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Wirtschaft

USA und China senken Zölle um 115 Prozentpunkte

Kehrtwende im Handelsstreit: China und USA senken Zölle (vorerst) – die wichtigsten Punkte

Der Druck ist vorerst etwas raus: Für 90 Tage wollen China und die USA ihre gegenseitigen Zölle deutlich reduzieren. Woher kam das Umdenken? Die wichtigsten Antworten.
12.05.2025, 09:1212.05.2025, 11:21
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Was ist neu?

China und die USA haben im laufenden Handelsstreit eine Senkung ihrer gegenseitigen Zölle beschlossen. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung der beiden grössten Volkswirtschaften der Erde hervorgeht, gilt die Regelung vorübergehend für 90 Tage.

U.S. Secretary of the Treasury Scott Bessent, speaks, during a press conference after two days of closed-door discussions on trade between the United States and China, in Geneva, Switzerland, Monday,  ...
US-Finanzminister Scott Bessent am Montag in Genf.Bild: keystone

Demnach sinken US-Zölle auf chinesische Importe auf 30 Prozent. Zuvor lagen diese bei 145 Prozent. Die Aufschläge Pekings gegen Einfuhren aus den Vereinigten Staaten gehen von 125 Prozent auf 10 Prozent zurück.

In der Schweiz hatten Delegationen beider Seiten am vergangenen Wochenende im festgefahrenen Zollstreit verhandelt.

Was sagen die USA und China dazu?

Zur Veröffentlichung der gemeinsamen Erklärung sagte US-Finanzminister Scott Bessent in Genf, man sei sich bei den Gesprächen schnell einig gewesen, dass keine Seite an einer Entkopplung der Volkswirtschaften interessiert sei. Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sagte, der vereinbarte Gesprächskanal werde verhindern, dass sich eine Eskalation mit Zöllen und Gegenzöllen wie seit April wiederhole.

In Peking verwies das Aussenamt in seinem täglichen Briefing zunächst auf die gemeinsame Erklärung. Nach Angaben des Handelsministeriums in Peking wollen sich die USA und China nun in engem Kontakt weiter austauschen. Teil dessen sollen regelmässige Beratungen in China und den USA oder einem Drittstaat sein. China hoffe, dass die USA dieses Treffen als Grundlage nutzen würden, um die «fehlerhafte Praxis der einseitigen Zölle gründlich zu korrigieren», hiess es.

Laut Vize-Ministerpräsident He Lifeng, der die Delegation der Volksrepublik in Genf anführte, war das Treffen ein wichtiger Schritt, um die Meinungsverschiedenheiten durch Dialog zu lösen und die Grundlage zur Vertiefung der Zusammenarbeit zu legen, wie das Staatsfernsehen nach den Gesprächen berichtet hatte.

epa12086670 Chinese Vice Premier He Lifeng (L) listen to the speeches, during a bilateral meeting between Switzerland and China, in Geneva, Switzerland, 09 May 2025. EPA/MARTIAL TREZZINI / POOL
Chinas Vize-Ministerpräsident He Lifeng.Bild: keystone

Wie überraschend ist diese Entwicklung?

Ziemlich überraschend. Vor den Gesprächen in Genf waren die Erwartungen an den Ausgang des Treffens zwar hoch, doch eine Senkung der Zölle hatten selbst viele Experten nicht erwartet. Unter den zuvor verhängten Zöllen war ein Handel zwischen beiden Ländern faktisch nicht mehr möglich, was sich auch auf die Weltwirtschaft ausgewirkt hatte.

Was sind die ersten Folgen für die Märkte?

Diese reagierten besonders positiv. So stieg der Aktienkurs des dänischen Reedereiriesen Maersk im frühen Handel zunächst um rund 10 Prozent. Der Dax legte zum Wochenbeginn auf einen Rekordwert zu. Kurz nach dem Börsenstart sprang der deutsche Leitindex um 1,54 Prozent auf 23.861,01 Zähler hoch. Auch die Märkte in Asien bauten ihre Gewinne nach den Neuigkeiten deutlich aus.

epa12093112 Journalists work at the Pakistan Stock Exchange (PSX) in Karachi, Pakistan, 12 May 2025. The KSE-100 index surged by nearly 10,000 points to reach 117,104.11, marking the highest daily inc ...
Die Märkte reagierten positiv auf den Deal zwischen den USA und China.Bild: keystone

Als «sichere Häfen» bekannte Investments wurden von der chinesisch-amerikanischen Abmachung hingegen belastet. Der Preis für Gold, einer beliebten Investment-Alternative in Krisenzeiten, fiel deutlich. Am Morgen sank die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) auf rund 3.233 US-Dollar und wurde damit etwa 91 Dollar tiefer gehandelt als am Freitag.

Analysten rechnen allerdings nicht mit weiteren stärkeren Rückgängen beim Goldpreis. Rohstoffexperte Robert Rennie von der australischen Westpac Banking Corporation erwartet, dass die Anleger bei Preisen um die Marke von 3200 Dollar wieder verstärkt zugreifen dürften.

Die Hintergründe

US-Präsident Donald Trump will mit Zöllen dafür sorgen, dass Firmen ihre Produktion in die USA verlagern und damit den Standort stärken. Besonders China warf er unfairen Handel vor. Auch die chinesische Wirtschaft sei unausgewogen, sagte Finanzminister Bessent und sprach zudem von Überproduktion.

Peking und Washington hatten seit der Eskalation im Handelsstreit im April jeweils demonstrativ Stärke signalisiert. Doch jüngste Wirtschaftsdaten Chinas zeigten bereits, dass der Handel mit den USA im April eingebrochen war, die Container-Buchungen in die USA stark fielen. Die Stimmung im produzierenden Gewerbe trübte sich ein.

China kämpft ohnehin schon länger mit wirtschaftlichen Problemen im Inland, obwohl die herrschende Kommunistische Partei für dieses Jahr erneut ein ambitioniertes Wachstumsziel von rund fünf Prozent anpeilt. Das drängendste Problem ist der schwache Konsum, den Peking bislang kaum in Gang bekommt. Zudem plagt das Land eine hohe Arbeitslosenrate unter jungen Menschen.

(dab/sda)

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100 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tychi
12.05.2025 09:25registriert Juli 2016
Entweder sind Trump und seine Leute miserable Verhandler oder die USA ist wirtschaftlich massiv unter Druck. Oder beides.
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HARPHYIE
12.05.2025 09:40registriert Mai 2020
Sind wir doch mal ehrlich.....

Das ging die ganze Zeit nur um Insiderhandel......

Ich verwette meine Grossmutter, dass der MAGA Klan in dem ganzer Trubel Mulliarden an der Börse abgegriffen hat. Nur werden wir das nie mit ganzer Gewissheit sagen können!
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Nix sagen
12.05.2025 09:29registriert August 2020
Kenn mich ja nicht so mit Zöllen und dem ganzen Zeug aus. Aber am Ende würde es mich nicht verwundern, wenn Trump ganz Grundlos einen bestehenden Deal vernichtet um später einen schlechteren zu verhandeln nur um sagen zu können er habe etwas getan. Ich hoffe es. Ich hoffe dass diese Magas noch mehr verlieren und wieder in ihre Trailerparks still vor sich hin frusten. Hab diese Leute so satt.
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