International
Donald Trump

USA: Abschiebungen nach El Salvador – Donald Trump gerät in Bedrängnis

epa06185778 People protest outside Trump Tower after US President Donald J. Trump announced the plan to rescind the DACA program in New York, New York, USA, 05 September 2017. President Donald Trump h ...
Gegen die Abschiebungen gab es auch in der Bevölkerung Widerstand.Bild: EPA

Streit um Abschiebung von Familienvater – Donald Trump gerät zunehmend in Bedrängnis

16.04.2025, 19:5317.04.2025, 13:40
Mehr «International»

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump gerät im Fall des versehentlich nach El Salvador abgeschobenen Migranten zunehmend in Bedrängnis.

Während der demokratische US-Senator Chris Van Hollen bei einer Reise in das mittelamerikanische Land persönlich für die Rückkehr des Mannes warb, der dort nun in einem berüchtigten Gefängnis sitzt, musste die Trump-Regierung vor Gericht eine Niederlage einstecken – ihr droht ein Strafverfahren. Gleichzeitig versuchte das Weisse Haus mit einem medienwirksamen Auftritt, die Öffentlichkeit auf seine Seite zu ziehen.

epa12035717 US Democratic Senator from Maryland Chris Van Hollen speaks to the press in Antiguo Cuscatlan, El Salvador, 16 April 2025. Van Hollen arrived in El Salvador to request the release of Salva ...
Marylands Senator Chris Van Hollen setzt sich für den abgeschobenen Mann ein.Bild: keystone

Der abgeschobene Kilmar Abrego Garcia stammt aus El Salvador und war US-Medien zufolge als Teenager etwa um 2011 herum illegal in die USA eingereist, auf der Flucht vor Bandengewalt - zunächst war vom Jahr 2012 die Rede gewesen. Obwohl sein Asylantrag 2019 abgelehnt wurde, erhielt er Schutz vor Abschiebung wegen drohender Verfolgung und laut US-Medien auch eine Arbeitsgenehmigung.

This undated photo provided by CASA, an immigrant advocacy organization, in April 2025, shows Kilmar Abrego Garcia. (CASA via AP)
Maryland Deportation Error
Kilmar Abrego Garcia.Bild: keystone

Dennoch wurde der 29 Jahre alte Familienvater dann Mitte März im Bundesstaat Maryland – den der Senator Van Hollen im Senat vertritt – festgenommen und kurz darauf abgeschoben. Die US-Regierung sprach zunächst von einem «administrativen Fehler», bekräftigte jedoch gleichzeitig den Vorwurf, er sei selbst Mitglied der berüchtigten Bande MS-13. Abrego Garcias Anwälte bestreiten das.

Eine Bundesrichterin hat angeordnet, dass die Trump-Regierung den Mann zurückbringen muss. Der Fall landete zwischenzeitlich beim Obersten Gericht der USA. Seitdem gibt es juristisches Gezerre darüber, was weiter geschehen soll.

President Donald Trump speaks as he signs executive orders in the Oval Office of the White House Wednesday, April 9, 2025, in Washington. (Pool via AP)
Trump
Donald Trump und seine Regierung sehen sich im Recht.Bild: keystone

US-Senator in El Salvador: Trump-Regierung lügt

Der Demokrat Van Hollen sprach bei seinem Besuch in El Salvador mit dem salvadorianischen Vizepräsidenten. Ein persönliches Treffen oder auch nur ein Telefongespräch mit Abrego Garcia sei ihm jedoch nicht ermöglicht worden, erklärte er. Zuvor hatte Trumps Heimatschutzministerin Kristi Noem das Gefängnis besucht und dort vor den Zellen posiert, in denen Gefangene sitzen.

As prisoners stand looking out from a cell, U.S. Homeland Security Secretary Kristi Noem speaks during a tour of the Terrorist Confinement Center in Tecoluca, El Salvador, March 26, 2025. (AP Photo/Al ...
US-Heimatschutzministerin Kristi Noem bei ihrem Besuch in El Salvador.Bild: keystone

Auch der republikanische Kongressabgeordnete Riley Moore erhielt Zugang. Ein Foto, das er selbst auf X veröffentlichte, zeigt ihn mit hochgerecktem Daumen vor einer Gefängniszelle. Van Hollen betonte, er habe keine Gefängnistour gewollt, sondern lediglich ein Gespräch mit dem Inhaftierten.

