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Russland soll auf eine Terror-Liste: Cyberangriff auf EU-Parlament

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Nach kritischer Abstimmung: Eine Hackergruppe hat das EU-Parlament attackiert.Bild: shutterstock

Russland auf Terror-Liste: Cyberangriff auf EU-Parlament nach kritischer Abstimmung

Das Vorhaben, Russland auf eine Terrorismus-Liste zu tun, bleibt nicht ohne Nachspiel für das EU-Parlament. Sie wurden Opfer eines Cyberangriffs. Eine kremlnahe Hackergruppe hat sich zu der Attacke bekannt.
23.11.2022, 18:3323.11.2022, 18:54
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Das EU-Parlament hat Russland in einer Resolution als Unterstützer von Terrorismus bezeichnet. Kurz darauf ist die Internetseite der Institution angegriffen worden.

«Unsere IT-Experten setzen sich dagegen zur Wehr und schützen unsere Systeme», schrieb die Präsidentin des Europaparlaments Roberta Metsola am Mittwoch auf Twitter.

Eine kremlnahe Hackergruppe habe zu der Attacke bekannt. Zudem wies sie darauf hin, dass das Parlament kurz vorher Russland als staatlichen Unterstützter von Terrorismus bezeichnet habe.

Flut von Datenanfragen

Wegen zahlreicher Zugriffe war die Website des Parlaments am Mittwoch nur eingeschränkt nutzbar, wie der Presseverantwortliche Jaume Duch zuvor mitgeteilt hatte. Die Zugriffe stünden im Zusammenhang mit einem sogenannten DDos-Angriff. Bei DDos-Attacken überrollen Angreifer die Server ihrer Opfer mit einer Flut von Datenanfragen, um diese lahmzulegen.

Im Telegramkanal «We Are Killnet» (Wir sind Killnet) wurde am frühen Nachmittag ein Screenshot geteilt, das nahelegt, dass die Gruppe für die Attacke verantwortlich sein könnte. Unabhängig bestätigt wurde dies zunächst nicht. Die russische Hackergruppe «Killnet» ist schon öfter im Zusammenhang mit Angriffen auf westliche Behörden in Verbindung gebracht worden.

Mittwochmittag hatte das EU-Parlament die russlandkritische Resolution mit grosser Mehrheit verabschiedet, in der auch gefordert wurde, die EU solle eine Terrorliste für Staaten wie Russland schaffen.

Nicht auf Attacken vorbereitet

Konkret heisst es, dass eine Listung eines Landes als ein «dem Terrorismus Vorschub leistender Staat» restriktive Massnahmen auslösen und Auswirkungen auf die Beziehungen der EU zu Ländern auf dieser Liste haben könnte. Welche konkreten Auswirkungen eine entsprechende Listung für Russland hätte, ist unklar und müsste von den EU-Staaten entschieden werden.

Linke-Ko-Chef Martin Schirdewan sieht die Resolution kritisch, betont aber: «Darauf offensichtlich mit einer grossangelegten, kriminellen Cyber-Attacke zu antworten, wirft ein klares Licht auf das Demokratieverständnis der Angreifenden», so der Europaparlamentarier.

Der Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen bezeichnete die Attacke als Warnschuss. «Es ist ein Angriff auf das demokratische Herz Europas.» Es werde nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man Opfer von solchen Angriffen werde. «Wir sind nicht ausreichend vorbereitet auf solche Attacken», so der Europapolitiker.

Die Fraktion der Liberalen schrieb auf Twitter, der Cyberangriff zeige Russlands Verachtung für die Demokratie. «Putins Hacker werden uns nicht zum Schweigen bringen oder unsere Arbeit behindern.» (sda/dpa/kma)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
23.11.2022 18:51registriert Oktober 2020
Russland will seine Listung auf der Terrorliste verhindern, indem es Cyber-Terror betreibt?

Diese Logik bringt zumindest mein Betriebssystem zum Absturz 🤯
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Kaffeesüchtig
23.11.2022 18:49registriert November 2021
Das ist ja schon fast Situationskomik, mit einem Cyberangriff gleich den Tatbeweis anzutreten, dass man zurecht als Terrorstaat eingestuft wurde.
Ist das jetzt Provokation oder Dilettantismus?
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mMn
23.11.2022 20:56registriert September 2020
Russland liefert gleich die Bestätigung
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