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Bizarrer Polit-Skandal: Israels First Lady klaut Pfandflaschen

Unbeliebte Ex-Stewardess: Sara Neanyahu (hier mit Ehemann Benjamin Neanyahu) steht beim israelischen Volk nicht hoch im Kurs. 
Unbeliebte Ex-Stewardess: Sara Neanyahu (hier mit Ehemann Benjamin Neanyahu) steht beim israelischen Volk nicht hoch im Kurs. Bild: Riccardo De Luca/AP/KEYSTONE
«Bottlegate»

Bizarrer Polit-Skandal: Israels First Lady klaut Pfandflaschen

Sara Netanyahu soll bis zu 80'000 Pfandflaschen gesammelt haben. Doch die gehörten gar nicht ihr, sondern dem israelischen Staat. Für ihren Ehemann Benjamin wird die Posse zur Belastung im Wahlkampf.
01.02.2015, 13:1901.02.2015, 13:30
Christoph Sydow
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Jerusalem - Imelda Marcos sammelte Schuhe, Jackie Kennedy sammelte Schmuck, Sara Netanyahu sammelt Flaschen. Pfandflaschen. Und genau das könnte für ihren Ehemann, Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu, zum Problem werden. Er will sich am 17. März von den Israelis erneut zum Ministerpräsidenten wählen lassen, doch sein Wahlkampf wird überschattet von «Bottlegate» und den Raffgiervorwürfen gegen seine Gattin Sara.

Unstrittig ist, dass Frau Netanyahu in den Jahren 2009 bis 2013 Pfandgelder für Flaschen einbehalten hat, die zuvor mit Staatsgeldern gekauft worden waren. 2013 hat das Paar deshalb 4000 Schekel, umgerechnet knapp 1000 Euro, an den Staat zurückgezahlt.

Meny Naftali, ehemaliger Hausmeister in der Residenz des Ministerpräsidenten, hält diesen Wert jedoch für viel zu niedrig. Er schätzt, dass die Netanyahus in den vier Jahren Pfand im Wert von 24'000 Schekel kassiert haben. Der Pfandbetrag pro Flasche liegt in Israel bei 0,30 Schekel. Das würde bedeuten, dass Sara Netanyahu und ihre Angestellten innerhalb von vier Jahren 80'000 Flaschen bei Supermärkten zurückgegeben haben müssen. Die Politikergattin habe eigens angeordnet, dass nur noch kleinere Flaschen gekauft werden, weil diese mehr Pfand bringen, sagt der ehemalige Hausmeister.

«Innerhalb von 19 Monaten mehr als 30'000 Euro für Alkohol.»
Lieferant des Regierungschefs zu Bestellungen

Naftali führt einen Privatkrieg gegen die Frau des Premierministers. Er hat das Paar verklagt, weil er sich von Sara Netanyahu schlecht behandelt fühlt. Trotzdem ist die Affäre mehr als eine Rufmordkampagne. Bereits am Montag soll Israels Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein offizielle Ermittlungen einleiten.

Mit Spannung wartet das Land auf einen Bericht des Obersten Rechnungsprüfers Joseph Shapira, der sich mit den Ausgaben der Netanyahus befasst. Angeblich soll der Bericht schon seit August fertig sein, Shapira habe sich mit den Anwälten des Premiers aber darauf geeinigt, das Papier erst nach der Parlamentswahl am 17. März zu veröffentlichen. Doch nun wird der öffentliche Druck zu gross.

Nach Informationen des israelischen TV-Senders Channel 2 hat es Shapiras Bericht in sich: Innerhalb von 19 Monaten soll Netanyahu 150'000 Schekel (mehr als 30'000 Euro) allein für Alkohol ausgegeben haben. Der Lieferant des Regierungschefs sagte der Zeitung «Jedioth Aharonoth», Netanyahu lasse sich für seine Veranstaltungen mit reichlich Wein beliefern. «Sein Jahresbudget von 25'000 Schekel für Wein ist da schnell ausgeschöpft.»

Jahresbudget für Wein schnell ausgeschöpft: Der israelische Premier Netanyahu.
Jahresbudget für Wein schnell ausgeschöpft: Der israelische Premier Netanyahu.Bild: keystone

Nicht zum ersten Mal steht Netanyahu wegen extravaganter Ausgaben in der Kritik. 2013 kam heraus, dass er in einem Jahr Staatsgelder in Höhe von mehr als 2000 Euro für Eiscreme ausgegeben hatte. Die Bewässerung seiner Privatresidenz schlug mit fast 20'000 Euro zu Buche.

«Falsche Anschuldigungen.»
Netanyahu in einem Facebook-Post

Die Vorwürfe gegen Sara Netanyahu fügen sich in das negative Bild, das die meisten Israelis von ihr haben. Die frühere Stewardess ist äusserst unbeliebt, gilt als süchtig nach Luxus und Anerkennung. Mehrere ehemalige Angestellte haben die Politikergattin verklagt, weil sie Löhne einbehalten und Mitarbeiter beleidigt haben soll.

Netanyahu wirft der Opposition und den Medien eine Schmutzkampagne im Wahlkampf vor. In einem Facebook-Post schrieb er, Ziel der «falschen Anschuldigungen» sei es, seine Likud-Partei zu stürzen und die Linke an die Macht zu bringen. In den vergangenen Jahren häuften sich in Israel die Proteste, die der Regierung eine verfehlte Sozialpolitik vorwerfen und die rasanten Preissteigerungen in kritisieren. Da kommen Berichte über Verschwendung von Staatsgeldern an oberster Stelle im Wahlkampf höchst ungelegen.

Sein Parteifreund Nir Hefetz bemühte sich in einem TV-Interview am Samstagabend um Schadensbegrenzung. Pro Tag habe Netanyahu nur eine Flasche Wein gekauft - und die sei für Gäste bestimmt gewesen. Schnaps habe das Büro des Premiers nie gekauft.

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