International
Lateinamerika

Chile: Ex-Präsident Piñera bei Helikopterabsturz ums Leben gekommen

Chiles Ex-Präsident Piñera bei Helikopterabsturz ums Leben gekommen

Der frühere chilenische Präsident Sebastián Piñera ist bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Das teilte Chiles Innenministerin Carolina Tohá am Dienstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz mit. Präsident Gabriel Boric ordnete eine dreitägige Staatstrauer und ein Staatsbegräbnis an.
06.02.2024, 22:3407.02.2024, 03:14
Mehr «International»

Der Absturz eignete sich in der Gemeinde Lago Ranco in der Región de Los Ríos, wo es laut der chilenischen Zeitung «La Tercera» zum Zeitpunkt des Unglücks stark regnete. Der 74 Jahre alte ehemalige Staatschef habe den Hubschrauber selbst gesteuert. In der Nähe des Ufers des gleichnamigen Sees Lago Ranco habe er die Kontrolle über den Helikopter verloren, der daraufhin ins Wasser stürzte.

Chile's President Sebastian Pinera deliver an address to the nation in La Moneda presidential palace in Santiago, Chile, Tuesday, Nov. 12, 2019. Students in Chile began protesting nearly a month  ...
Sebastián Piñera wurde 74 Jahre alt. Bild: AP

Neben Piñera befanden sich laut Innenministerium noch drei weitere Personen an Bord, die den Absturz überlebten und das Ufer aus eigener Kraft erreichen konnten. Einsatzkräfte bargen demnach die Leiche des Ex-Präsidenten aus dem Wasser.

Zahlreiche frühere Weggefährten und Staatschefs aus Lateinamerika reagierten bestürzt. So sprach Argentiniens Präsident Javier Milei der Familie Piñeras, seinen Freunden und dem chilenischen Volk im Namen des argentinischen Staates sein Beileid aus. Auch Uruguays Präsident Luis Lacalle Pou und Kolumbiens Ex-Präsident Juan Manuel Santos bekundeten ihre Trauer. «Sebastián Piñera war ein guter persönlicher Freund und ein grosser Verbündeter Kolumbiens», schrieb Santos auf der Plattform X. Der ehemalige mexikanische Präsident Felipe Calderón meinte: «Chile hat einen seiner besten Präsidenten verloren.»

epa11132831 Flowers and candles are placed next to a portrait of former President Sebastian Pinera during a gathering of supporters at Renovacion Nacional party's headquarters to honor his memory ...
In Chile wurde eine dreitägige Staatstrauer und ein Staatsbegräbnis angeordnet.Bild: keystone

Der Konservative Piñera war von 2010 bis 2014 und von 2018 bis 2022 Präsident des südamerikanischen Landes gewesen. Auf ihn folgte im März 2022 der Linkspolitiker und derzeitige Präsident Gabriel Boric. Piñera sei ein Demokrat der ersten Stunde gewesen, sagte Boric in einer am Dienstag veröffentlichten Videobotschaft.

In die Amtszeit des ehemaligen Staatschefs fielen dramatische Ereignisse wie das Erdbeben der Stärke 8,8 im Jahr 2010, bei dem mehr als 520 Menschen ihr Leben verloren. Im selben Jahr ereignete sich ein Grubenunglück, bei dem 33 Bergleute im Bergwerk San José in der Atacama-Wüste verschütten wurden. 69 Tage lang mussten die Kumpel in 700 Metern Tiefe ausharren, bis sie mithilfe einer Kapsel aus der Grube befreit werden konnten – die Szenen der Rettung gingen um die Welt. Piñera führte das Land auch durch die Corona-Pandemie, in der er internationale Anerkennung für seine ehrgeizige Impfstrategie bekam.

In seine Amtszeit fielen aber auch die wochenlangen Proteste und gewalttätigen Ausschreitungen im Oktober und November 2019, bei denen täglich Tausende auf die Strasse gegangen waren. Sie forderten einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung sowie eine Abkehr vom neoliberalen Wirtschaftssystem. Mehr als 30 Menschen kamen bei Auseinandersetzungen mit Einsatzkräften ums Leben. Wegen ihres oft brutalen Vorgehens stand die Polizei im Fokus der Kritik. Die Demonstranten forderten auch eine grundlegende Reform der Verfassung von 1980, die noch aus der Zeit der Militärdiktatur von Augusto Pinochet stammt. Ende vergangenen Jahres scheiterte der bereits zweite Versuch, die Verfassung zu ersetzen.

Piñera hatte laut der Zeitschrift «Forbes» ein Nettovermögen von etwa 2,7 Milliarden Dollar (rund 2,5 Milliarden Euro), war ehemaliger Anteilseigner von Chiles nationaler Fluggesellschaft und zudem an einem Fernsehsender und anderen Unternehmen beteiligt. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    Russlands zerstörerisches Gedenken: Wie Putin das Weltkriegsende missbraucht
    Einst war der 9. Mai ein identitätsstiftender Tag in Russland. Doch längst deutet Putin den Sieg der Sowjets über Nazi-Deutschland in die Legitimation seiner «Spezialoperation» um.

    Eine Pilotka, ja, die sollten die Eltern besorgen, diese typische Soldatenmütze in Olivgrün. So hatten es die Lehrerinnen der Schule Nummer 56 in Moskau, gleich neben dem Hotel «Ukraina», gesagt. Die Ukraine ist quasi überall in diesem Moskauer Stadtteil am westlichen Zentrumsrand präsent: Der Kiewer Bahnhof ist hier, der Ukrainski Boulevard, das Denkmal für Lessja Ukrainka, eine ukrainische Dichterin und Feministin, steht unweit der Schule.

    Zur Story