Mit dem Himalaya-Gebirge, dem Mount Everest und den zahlreichen Tempeln ist Nepal eines der schönsten Reiseziele der Welt. Hunderttausende Touristen zieht es jedes Jahr in die Region. Doch was für Besucher ein Traum ist, ist für Piloten eine riesige Herausforderung. Selbst unter erfahrenen Piloten gelten die Flugrouten dort als – gelinde gesagt – anspruchsvoll.
Immer wieder verunglücken Maschinen auf ihrem Weg zu den Flughäfen in dem Gebiet. Die jetzt in der nepalesischen Stadt Pokhara abgestürzte Passagiermaschine mit mindestens 68 Toten ist nur das jüngste von zahlreichen Unglücken.
Erst im Mai vergangenen Jahres war ein Passagierflugzeug im Himalaya-Gebirge zerschellt. Flugroute: Pokhara-Jomsom. Im Februar 2016 waren 23 Menschen bei einem Absturz, ebenfalls auf dem Weg von Pokhara, verunglückt.
Warum kommt es in der Region immer wieder zu Flugzeugabstürzen? Die Antwort ist komplex. Zum einen spielt das extreme Wetter in der Himalaya-Region eine entscheidende Rolle für den Flugverkehr.
Aufgrund des nahen Gebirges und der Höhenunterschiede kann es oft zu schlagartigen Wetteränderungen kommen. Wenn sich dadurch die Sicht verschlechtert oder der Wind eine für Flugzeuge festgelegte Höchstgeschwindigkeit überschritten hat, werden Inlandsflüge oft kurzfristig abgesagt.
Flugzeuge, die sich in der Luft befinden, müssen sich dann auf die Fluglotsen am Boden verlassen können.
Und das ist vermutlich eines der grössten Probleme: Die Mitarbeiter der Luftverkehrskontrolle in Nepal gelten als unzuverlässig und ungenau. Wie ungenau, beschreibt ein Pilot in einem Internetforum: Die Mitarbeiter dort «vergessen oft, über den Verkehr zu informieren», schreibt er.
Und: «Sie [die Fluglotsen, Anm.d.Red.] werden den Flughafen nicht schliessen, wenn der Wind die Höchstgrenze überschreitet», berichtet der Pilot. Er selbst habe erlebt, dass einer der Fluglotsen ihm ungenaue Angaben über die Windgeschwindigkeit beim Anflug gemacht habe.
Dass ungenaue Angaben in der Region lebensgefährlich sein können, ist bei den Piloten unumstritten. Doch nicht nur das Wetter und die Luftverkehrsüberwachung gelten dort als Risiko. Auch die Start- und Landebahnen sind berühmt-berüchtigt.
Prominentestes Beispiel ist der Tenzing Hillary Airport in Lukla: Der Flughafen am Fusse des Mount Everest hat eine 530 Meter kurze Landebahn mit über 10 Prozent Gefälle. Zudem wurde der Flughafen direkt in den Hang zwischen einem Bergmassiv und einem tiefen Abgrund gebaut.
Auch hier war zuletzt 2019 eine Kleinmaschine beim Abheben verunglückt. Drei Menschen starben. Unter den Toten war ein Polizist, der sich zum Unglückszeitpunkt am Boden befand, und der Co-Pilot der Maschine der Fluggesellschaft Summit Air.
Thema Piloten: In Nepal kommt es auch immer wieder zu tödlichen Unfällen, weil viele nepalesische Piloten schlecht ausgebildet sind. Zudem sollen die Maschinen der Airlines schlecht gewartet sein. Aus dem Grund genügen sie auch europäischen Vorschriften nicht. Seit 2013 ist das Fliegen nepalesischer Fluggesellschaften in der EU untersagt.
Trotz all dieser Risiken bleibt das Himalaya-Gebirge aber weiterhin ein lohnendes Reiseziel für Touristen. Wer unsicher ist und sich in Flugzeugen generell unwohl fühlt, sollte sich jedoch ein anderes Reiseziel suchen.
Die Piloten kennen zwar die Risiken, werden aber auch durch Touristen unter Druck gesetzt, die nur limitiert Zeit haben (war jedenfalls bei uns so). Sehr gefährlich!