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Zwei Polizisten getötet: Polizei fasst 38-jährigen Verdächtigen

Zwei Polizisten getötet: Polizei fasst zwei Verdächtige

31.01.2022, 17:3531.01.2022, 19:40
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Police officers search for traces on the access road to the scene where two police officers were shot during a traffic stop near Kusel, Germany, Monday, Jan. 31, 2022. Police say two officers have bee ...
Polizisten suchen nach Spuren am Tatort.Bild: keystone

Der Fahndungsdruck war am Ende zu stark: Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in der Pfalz hat sich der öffentlich gesuchte Verdächtige der Polizei gestellt. Der 38-Jährige aus dem saarländischen Kreis Neunkirchen wurde rund 13 Stunden nach der brutalen Bluttat vor einem Haus im saarländischen Sulzbach von Spezialkräften der Polizei festgenommen, wie ein Polizeisprecher in Kaiserslautern am Montagabend berichtete. Zuvor habe sich der Verdächtige über eine Anwältin bei der Polizei gemeldet.

In dem Haus in einem Wohngebiet sei kurze Zeit später ein 32 Jahre alter zweiter Verdächtiger widerstandslos festgenommen worden. In welchem Zusammenhang er zu den tödlichen Schüssen auf die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und den 29 Jahre alten Oberkommissar stehe, müssten die Ermittlungen ergeben. Beide Männer seien Deutsche und hätten sich zunächst nicht zur Sache geäussert. Der 38-Jährige sollte am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden.

Die Fahndungsmassnahmen liefen aber weiter, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass es noch weitere Mittäter gebe. Bei Durchsuchungen seien unter anderem Waffen sichergestellt worden. In welchem Zusammenhang diese mit der Tat stehen, sei aber noch nicht sicher.

Nach dem Wildhändler aus dem Kreis Neunkirchen hatte die Polizei zuvor öffentlich gefahndet. Nach dpa-Informationen hatten die Ermittler am Tatort Papiere des Verdächtigen gefunden. Der Mann war der Polizei nach Angaben aus Sicherheitskreisen in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und soll eine Waffenerlaubnis haben.

Das geschah in der Nacht auf Montag

Die Polizeianwärterin, die an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz im Hunsrück studiert hat, und der Oberkommissar waren am frühen Morgen gegen 4.20 Uhr bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstrasse in der Pfalz erschossen worden. Die Zivilstreife hatte nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später meldeten sie «Die schiessen».

Der Polizist soll am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben. Ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war zunächst noch unklar. Die beiden festgenommenen Männer seien nach ersten Erkenntnissen unverletzt gewesen, berichte die Polizei im Saarland.

Police officers prepare for an operation close to a road where two police officers were shot during a traffic stop near Kusel, Germany, Monday, Jan. 31, 2022. Police say two officers have been shot de ...
Nach einer Grossfahndung konnte ein Verdächtiger gefasst werden.Bild: keystone

Die Waffe der jungen Polizistin wurden offensichtlich nicht eingesetzt, ihre Pistole steckte noch im Holster. Die 24-Jährige war nach Polizeiangaben sofort tot. Der 29 Jahre alte Beamte aus Kusel habe zunächst noch gelebt, sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen, berichtete ein Polizeisprecher. «Er war ein absolut Guter», sagte ein Kollege traurig. Beide Opfer stammten wie die beiden Tatverdächtigen aus dem Saarland.

Die zwei Polizisten waren als Zivilstreife auf einer Routinefahrt unterwegs, trugen aber Uniformen und Sicherheitswesten, wie eine Sprecherin der Polizei Kaiserslautern sagte. Die tödlichen Schüsse fielen an der Kreisstrasse 22 in Ulmet im Kreis Kusel in der Westpfalz. Nach dem, was zunächst über den Hergang bekannt wurde, waren die Beamten wohl schon näher an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als geschossen wurde.

Dass die Polizisten mit Kopfschüssen getötet wurden, bestätigte die Polizei zunächst nicht. Die Schutzwesten reichten aber von der Hüfte bis zum Hals, insofern sei dies wahrscheinlich. Die Polizei ging davon aus, dass eine Obduktion angeordnet wird. Wie viele Schüsse insgesamt abgegeben wurden, war zunächst unklar.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz zeigten sich «zutiefst schockiert» über die tödlichen Schüsse. «Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen», hiess es in einer Mitteilung der beiden SPD-Politiker in Mainz. Die Ministerpräsidentin ordnete Trauerbeflaggung im Land an. Für alle Streifenwagen des Landes ist Trauerflor vorgesehen. Auch andere Bundesländer folgten diesem Schritt für ihre Polizisten.

Deutschlands Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: «Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren.» (sda/dpa)

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43 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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düdeldü
31.01.2022 17:54registriert April 2019
Was für eine Gräueltat - niemand soll auch nur im Geringsten das Gefühl vermittelt bekommen, mit so etwas davon zu kommen. In dieser Ohnmachtssituation zumindest ein Lichtblick!
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DrDolittle
31.01.2022 18:08registriert September 2018
Ruht in Frieden 🙏🏻
Es freut mich, dass die Polizei so schnell zwei Tatverdächtige festnehmen konnte. Ich hoffe, die Täter werden ihrer gerechten Strafe zugeführt!
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Zanzibar
31.01.2022 17:48registriert Dezember 2015
Boah, furchtbar!
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