Ein Untersuchungsbericht zum Arbeitsklima am Theater in der Josefstadt in Wien erhebt schwere Vorwürfe gegen die Führung der österreichischen Traditionsbühne. Sowohl der langjährige Direktor Herbert Föttinger als auch einzelne Regisseure hätten sich in Proben «immer wieder übergriffig, abwertend und aggressiv» gegenüber Mitarbeitern verhalten.
Die Vorwürfe könnten als Mobbing qualifiziert werden, sollten sie von einem Gericht bestätigt werden, hiess es in dem Bericht einer Anwaltskanzlei. Die Untersuchung war von den Gremien des Theaters in Auftrag gegeben worden, nachdem die Zeitung «Der Standard» über Missstände berichtet hatte.
Vorwürfe von verbalen sexuellen Übergriffen und sexualisierten Handlungen gegen Föttinger (63) konnten laut dem Bericht nicht überprüft werden, da die Gefahr bestanden hätte, die Anonymität der mutmasslich Betroffenen zu verletzen. Der Direktor hat diese Anschuldigungen zurückgewiesen.
Zu den mutmasslichen verbalen Übergriffen bei Proben sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur APA: «Das hat in der Form nie stattgefunden». Doch er gestand ein: «In meiner überbordenden Leidenschaft für das Theater werde ich Menschen gekränkt und verletzt haben.»
Über einen möglichen Rücktritt vor seinem Vertragsende im Herbst 2026 sprach er nicht. Der Stiftungsvorstand des Theaters kündigte an, das aktuelle Management für den Rest der Amtszeit unter genaue Beobachtung zu stellen. Ausserdem wird seine Macht in Personalfragen beschnitten. Föttinger wird auf eigenen Wunsch keine Stücke mehr in der Josefstadt inszenieren. (sda/dpa/thw)