«Wenn man Präsident Trump und der Trump-Regierung zuhört, könnte man meinen, dass US-Gerichte festgestellt haben, dass Herr Abrego Garcia zu MS-13 gehört, aber das ist nicht der Fall», sagte Van Hollen vor Reportern in El Salvador. Er warf Trump, Justizministerin Pam Bondi sowie Vizepräsident JD Vance vor, in dem Fall zu lügen.

Weisses Haus lässt Mutter eines Mordopfers sprechen

Das Weisse Haus kündigte inmitten der aufgeheizten Debatte spontan einen Presseauftritt mit einem «Ehrengast» an, verriet aber nicht, wer kommt. Vor die Kameras trat schliesslich die Mutter einer im Bundesstaat Maryland getöteten Frau. Sie war von einem illegal in die USA eingereisten Mann aus El Salvador brutal ermordet worden. Der Fall hat nichts mit der Abschiebung von Abrego Garcia zu tun, lediglich das Herkunftsland des Täters und Maryland als Schauplatz dienen als Verbindung.

Das Weisse Haus beantwortet Fragen nach der Rechtmässigkeit der Abschiebung seit Tagen mit Verweis auf die brutale Ermordung der Joggerin und versucht, Medien und Demokraten als empathielos darzustellen.

Patty Morin, mother of Rachel Morin, speaks during a briefing with White House press secretary Karoline Leavitt in the James Brady Press Briefing Room at the White House, Wednesday, April 16, 2025, in ...
Patty Morin erzählte im Presseraum des Weissen Hauses über die Ermordung ihrer Tochter.Bild: keystone

«Dies ist die Art von Kriminellen, die Präsident Trump aus unserem Land entfernen möchte», sagte die völlig aufgelöste Mutter im Briefing-Raum des Weissen Hauses vor Journalisten und schilderte die schreckliche Tat im Detail. Sie monierte die Reise von Senator Van Hollen nach El Salvador auf Steuerkosten, «um jemanden zurückzubringen, der nicht einmal amerikanischer Staatsbürger ist». Im Anschluss an ihren Auftritt herrschte Schweigen im Briefing-Raum. Trumps Sprecherin Karoline Leavitt umarmte die Mutter, die beiden verliessen zügig das Podium.

White House press secretary Karoline Leavitt embraces Patty Morin, mother of Rachel Morin, as they speak with reporters in the James Brady Press Briefing Room at the White House, Wednesday, April 16,  ...
Nach ihrem Auftritt umarmt Patty Morin die Pressesprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt.Bild: keystone

«Es ist scheusslich (...) dass so viel Zeit für die Berichterstattung über diesen mutmasslichen Menschenhändler und dieses Bandenmitglied aufgewendet wurde», sagte Leavitt bereits Anfang der Woche über Abrego Garcia. Der schrecklichen Ermordung der Frau aus Maryland werde hingegen keine Beachtung geschenkt.

Nun betonte sie, Abrego Garcia sei ein «illegaler Ausländer, Mitglied der MS-13-Bande und ausländischer Terrorist, der in sein Heimatland abgeschoben wurde». Sie zitierte aus Gerichtsdokumenten, wonach Abrego Garcia bei der Festnahme, die 2019 zu seiner Asyl-Anhörung führte, Kleidung mit Bandensymbolik getragen habe und gemeinsam mit zwei mutmasslichen Bandenmitgliedern festgenommen worden sei. Ausserdem habe es in der Vergangenheit Vorwürfe wegen häuslicher Gewalt gegen ihn gegeben.

Vorgehen der Trump-Regierung bei Abschiebungen im Fokus

Die betroffene Frau – seine Ehefrau – verteidigte Abrego Garcia daraufhin öffentlich gegen die Vorwürfe. Auch Van Hollen zeichnete bei seinem Besuch in El Salvador ein völlig anderes Bild. «Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass er eine Straftat begangen hat, und auch von den Vereinigten Staaten wurden keine Beweise dafür vorgelegt», sagte der Demokrat.

Deshalb habe er gegenüber dem salvadorianischen Vizepräsidenten deutlich gemacht, dass die Trump-Regierung «offensichtlich gegen Anordnungen amerikanischer Gerichte» verstosse – und infrage gestellt, wie El Salvador unter diesen Umständen weiterhin an der Inhaftierung festhalten könne.

«Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass er eine Straftat begangen hat, und auch von den Vereinigten Staaten wurden keine Beweise dafür vorgelegt»

Der Fall steht stellvertretend für eine breitere Debatte über das Vorgehen der US-Regierung bei Abschiebungen – insbesondere im Zusammenhang mit zwei umstrittenen Abschiebeflügen von etwa 200 Personen Mitte März, unter denen auch Abrego Garcia war.

