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Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees Turski tot

Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees Turski tot

19.02.2025, 08:0319.02.2025, 08:03
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Der Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Marian Turski, ist tot. Der Holocaust-Überlebende starb am Nachmittag im Alter von 98 Jahren in Warschau, wie das Komitee mitteilte. Turski war 2021 zum Präsidenten der Organisation gewählt worden.

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Marian Turski überlebte den Holocaust.Bild: keystone

«Auschwitz-Überlebende in vielen Ländern verabschieden sich mit grossem Schmerz und unendlicher Dankbarkeit von ihrem Freund, Bruder und Leidensgefährten Marian Turski, der in aller Welt als wirkmächtiger Vertreter ihrer Erinnerungen und als Stimme ihrer ermordeten Angehörigen gehört wurde», teilte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, mit.

Heubner: Zunehmende Sorge bei Turski

Bis in seine letzten Lebenstage hinein habe Turski als Journalist und Zeitzeuge die politischen Entwicklungen mit zunehmender Sorge verfolgt. Er sei bestürzt gewesen angesichts des europaweiten Aufflammens antisemitischer und rechtsextremer Ideologien und der rhetorischen Gewalt, mit der die Repräsentantinnen und Repräsentanten dieser Ideologien besonders junge Menschen zu radikalisieren versuchten, hiess es von Heubner weiter.

«Umso mehr bleibt uns als eine seiner letzten Botschaften, der letzte Satz, den er in seiner Rede anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz für die Gedenkfeier am 23. Januar in Berlin formulierte: »‹Unsere Tage, die der Überlebenden, sind gezählt: Aber wir werden nicht verstummen, wenn Sie, Sie alle nicht schweigen.›»

epa11519411 Auschwitz prisoner Marian Turski speaks during the commemoration of the European Holocaust Remembrance Day for Roma and Sinti at the former Nazi German extermination camp Auschwitz II-Birk ...
Marian Turski zeigte sich zuletzt besorgt.Bild: keystone

Im von Nazi-Deutschland besetzten Polen war Turski mit seiner Familie seit 1942 im Ghetto von Lodz inhaftiert, bevor er 1944 in das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde. Nach seiner Befreiung arbeitete Turski in Warschau als Journalist. Er war Mitbegründer des Museums der Geschichte der polnischen Juden in Warschau.

Roth lobt Kämpfergeist und Mut Turskis

Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte, Turski sei ein «Mensch von unfassbarer Güte, Mut und Kämpfergeist.» Bei den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz habe er es sich trotz schwerer Krankheit nicht nehmen lassen, eine bewegende Rede zu halten. Turski werde nicht nur als unermüdlicher Mahner gegen das Vergessen, gegen den Hass und die Unmenschlichkeit und als beharrsamer Vertreter von Holocaust-Überlebenden weltweit, sondern auch als Mensch fehlen.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz betonte auf der Plattform X, Turski habe es das «elfte Gebot» genannt, nicht gleichgültig zu sein. «Nicht gleichgültig zu sein, das ist eine Staatsaufgabe – und eine Bürgeraufgabe, die wir weitertragen. Es ist unsere Verpflichtung», meinte Scholz. Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf X: «Sein Vermächtnis ist nun unser aller Auftrag, seine Botschaft für die Erinnerung an die Shoah & Versöhnung in Europa weiterzutragen.»

Das Internationale Auschwitz Komitee ist ein Zusammenschluss von Auschwitz-Überlebenden und ihren Organisationen aus 19 Ländern. Sein Sitz ist Berlin. Der Name Auschwitz hat sich als Synonym für den Holocaust und Inbegriff des Bösen weltweit ins Bewusstsein eingebrannt. Allein dort brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um, zumeist Juden. In ganz Europa ermordeten sie während der Schoah etwa sechs Millionen Juden. (dab/sda/dpa)

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