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Wie China Russlands Autowirtschaft beeinflusst

Wie China Russlands Autowirtschaft beeinflusst

Beim Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Moskau wird auch über Wirtschaft gesprochen. Die Autobranche zeigt die russische Abhängigkeit von China.
21.03.2023, 09:06
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t-online
Russia New Car Sales 8390021 14.03.2023 A Moskvich 3 car is on sale at a showroom of the official dealer centre of the FASTAR company for sales and service of new cars, in Novosibirsk, Russia. Alexand ...
Moskwitsch-3: Das SUV wurde Ende 2022 vorgestellt und ist eigentlich ein Chinese.Bild: www.imago-images.de

Der Angriffskrieg auf die Ukraine hatte extreme wirtschaftliche Konsequenzen für die russische Wirtschaft. Auch europäische Autohersteller wie Renault oder Volkswagen haben sich vom russischen Markt zurückgezogen, die Produktion und der Absatz neuer Autos nahmen infolgedessen um 60 Prozent ab. Doch die Lücke scheint schnell wieder gefüllt worden zu sein – von chinesischen Herstellern.

Geely, Chery und andere chinesische Unternehmen steigerten ihren Marktanteil in Russland im vergangenen Jahr auf 17 Prozent (121'800 Fahrzeuge). Im Januar 2023 lag der Marktanteil chinesischer Marken schon bei 38 Prozent, berichtet der «Spiegel». VW, Toyota oder Hyundai hingegen verloren jeweils mehr als 90 Prozent bei den Verkäufen. Grund für den starken Zuwachs: In das Jahr 2022 wurden auch noch die Monate vor dem Krieg gerechnet, zudem mussten zunächst die Importe nach Russland hochgefahren werden.

Teil der Wahrheit ist aber auch: Der Neuwagenmarkt schrumpfte innerhalb des vergangenen Jahres enorm. 45'000 Autos wurden im Januar 2023 in Russland verkauft. Das ist rund die Hälfte von dem, was im Januar 2022 aus den Autohäusern fuhr.

Von dem Rückzug der europäischen Hersteller profitierten nicht nur die Chinesen direkt, sondern auch russische Traditionsmarken. Doch auch bei ihnen geht es nicht ohne chinesische Unterstützung.

Beispiel 1: Moskwitsch. Die russische Regierung hat die alte Traditionsmarke wieder aufleben lassen. Was in dem ehemaligen Renault-Werk bei Moskau seit Ende 2022 als Moskwitsch-3 vom Band läuft, ist jedoch nicht mehr als ein technischer Zwilling des chinesischen JAC X4. Laut Nachrichtenagentur Reuters stammen sowohl Design als auch Technik aus China. Bei der Vorstellung des Modells schwiegen die russischen Offiziellen dazu.

Das chinesische SUV hat einen 1.5-Liter-Benzinmotor mit 150 PS. Auch eine Elektroversion mit bis zu 500 Kilometern Reichweite ist erhältlich – auch der Moskwitsch-3 soll künftig als E-Auto erhältlich sein.

Stattdessen betonten sie, dass das neue Modell ABS als Sicherheitsfeature habe. Warum dieses an sich selbstverständliche Ausstattungsmerkmal so hervorgehoben wurde? Aufgrund der westlichen Sanktionen hatten russische Autoproduzenten enorme Probleme, ihre Autos mit Basistechnik wie ABS oder einer Klimaanlage auszurüsten – Teile, die bis zu diesem Zeitpunkt aus dem Westen kamen. Deshalb hatte die Regierung sogar erlaubt, dass Autos ohne Airbags und ABS verkauft werden dürfen.

Erfolgreich ist der China-Klon auf dem russischen Markt jedoch bisher noch nicht. Nur 40 Exemplare wurden bis Ende Januar verkauft, berichtet «n-tv». Einer der Gründe: Der Moskwitsch-3 ist doppelt so teurer wie das chinesische Original, unterscheidet sich aber kaum von ihm. «Ein chinesisches Schild mit der Aufschrift 'Moskwitsch' kommt auf ein JAC-Auto aus chinesischer Produktion», kritisiert der russische Ökonom Dmitry Potapenko.

Beispiel 2: Lada. Nachdem Renault seine Mehrheitsanteile an Russlands beliebtestem Autohersteller verkauft und sich wie andere europäische Hersteller vom Markt zurückgezogen hatte, stieg der Marktanteil von 22 auf 28 Prozent. Doch die Embargos aus dem Westen sorgten zunächst für Teilemangel und Produktionsstopps.

Nun zeigen Satellitenaufnahmen wieder eine rege Produktion im Werk in Toljatti, berichtet die «Wirtschaftswoche». Offenbar werden die fehlenden Komponenten mittlerweile von chinesischen Unternehmen geliefert. Und nicht nur Teile, sondern auch Maschinen und Personal. Mittlerweile soll das Topmodell Vesta wieder produziert werden, für das bisher die Teile gefehlt hatten.

Im ehemaligen Nissan-Werk in der Nähe von St. Peterburg sollen ebenfalls Lada-Modelle vom Band laufen. Insidern zufolge scheint es nur logisch, dass diese künftig ebenfalls eine technische Basis aus China nutzen werden.

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