Die Feinstaubbelastung ist für Menschen weltweit nach wie vor sehr gross. Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Tageshöchstwert für Partikel der Grösse PM2.5 wurde zuletzt im globalen Durchschnitt an 70 Prozent aller Tage überschritten, wie ein Forschungsteam im Fachmagazin «The Lancet Planetary Health» berichtet. Auch in der Schweiz sind die Werte teilweise zu hoch.
Nur 0.001 Prozent der Menschen leben demnach an Orten, an denen der empfohlene Jahreshöchstwert nicht übertroffen wird.
Als PM2.5 werden Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2.5 Mikrometern (tausendstel Millimetern) bezeichnet. Die WHO hatte die empfohlenen Grenzwerte für PM2.5-Feinstaub im Jahr 2021 gesenkt - für die mittlere jährliche Belastung von 10 auf 5 Mikrogramm (tausendstel Gramm) pro Kubikmeter Luft.
In der Schweiz betrug die jährliche Belastung im Jahr 2021 laut Daten des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (Nabel) im Mittel über alle Messstationen rund 9.2 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Die höchste jährliche Belastung wurde in Chiasso TI mit 17 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen, die geringste auf der Messtation Rigi-Seebodenalp SZ mit 4.9 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Die Gruppe um Yuming Guo von der Monash University in Melbourne hatte die Feinstaubbelastung auf Basis von Messwerten und Computermodellen für die Jahre 2000 bis 2019 ermittelt. Der weltweite PM2.5-Jahresdurchschnitt lag demnach bei 32.8 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.
Am höchsten lag der Wert mit etwa 50 in Ostasien (mit China), gefolgt von Südasien mit 37.2 und Nordafrika mit 30.1. Die niedrigsten Werte wiesen Australien und Neuseeland (8.5), das übrige Ozeanien (12.6) und Südamerika (15.6) auf.
Der von der WHO empfohlene Tageshöchstwert von 15 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurde weltweit an mehr als 70 Prozent aller Tage überschritten, in Ost- und Südasien sogar an mehr 90 Prozent aller Tage.
Einen Rückgang der Feinstaubbelastung gab es der Analyse zufolge in Europa sowie in einigen Regionen Nordamerikas und Afrikas. Nach WHO-Angaben sterben jährlich rund sieben Millionen Menschen vorzeitig infolge von Luftverschmutzung.
Entgegen allen Regeln der Atmosphärenchemie entsteht Smog in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi nachts. Forschende des Paul Scherrer Instituts (PSI) in Villigen AG haben gemeinsam mit lokalen Fachleuten eine Erklärung für dieses Phänomen gefunden: Schuld seien Holzfeuer zum Kochen und Heizen.
Für rund 400 Millionen Menschen in der indischen Ganges-Tiefebene sind Holzfeuer eine gängige Praxis, wie es in einer Mitteilung des PSI vom Montag hiess. Mit dem Holz würden dabei oft auch Abfall und Plastik verbrannt.
Laut der neuen Studie im Fachblatt «Nature Geoscience» entsteht so ein Gemisch aus Gasen mit unzähligen chemischen Verbindungen. Diese Gasmoleküle sind unsichtbar. Auch in hoher Konzentration sind sie mit dem blossen Auge nicht zu erkennen.
Mit Einbruch der Nacht sinkt die Temperatur gemäss der Studie in Neu Delhi jedoch so schnell, dass einige der Gasmoleküle kondensieren und sich innerhalb weniger Stunden zu Partikeln von bis zu 200 Nanometern Grösse zusammenballen, die als grauer Dunst wahrgenommen werden können.
Der Prozess der Smog-Entstehung in Neu-Delhi ist damit ganz anders als an anderen Orten, wie die Forschenden bilanzierten. Normalerweise reagieren die Gase aus Emissionen von Verkehr und der Verbrennung von Holz tagsüber in der Atmosphäre, wenn sie dem Licht ausgesetzt sind. Das führt zur Bildung von weniger flüchtigen Arten von Dampf, die während des Dunstes Partikel bilden können.
Neu-Delhi gilt seit drei Jahren als die am stärksten verschmutzte Hauptstadt der Welt. Die hohe Luftverschmutzung ist für eine hohe Zahl vorzeitiger Todesfälle verantwortlich. Die neuen Erkenntnisse sollen laut den Forschenden dazu beitragen, die Luftverschmutzung zu mindern. (saw/sda)