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WHO überdenkt «gesundheitliche Notlage»: Warum das wichtig ist

WHO überdenkt «gesundheitliche Notlage»: Warum das wichtig ist

12.01.2022, 21:4612.01.2022, 21:52
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Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf erörtert ein unabhängiger Experten-Ausschuss an diesem Donnerstag, ob die Corona-Lage weiterhin als internationaler Gesundheitsnotstand eingestuft wird. Dieser Notstand - genannt «gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite» - gilt inzwischen schon seit fast zwei Jahren. Es ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann. Der Ausschuss will noch am Abend eine Empfehlung abgeben. Die Weltgesundheitsorganisation folgt in aller Regel einer solchen Empfehlung.

Furcht vor freiem Lauf für das Virus

Die Erklärung einer Notlage soll den Fokus der Weltgemeinschaft auf ein gefährliches Problem lenken und Regierungen anspornen, Massnahmen zu ergreifen. Bei Corona sind das die bekannten Vorschriften wie Handhygiene, Maske tragen und Abstand halten. Ob der Ausschuss empfiehlt, die Notlage für beendet zu erklären oder nicht: Praktisch hätte das kaum Konsequenzen. Experten sind jedoch besorgt, dass eine Beendigung ein falsches Signal senden könnte.

«Das Virus ist auf dem besten Weg, endemisch zu werden, daran besteht kein Zweifel.»
Maria van Kerkhove, Coronaexperten der WHO

WHO-Coronaexpertin Maria van Kerkhove sagte am Mittwochabend in Genf: «Das Virus ist auf dem besten Weg, endemisch zu werden, daran besteht kein Zweifel. Aber wir sind noch nicht so weit.» Endemisch ist eine Krankheit, wenn sie in einer Region fortwährend auftritt. Dazu gehört etwa die Grippe, die einem saisonalem Muster folgt.

Die Beendigung der Notlage könnte nach Befürchtung von Experten Länder veranlassen, dem Virus freien Lauf zu lassen. WHO-Expertin van Kerkhove hält das für falsch, weil zu viele Fälle die Gesundheitsdienste überlasten und weil besonders gefährdete Menschen in vielen Ländern mangels Impfstoff noch nicht geimpft wurden. Der Ausschuss besteht aber aus unabhängigen Experten.

Der WHO wird vielfach vorgeworfen, dass sie nach Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle in China Anfang 2020 nicht sofort eine Notlage erklärte. Viele Länder hätten die Tragweite des Problems deshalb zu spät erkannt. Als die WHO die Notlage am 30. Januar 2020 ausrief, waren ausserhalb Chinas rund 100 Infektionen in 21 Ländern bekannt. Inzwischen wurden weltweit mehr als 308 Millionen Infektionen und fast 5.5 Millionen Todesfälle gemeldet.

(van/sda/dpa)

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31 Kommentare
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Macca_the_Alpacca
12.01.2022 21:56registriert Oktober 2021
Das ist wie mit den Grenzwerten für Radioaktivität in der Ukraine. Diese waren nach Tschenobyl notorisch hoch, also hat man die Grenzwerte einfach angehoben und schwupp war die Welt wieder OK. Also machen wir das doch mit Corona einfach auch. Wenn wir aufhören das Problem als Problem zu sehen ist es - SCHWUPP - einfach weg. Genial das.
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University
12.01.2022 22:54registriert Juli 2019
Da bröckelt langsam immer mehr und zwar in positivem Sinne :)
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