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Angela Merkel gibt in ihren Memoiren kaum bekannte Einblicke

File - German Chancellor Angela Merkel is pictured with light and shadow at the Meseberg palace near Berlin, Germany, Thursday, Jan. 23, 2014. (AP Photo/Michael Sohn, File)
Angela Merkel
Die frühere Kanzlerin Angela Merkel gibt in ihren Memoiren kaum bekannte Einblicke über ihr Privatleben.Bild: keystone

Bärensteak und Hausbesetzerin: Merkel plaudert in ihren Memoiren aus dem Nähkästchen

Ihr Privatleben hat die frühere Kanzlerin Angela Merkel immer privat gelassen. In ihren Memoiren gibt sie einige Einblicke, die bislang kaum bekannt sind.
26.11.2024, 13:1926.11.2024, 13:55
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Ein Artikel von
t-online

Bouletten, Bärenfleisch und ein paar starke Männer. Wer durch die rund 740 Seiten der Memoiren von Ex-Kanzlerin Angela Merkel blättert, findet neben ihrem politischen Vermächtnis kleine Details, die den Menschen Merkel sichtbar machen. Deutlich wird etwa auch, welche zentrale Rolle ihre Vertraute und Co-Autorin Beate Baumann im politischen Leben der 70-Jährigen spielt. Am Dienstagabend will die frühere CDU-Vorsitzende ihr Buch mit dem Titel «Freiheit: Erinnerungen 1954–2021» im Deutschen Theater in Berlin vorstellen, moderiert von der Journalistin Anne Will.

Ein paar private Dinge aus dem Leben von Angela Merkel:

Vergangenheit als Bardame

Merkel bezeichnet sich zwar selbst so. Aber nein, eine anrüchige Vergangenheit hat sie bislang nicht verborgen. Sie erzählt vielmehr, wie ihre Seminargruppe beim Physikstudium in Leipzig begann, ein- bis zweimal in der Woche auf den Fluren der Hochschule eine Disco zu organisieren. «Für den Verkauf der Getränke war ich zuständig, ich arbeitete also in gewisser Weise als Bardame. Das machte mir viel Freude und brachte auch noch etwas zusätzliches Geld ein.»

Vergangenheit als Hausbesetzerin

Eigentlich war es nur eine leere Wohnung, aber die besetzte Merkel tatsächlich. Und das kam so: Im Frühjahr 1981 trennte sie sich von ihrem ersten Ehemann Ulrich Merkel und zog zunächst bei einer Kollegin ein. Eines Tages habe ihr ein Bekannter den Tipp gegeben, dass in der Templiner Strasse in Berlin eine Wohnung unbewohnt sei. «Freunde redeten mir zu, diese Wohnung zu besetzen. Das fiel mir alles andere als leicht, aber ich hatte keine Wahl; ich konnte nicht unendlich lange bei meiner Kollegin wohnen und musste etwas tun.» Luxuriös hatte es die spätere Kanzlerin nicht. «Meine Möbel holte ich mir im Wesentlichen vom Sperrmüll und strich sie ein wenig an. Ich schlief auf Holzpaletten, auf die ich eine Matratze legte. Das Wohnniveau war überaus bescheiden, trotzdem fühlte ich mich wohl.»

Merkel erkundigte sich bei Nachbarn, wie viel diese an Miete zahlten. Genau diesen Betrag überwies sie dann der Kommunalen Wohnungsverwaltung. «Niemand verweigerte die Annahme des Geldes.» Schnell versuchte sie, ihr illegales Mietverhältnis zu legalisieren – was sich als nicht ganz einfach herausstellte, aber schliesslich auf Umwegen gelang.

Joachim Sauer

Über ihren zweiten Ehemann schreibt Merkel: «Wir liebten und lieben beide die Natur und das Reisen. Über ihn lernte ich die Musik von Richard Wagner erst richtig kennen und verstehen.» Der Zeitpunkt ihrer Hochzeit hatte dabei auch einen politischen Aspekt, wie im Buch deutlich wird: «In konservativen Kreisen meiner Partei hatte es seit 1990 immer wieder Kritik daran gegeben, dass ich als geschiedene Frau in einer nicht ehelichen Lebensgemeinschaft lebte. Da ich jeden Eindruck vermeiden wollte, dass ich aus Karrieregründen heiratete, hatten Joachim und ich mit diesem Schritt gewartet, bis die CDU in der Opposition war.» Nach der Bundestagswahl 1998 sei es so weit gewesen. «Am 30. Dezember 1998 heirateten wir.»

