Ein letztes Kapitel wollte Amanda Knox noch schliessen. Dann sollte für immer Schluss sein mit dem aufsehenerregenden Mordprozess im italienischen Perugia. Doch daraus wird nichts: Ein Gericht in Florenz hat am Mittwoch die frühere Verurteilung der Amerikanerin wegen Verleumdung bestätigt. Knox habe einen Barbesitzer zu Unrecht des Mordes an der britischen Studentin Meredith Kercher beschuldigt.
Die 36-jährige Amerikanerin hatte die Aufhebung des Urteils beantragt und sagte diese Woche, sie sei nach Italien zurückgekehrt, um «meinen Namen ein für alle Mal von den falschen Anschuldigungen gegen mich reinzuwaschen».
Am 1. November 2007 wurde die 21-jährige britische Austauschstudentin Meredith Kercher tot in einer Wohnung in Perugia aufgefunden, welche sie sich mit drei anderen Frauen teilte.
Schnell gerieten Amanda Knox und ihr damaliger italienischer Freund in Verdacht, Kercher ermordet zu haben. Die damals 20-jährige Austauschstudentin aus den USA wohnte mit der Britin in der Wohnung.
Ein Jahr später wurde ein Ivorer als Täter ermittelt und wegen Beihilfe zum Mord schuldig gesprochen, er kam vor drei Jahren wieder frei. 2009 wurde Amanda Knox zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt, ein Urteil, das 2011 wieder aufgehoben wurde. Knox wurde allerdings erneut verurteilt, 2015 sprach sie das Kassationsgericht in Rom – die höchste italienische Instanz – jedoch endgültig frei.
Bleibt noch der Schuldspruch wegen Verleumdung. Knox – von den Medien erhielt die Amerikanerin den Übernamen «Engel mit den Eisaugen» – hatte einen befreundeten Barbesitzer fälschlicherweise des Mordes an Kercher beschuldigt und wurde dafür zu drei Jahren Haft verurteilt. Weil sie bis zu ihrem ersten Freispruch bereits vier Jahre im Gefängnis sass, waren diese drei Jahre abgegolten.
Knox hat immer betont, den Barkeeper fälschlicherweise beschuldigt zu haben. Die heute 36-Jährige argumentierte, die Beschuldigung sei unter massivem Stress, Schock und extremer Erschöpfung passiert, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Gemäss «ABC News» sagte Knox am Mittwoch vor Gericht, der Barbesitzer sei nicht nur ihr Arbeitgeber gewesen, sondern auch ein Freund.
Tatsächlich hat das Kassationsgericht das gesamte Strafverfahren und die enormen Ermittlungsfehler gerügt. Knox sagt, die Polizei habe sie unter Druck gesetzt und geschlagen, das entscheidende Verhör habe sie ohne Anwalt bestreiten müssen.
Wegen Menschenrechtsverletzungen erhielt Knox später vom italienischen Staat eine Entschädigung von 18'000 Euro. Sie wollte jedoch für das Urteil wegen Verleumdung einen vollständigen Freispruch. Dafür ist sie nun fast 17 Jahre nach dem Mordfall erneut nach Italien gereist.
Als das Urteil am Mittwoch verlesen wurde, weinte Knox und sagte gemäss Medienberichten zu ihren Anwälten: «Ich habe das nicht erwartet, ich bin sehr enttäuscht.»
Bis heute ist ungeklärt, wer Meredith Kercher wirklich ermordet hat. Der verurteilte Ivorer steht nach seiner Entlassung wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe unter Beobachtung. Der von Knox fälschlich beschuldigte Barbesitzer lebt nicht mehr in Italien.
Amanda Knox ist in den USA als Journalistin und Podcasterin tätig, verheiratet und zweifache Mutter. Über ihre traumatischen Erlebnisse hat sie ein Buch geschrieben, Knox ist auch Teil einer Netflix-Dokumentation.
Ich musste mich nicht lange wundern.
Natürlich nicht.
Warum brauchts das jedes Mal?
Ausserdem läuft da ein(e) Mörder(in) frei rum...