J.D. Vance darf sich mittlerweile zu dieser illustren Gesellschaft zählen. Er wurde von Carlson nicht nur interviewt, er verdankt ihm wahrscheinlich seinen Job. Als der ehemalige Fox-News-Moderator nämlich Wind davon bekam, dass Donald Trump Marco Rubio oder Doug Burgum als Vize nominieren wollte, rief er den Ex-Präsidenten an und verklickerte ihm, die beiden seien Neocons, die militärische Abenteuer auf dem ganzen Globus befürworten würden.
Mit J.D. Vance ist die Gefahr gebannt, dass ein Globalist bei einem Sieg von Trump durch die Hintertür ins Weisse Haus gelangen könnte. Die Postliberalen, die sich nach einem modernen Caesar sehen, haben alles fest im Griff.
Und der Vance, ist eine Mischung zwischen dumm, unsicher, verrückt und böse.
Wer die Videos gesehen hat, wo er mit "normalen" Bürgern versuchte in ein Gespräch zu kommen, weiss was ich meine.
Ich denke Vance wird besser vorbereitet sein als Trump. Aber das Charisma und die Power, liegen ganz klar bei Walz. Wenn er Vance festnageln kann und gut Argumentiert, sollte die Sache klar zu Gunsten Harris/Walz laufen.