US President Barack Obama walks with German Chancellor Angela Merkel and her husband Joachim Sauer, left, as they arrive in Kruen, near Garmisch-Partenkirchen, southern Germany, Sunday, June 7, 2015,  ...
Merkel mit Obama und Sauer.Bild: AP/AP

Bouletten ...

Ihren ersten Tag als Kanzlerin liess Merkel am 22. November 2005 in einer Runde ausklingen, für die bei der Kanzlerküche Würstchen, Kartoffel- und Krautsalat, Bouletten und Getränke bestellt worden waren. Und auch nach dem Grossen Zapfenstreich am 2. Dezember 2021 zu ihrem Abschied traf sich wieder eine Runde im Kanzleramt: «Wie sechzehn Jahre zuvor gab es Würstchen, Bouletten und Kartoffelsalat», schreibt Merkel. «Ein Kreis schloss sich.»

... Suppe ...

Als Kanzlerin aller Deutschen «musste ich alles geben, jederzeit verfügbar und erreichbar sein, auch Brandherde austreten, bevor sie sich zu einem Feuersturm entwickelten», erinnert sich Merkel. Es habe aber jeden Tag auch mehr als genug Momente zum Kraftschöpfen gegeben. «An Tagen nach Auslandsreisen mit Jetlag oder nach Nachtsitzungen war es wunderbar, eine Hühner-, Kartoffel- oder Linsensuppe zu essen.»

... Bärenfleisch ...

Im Zusammenhang mit deutsch-russischen Regierungskonsultationen im April 2006 im sibirischen Tomsk beschreibt Merkel nicht nur den Traum, mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok zu reisen, den Wunsch, mit einem Boot über einen der grossen sibirischen Flüsse zu fahren, und die Deutschkenntnisse von Russlands Präsident Wladimir Putin («Sein Deutsch war besser als mein Russisch»), sondern auch kulinarische Details: «Beim Essen konnte ich zwischen einem klassischen Steak und einem vom Braunbären auswählen und entschied mich für das Abenteuer», berichtet die Altkanzlerin. Das Bärenfleisch habe «sehr gut, kräftig und wie Wild» geschmeckt.

... und Stulle mit Muckefuck

In ihrer Schulzeit ging es dagegen weniger exotisch zu. «Der Unterricht begann um halb acht. Ich stand gegen 6.15 Uhr auf, das Frühstück bestand nur aus einer Stulle in der Hand und einer Tasse Tee oder Muckefuck, zum Hinsetzen blieb keine Zeit», schreibt die Altkanzlerin über ihre Kindertage im elterlichen Pfarrhaus. Und: «Um achtzehn Uhr gab es Abendessen, zumeist Stullen, manchmal aber auch Griessbrei mit Kirschen oder Blaubeeren.»

Aus Haaren eine Frisur machen

Wie wichtig ihr öffentliches Aussehen für Merkel war und ist, wird deutlich, wenn sie über ihre Visagistin schreibt. «In unzähligen Stunden stand sie mir zur Seite – bis heute. Sie schaffte es, aus meinen Haaren eine Frisur zu machen», berichtet sie über Petra Keller, die zuvor Erfahrungen beim Fernsehen gesammelt hatte.

Das Geheimnis der farbenfrohen Blazer

Manche Erfahrung aus ihren Jahren in der DDR wirkt bei Merkel bis in die heutige Zeit nach. Der Osten habe streng nach Scheuermitteln, Bohnerwachs und Terpentin gerochen, schreibt sie. Diesen Geruch habe sie bis heute in der Nase. «Überhaupt war die offizielle DDR für mich die Inkarnation der Geschmacklosigkeit. Nur Imitate statt richtiger natürlicher Materialien, nie freudvolle Farben.» Und das hatte Folgen: «Vielleicht ist meine heutige Vorliebe für farbenfrohe Blazer auch auf die Urerfahrung zurückzuführen, dass ich im DDR-Alltag kräftige Farben oft vermisste.»

