Nach Vorwürfen der Geldwäscherei und illegalen Bereicherung ist der Sohn des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro auf Bewährung entlassen worden. Der Richter Omar Beltrán ordnete am Freitag die Freilassung des 37-jährigen Nicolás Petro an.
Er dürfe die Stadt Barranquilla jedoch nicht verlassen und keinen Kontakt zu an den Ermittlungen Beteiligten aufnehmen. Nicolás Petro hatte bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt, dass Gelder eines Drogenkartells in den Wahlkampf seines Vaters im vergangenen Jahr geflossen seien.
Nicolás Petro, das älteste Kind des ersten linksgerichteten Präsidenten des südamerikanischen Landes, war in der vergangenen Woche festgenommen worden. Er bestritt die Vorwürfe zunächst, erklärte sich später aber bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten.
Der Präsident weist eine Finanzierung seiner Wahlkampagne durch Drogenkartelle zurück und betont, er sei nie Komplize seines Sohnes gewesen. «Der Wahlkampf hat nie irgendein illegales Geld erhalten», erklärte er am Wochenende im Online-Dienst X, der vorher Twitter hiess. Er war schon zuvor auf Distanz zu seinem Sohn gegangen.
Presseberichten zufolge soll die Staatsanwaltschaft dem Sohn eine deutliche Verringerung seiner Haftstrafe bei einem Geständnis vorgeschlagen haben. In einem Interview mit der Zeitschrift «Semana» versicherte der Sohn am Wochenende, sein Vater sowie dessen Wahlkampfleiter hätten nichts von den Geldflüssen gewusst.
Die Ex-Frau des Präsidentensohnes hatte im März behauptet, Nicolás Petro habe im Jahr 2022 grosse Geldbeträge von Drogenhändlern für die Präsidentschaftskampagne seines Vaters erhalten, diese aber stattdessen für ein luxuriöses Leben in der nördlichen Stadt Barranquilla verwendet.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll Nicolás Petro etwa 400 Millionen Pesos (rund 86'000 Schweizer Franken) von Samuel Santander Lopesierra erhalten habe, einem ehemaligen kolumbianischen Senator, der wegen Drogenhandels bereits eine Gefängnisstrafe von 18 Jahren in den USA verbüsst hat. Dieselbe Summe solle er von Alfonso «dem Türken» Hilsaca erhalten haben, einem Geschäftsmann, dem in der Vergangenheit vorgeworfen wurde, paramilitärische Gruppen zu finanzieren und Attentate zu planen.
Nicolás Petro teilte der Staatsanwaltschaft dann am Donnerstag mit, dass im vergangenen Jahr Gelder eines Drogenkartells in die Kampagne seines Vaters geflossen seien. Das Eingeständnis zielt mutmasslich darauf ab, für sich selbst mildernde Umstände zu erwirken.
Nicolás Petro war Regionalabgeordneter der Partei seines Vaters. Laut von Medien veröffentlichten Kontoauszügen verfügte er über ein Vielfaches seines Abgeordnetengehalts.
Seit Bekanntwerden des Skandals hat Präsident Petro bestritten, Geld von den mächtigen Drogenbaronen des Landes erhalten zu haben. Er selbst forderte Ermittlungen gegen seinen Sohn. Der Präsident wurde in den Dokumenten der Ermittler nicht namentlich genannt, wohl aber seine Frau und Nicolás' Stiefmutter, Verónica Alcocer.
Der ehemalige Guerillakämpfer Gustavo Petro hatte im vergangenen Jahr die Stichwahl um die Präsidentschaft gewonnen. Als erster linker Präsident in der kolumbianischen Geschichte versprach er bei seinem Amtsantritt im August 2022 einen sozialen und ökologischen Reformkurs. Sein wichtigstes Thema im Wahlkampf war der Kampf gegen Korruption. (sda/afp)