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«Christliche Pflicht»: Nicaragua lässt zu Ostern 1700 Häftlinge frei

«Christliche Pflicht» erfüllt: Nicaragua lässt zu Ostern 1700 Häftlinge frei

09.04.2020, 07:0409.04.2020, 07:04

In Nicaragua sind zu Ostern 1700 Gefängnisinsassen freigelassen worden. Damit erfülle die Regierung ihre christliche Pflicht, den Familienzusammenhalt zu fördern, teilte die Vizepräsidentin und Präsidentengattin Rosario Murillo am Mittwoch in einer von den Staatsmedien übertragenen Ansprache mit.

epa07894200 A man holds the Nicaraguan national flag during a vigil to demand the release of alleged political prisoners, in Managua, Nicaragua, 03 October 2019. The courtyard of Managua’s Metropoli ...
Zur Identität der Freigelassenen ist noch nichts genaues bekannt.Bild: EPA

Sie machte keine näheren Angaben zu den Häftlingen – ausser, dass darunter 199 Frauen seien. Bereits in der Vergangenheit waren in dem mittelamerikanischen Land vor Feiertagen Häftlinge freigekommen.

Nach Protesten vor zwei Jahren gegen die autoritäre Regierung von Murillo und ihrem Ehemann, dem Staatspräsidenten Daniel Ortega, waren der Opposition zufolge rund 800 Menschen wegen ihrer Teilnahme festgenommen worden.

Missbrauchsvorwürfe

Menschenrechtler warfen der Polizei und regierungstreuen Gruppen schwere Misshandlung der Festgenommenen vor. Mindestens 325 Menschen wurden nach Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR) während der Proteste getötet. Nach einer Vereinbarung zwischen Regierung und Opposition sollten bis zum vergangenen 18. Juni alle politischen Häftlinge freigelassen werden. Der Opposition zufolge sind jedoch 65 von ihnen weiter in Gewahrsam.

Murillo stellte keinen Zusammenhang zwischen den Freilassungen und dem neuartigen Coronavirus her. Nicaragua hat bisher lediglich drei Infektionen mit dem Virus bestätigt. Es wurden kaum Massnahmen zur Eindämmung von dessen Verbreitung ergriffen. Massenveranstaltungen, zum Teil von der Regierung organisiert, gibt es weiter. Ortega trat seit Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, was zu erneuten Spekulationen über seinen Gesundheitszustand geführt hat. (sda/dpa)

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