Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in dieser Woche eine Liste mit zehn der grössten Gefahren für die weltweite Gesundheit im Jahr 2019 veröffentlicht. Neben Bedrohungen, die vor allem mit Armut und Naturkatastrophen zu tun haben, zählt auch ein Wohlstandsphänomen dazu:
Ein Beispiel: Um die Masern effektiv auszurotten, müssten mindestens 95% der Bevölkerung gegen sie geimpft sein. Tatsächlich geht die Impfrate weltweit seit Jahrzehnten nach oben, die Zahl der Masern-Toten sinkt. Und trotzdem kommt es in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer wieder zu Masernepidemien. In Köln gab es 2018 die grösste Epidemie seit 16 Jahren.
Masernepidemien kann es nur dort geben, wo zu wenige Kinder geimpft werden. Dazu tragen unter anderem Menschen bei, die sich bewusst dagegen entscheiden – und die sind oft vor allem in denjenigen gesellschaftlichen Schichten zu finden, die Wert auf ein vermeintlich gesundes Leben legen.
Impfgegner misstrauen Medizinern und der Pharmaindustrie und verlassen sich stattdessen auf Behauptungen, die Wissenschaftler längst widerlegt haben. Eine der gängigsten (und falschen) Thesen ist etwa, dass Impfungen bei Kindern Autismus auslösen könnte. Diese Annahme geht auf eine mehrfach widerlegte Studie des inzwischen mit einem Berufsverbot belegten britischen Arztes Andrew Wakefield zurück.
Im Glauben, etwas Gutes für ihre Kinder zu tun, verzichten Eltern deshalb darauf, sie zu impfen. Gefährdet werden dadurch nicht nur die eigenen Kinder selbst, sondern auch Menschen, die sich etwa aufgrund von Vorerkrankungen nicht impfen lassen können. Um vor Infektionskrankheiten wie den Masern geschützt zu sein, brauchen sie den «Herdenschutz», der besteht, wenn (fast) alle um sie herum geimpft sind und die Krankheit dadurch auch nicht weitergeben können.
Neun von zehn Menschen atmen laut der Weltgesundheitsorganisation täglich verschmutzte Luft ein. Luftverschmutzung ist der WHO zufolge in diesem Jahr daher das grösste Umweltrisiko für die Gesundheit. Jedes Jahr sterben laut dem Bericht sieben Millionen Menschen vorzeitig an Krankheiten wie Krebs, Herz- und Lungenerkrankungen oder Schlaganfällen, die auf Schadstoffe in der Luft zurückgeführt werden. 90 Prozent dieser Todesfälle seien in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes, Krebs und Herzerkrankungen sind laut WHO gemeinsam für über 70% aller Todesfälle weltweit verantwortlich (insgesamt 41 Millionen Menschen). 15 Millionen davon sterben demnach vorzeitig im Alter zwischen 30 und 69 Jahren. Auch von diesen Todesfällen sind Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen besonders stark betroffen, auf sie entfallen ganze 85 Prozent.
Die nächste weltweite Grippepandemie kommt, da ist sich die WHO sicher. «Das Einzige, was wir nicht wissen, ist, wann es passieren wird», schreibt die Organisation.
Globale Abwehrmassnahmen seien nämlich nur so wirksam wie das schwächste Glied im Gesundheitsnotfallvorsorge- und Reaktionssystem eines Landes. Deshalb arbeite die WHO mit Institutionen in 114 Ländern zusammen, um zu überwachen, wie sich Grippeviren verbreiten.
Mehr als 1.6 Milliarden Menschen (22% der Weltbevölkerung) leben laut WHO an Orten, an denen langwierige Krisen und schwache Gesundheitsdienste sie ohne Zugang zur Grundversorgung zurücklassen.
In fast allen Weltregionen gebe es ausserdem zumindest instabile Verhältnisse, die dafür sorgen, dass etwa die Gesundheit von Müttern und Kindern auf der Strecke bleibt.
Antibiotika haben die Welt zu einem besseren, sichereren Ort gemacht. Doch «die Zeit mit diesen Medikamenten läuft ab», schreibt die WHO. Immer mehr Bakterien würden Resistenzen gegen die bislang bekannten Antibiotika entwickeln. Das drohe, «uns in eine Zeit zurückzuversetzen, in der wir Infektionen wie Lungenentzündung, Tuberkulose, Gonorrhö und Salmonellose nicht ohne weiteres behandeln konnten.»
2018 kam es zu zwei erneuten Ebola-Ausbrüchen im Kongo. Beide weiteten sich laut WHO-Angaben auf Städte mit mehr als einer Million Einwohner aus, eine der betroffenen Provinzen befindet sich ausserdem in einem gefährlichen Krisengebiet.
Vor allem in dicht besiedelten Gebieten bedeute so ein Ausbruch besondere Gefahren, auf die sich die WHO 2019 intensiv vorbereiten will.
In vielen Ländern, vor allem ärmeren, gibt es keine ausreichende medizinische Grundversorgung. Darunter versteht die WHO «idealerweise eine umfassende, erschwingliche und kommunale Versorgung während des gesamten Lebens».
40 Prozent der Welt sind laut WHO-Schätzung vom Dengue-Fieber bedroht. Die Krankheit wird von Moskitos übertragen, verursacht grippe-ähnliche Symptome und ist in vielen Fällen tödlich.
In Ländern wie Bangladesch und Indien gibt es während der Regenzeit eine hohe Anzahl von Fällen. Jetzt verlängert sich die Saison in diesen Ländern erheblich, 2018 gab es in Bangladesch laut Weltgesundheitsorganisation die höchste Zahl von Todesfällen seit fast zwei Jahrzehnten. Ausserdem breite sich die Krankheit mittlerweile auch auf weniger tropische und gemässigte Länder aus.
Immer noch sterben laut WHO-Angaben jedes Jahr fast eine Million Menschen weltweit an HIV/Aids. Auch wenn die Bekämpfung von HIV immer erfolgreicher verlaufe, sei es weiterhin schwer, einige Risikogruppen zu erreichen. Dazu zählen laut Weltgesundheitsorganisation etwa Sexarbeiter, Menschen im Gefängnis, Männer, die Sex mit Männern haben, oder Transsexuelle. Häufig würden diese Gruppen vom Gesundheitswesen ausgeschlossen. Besonders gefährdet seien ausserdem Mädchen und junge Frauen in Afrika südlich der Sahara.