«Kayros»: Gott der günstigen Gelegenheit

Unter dem Zwischentitel «Runter vom Platz» berichtet Merkel über eine kleine Skulptur des Bildhauers Thomas Jastram, die sie 2019 gekauft hat. Auf einem Regal in ihrem Büro, das für eintretende Besucher nicht einsehbar gewesen sei, habe sie das kleine Kunstwerk in Luftpolsterfolie verpackt abgestellt. Sie nahm sich vor, die Figur eines Tages in ihrem Altkanzlerinnenbüro «an Deck» zu holen, «sie also erst nach meiner Zeit im Amt für alle sichtbar aufzustellen, bis dahin blieb sie verpackt in der Ecke auf dem Regal».

Die von Jastram 2017 aus Bronze geschaffene und 42 Zentimeter hohe Skulptur mit dem Namen «Kayros» stellt den Gott der günstigen Gelegenheiten dar. «Kayros» sei wie für sie gemacht gewesen. «Zum richtigen Zeitpunkt hatte ich losgelassen», schreibt Merkel, als sie die Hintergründe für ihre Entscheidung schildert, im Dezember 2018 nicht erneut als Parteichefin und bei der Bundestagswahl 2021 nicht wieder als Kanzlerkandidatin anzutreten.

Zittern bei der Hymne

Offen berichtet Merkel über ein Phänomen, das gegen Ende ihrer 16 Jahre als Kanzlerin für Schlagzeilen und Spekulationen sorgte. Kurz vor Ende der militärischen Ehren während des Antrittsbesuchs des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin am 18. Juni 2019 hätten ihre Oberschenkel leicht zu zittern begonnen. Während der Nationalhymnen habe sich das Zittern über den ganzen Körper ausgebreitet. Nach ein paar Tagen habe sich «der Vorgang» wiederholt. Später hörte sie bei ähnlichen Gelegenheiten die Nationalhymnen nur noch auf einem Stuhl sitzend an.

Angela Merkel und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag in Berlin - beim Empfang Selenskyjs mit militärischen Ehren erlitt Merkel bei der Nationalhymne einen Zitteranfall.
Selenskyj und Merkel in Berlin im Jahr 2019.Bild: AP

Neurologisch und internistisch habe es keine Befunde gegeben, berichtet die Physikerin nüchtern. «Die Reaktion meines vegetativen Nervensystems war offensichtlich anders zu verstehen.» Eine Osteopathin habe ihr erklärt, «dass mein Körper dabei war, Spannungen abzubauen, die er über lange Zeit aufgebaut hatte, nicht nur nach dem Tod meiner Mutter im Frühjahr, nach dem ich kaum Zeit zum Trauern gefunden hatte, sondern auch im Prozess des Loslassens von meinen Ämtern.» Den Absatz schliesst Merkel mit einem für sie typischen Satz: «Eigentlich also eine gute Nachricht – wenn mein Körper sich nur nicht dazu entschlossen hätte, diesen Prozess vor den Augen der Öffentlichkeit ablaufen zu lassen.»

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
26.11.2024 13:45registriert April 2016
Man muss es klar und deutlich sagen:
Die aktuelle Krise in Deutschland haben wir Merkel zu verdanken.

Deutschlands grösste Baustellen: Abwanderung der Industrie und Migration ist 1:1 aufgrund ihrer haarsträubenden, politischen (Fehl)entscheidenden entstanden.
Die Ampel hat dann lediglich noch schlecht weiter verwaltet.
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MartinZH
26.11.2024 14:10registriert Mai 2019
Merkel und Sarkozy blockten am Nato-Gipfel 2008 in Bukarest die Forderungen anderer Nato-Staaten für einen raschen Beitritt der UA und Georgien ab. Merkel hörte auf ihren Moskau-affinen Berater Erich Vad und Frank-Walter Steinmeier warnte vor einer "Belastung der Beziehungen zu RU".

Wenn Merkel heute meint: «Ich verstand den Wunsch der mittel- und osteurop. Länder, so schnell wie möglich Nato-Mitglied zu werden. Aber die Aufnahme eines neuen Mitglieds sollte nicht nur ihm ein Mehr an Sicherheit bringen, sondern auch der Nato», dann ist das nur kurzsichtig. Sie will keine Verantwortung tragen.
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