Die US-Regierung hat damit begonnen, Migranten – vor allem aus Venezuela –, die sie als kriminell einstuft, nach El Salvador abzuschieben, wo sie in dem Hochsicherheitsgefängnis namens Cecot untergebracht werden. Im Gegenzug zahlt Washington dem mittelamerikanischen Land eine Millionensumme.

epaselect epa11969342 A handout photo made available by the Presidency of El Salvador shows guards at the Terrorism Confinement Center (Cecot) transferring alleged members of the criminal gang known a ...
Häftlinge und Wärter im Hochsicherheitsgefängnis Cecot in El Salvador.Bild: keystone

Trump will Fälle nicht einzeln prüfen lassen

Die Rechtmässigkeit dieser Transfers ist umstritten. Während die US-Regierung von Schwerkriminellen spricht, die sie ausser Landes gebracht habe, schüren Recherchen von mehreren US-Medien – darunter die «New York Times» – Zweifel an der angeblich kriminellen Vergangenheit der Betroffenen. Trump monierte nun juristische Vorgaben, wonach die Abgeschobenen juristisch nicht «als Gruppe» betrachtet werden dürften, sondern dass jeder Fall einzeln geprüft werden müsse. Das würde hundert Jahre dauern, die Gerichte seien völlig «ausser Kontrolle», so der Republikaner.

FILE - U.S. District Judge James Boasberg, chief judge of the United States District Court for the District of Columbia, stands for a portrait at E. Barrett Prettyman Federal Courthouse in Washington, ...
US-Richter James Boasberg.Bild: keystone

Kritiker wie Van Hollen werfen der Trump-Regierung vor, sich über richterliche Anordnungen hinwegzusetzen. Beobachter fürchten eine Verfassungskrise. Die Entscheidung eines Richters in der US-Hauptstadt Washington schlug nun in eine ähnliche Kerbe. Richter James Boasberg kam zu dem Schluss, dass Trumps Regierung generell mit Abschiebeflügen nach El Slavador wohl vorsätzlich gegen seine Anordnung verstossen hat.

Er hatte vor einigen Wochen angeordnet, die Abschiebungen vorerst zu stoppen, solange die rechtliche Grundlage dafür noch gerichtlich geprüft werde. Die Flieger – auch der mit Abrego Garcia – hoben trotzdem ab. Jetzt erklärte Boasberg, es bestehe ein hinreichender Anfangsverdacht für ein mögliches Strafverfahren wegen Missachtung des Gerichts gegen Mitglieder der Regierung. Trumps Regierung habe nun die Möglichkeit, sich zu erklären, hiess es weiter. Sollte dies nicht geschehen, werde das Gericht den Fall zur Anklage an die Staatsanwaltschaft übergeben, kündigte Boasberg an. (rst/vro/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«Zukunft hängt von eurer Generation ab» – Bernie Sanders hält Rede an Musikfestival
Video: extern
Das könnte dich auch noch interessieren:
70 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Gandalf-der-Blaue
16.04.2025 20:02registriert Januar 2014
Das Muster wiederholt sich: Trump hat die Justiz gedemütigt - und dies so sehr, dass sogar die von ihm ernannten Bundesrichter inzwischen nicht mehr hinter allem stehen. Und so ganz von aussen und mit Ruhe betrachtet, hat Trump diese weitere Front, die sich für ihn nun auftut, mehr als verdient.
1516
Melden
Zum Kommentar
avatar
Habibti03
16.04.2025 20:43registriert August 2019
Das System lebt noch. Mal schauen, ob es sich wieder aufraffen kann oder zu grabe getragen wird.
1023
Melden
Zum Kommentar
avatar
Johny56
16.04.2025 21:23registriert März 2025
Es ist zu hofen, dass die Richter diesem Regime den Riegel schieben. Es ist ja unglaublich, was sich der Orange mit seinen Kumpanen leistet.
380
Melden
Zum Kommentar
70
    Schwerer Sandsturm betrifft Millionen Menschen im Iran

    Ein schwerer Sandsturm hat am Dienstag Teile des Iran unter einer dichten Staubglocke verschwinden lassen. In den westlichen Provinzen Chusestan, Kermanschah, Ilam und Kurdistan blieben Schulen und Büros geschlossen, wie das iranische Staatsfernsehen berichtete.

    Zur Story