Eine Familie aus dem US-Bundesstaat Oklahoma ist am 12. Juli in Ketchikan, einer Kleinstadt im Süden von Alaska, von Bord der «Norwegian Encore» gegangen, um eine Holzfällershow anzuschauen. Zur betroffenen Familie gehörten die beiden Eltern, sechs Kinder und eine 78-jährige Grossmutter. Als sie nach der Veranstaltung wieder auf das Kreuzfahrtschiff der Reederei Norwegian Cruise Line – gebaut auf der Meyer-Werft in Papenburg – war das Schiff aber nicht mehr da.
Laut der US-Zeitung «New York Post» hatte der örtliche Reiseveranstalter, der die Passagiere in die Stadt und danach wieder zum Schiff brachte, nicht richtig kontrolliert, wer Tickets hatte und wer nicht. Es sei lediglich einmal durchgezählt worden – und den Gaults wurde dann mitgeteilt, dass kein Platz mehr frei sei und sie auf einen anderen Shuttle warten sollten.
«Wir sahen das Chaos beim Einsteigen in die Busse. Wir wollen auch in einen Bus einsteigen und einer der Passagiere sagte: 'Der Bus ist voll und Sie wissen, dass Sie auf den nächsten Shuttle warten müssen'», sagte Familienvater Joshua Gault gegenüber «2 News Oklahoma». Doch der kam nicht.
Verzweifelt riefen die Gaults bei der Hafenbehörde an, um einen Transport zum Hafen zu organisieren. Doch als sie dort endlich angekommen waren, sahen sie, wie die «Norwegian Encore» ablegte. An Bord waren ihre Pässe, Medikamente für die Kinder und die Schwiegermutter sowie ihre Kleidung. Doch das war noch nicht alles.
Die Familie, die rund 30'000 Dollar (rund 26’700 Franken) für die Reise ausgegeben hatte, wurde von der Kreuzfahrtgesellschaft umgehend mit einer Gebühr von fast 9'000 Dollar (etwa 8'000 Franken) – 971 Dollar pro Person – zur Kasse gebeten, weil sie das Schiff verpasst hatte. Diese Gebühr ergab sich aus dem sogenannten «Passenger Vessel Services Act» des US-Zoll- und Grenzschutzes.
Den hatte die Familie aus Sicht des Unternehmens verletzt. Denn eigentlich hätten die Gaults, wie in ihrer Reiseroute vorgesehen, einen ausländischen Hafen besuchen müssen und erst danach in die USA zurückkehren. Sie konnten ihr Schiff vor dem nächsten Anlaufhafen in Kanada nicht mehr einholen, zumal auch ihre Pässe an Bord waren.
Ihnen blieb nichts anderes übrig, als innerhalb weniger Stunden eine neue Unterkunft zu finden und Flüge zu buchen – alles für neun Personen, wodurch die Kosten immer weiter stiegen, das Essen noch nicht eingerechnet.
Family of nine left behind in remote Alaska and charged $9K by Norwegian Cruise Lines https://t.co/mML0H4EhjG pic.twitter.com/MYFvGW7wiK
— New York Post (@nypost) July 17, 2024
Nach einer tagelangen Reise – mit Zwischenstopps in zahlreichen Städten, annullierten Flügen und mehr als einer Übernachtung am Flughafen – kam die Familie schliesslich erschöpft und müde zu Hause in Tulsa an. Unterwegs hatten sich einige Familienmitglieder auch noch schwere Fälle von Covid-19 eingefangen. «Wir sind im Moment krank und niedergeschlagen», sagte Joshua Gault.
Um die Sache zu klären und die hohen zusätzlichen Ausgaben erstattet zu bekommen, hat sich die Familie an Norwegian Cruise Line gewendet. Cailyn Gault ist sich sicher: «Sie haben uns vergessen, als sie uns im Hafen zurückliessen und uns sagten, wir sollten selbst einen Weg finden.»
Norwegian Cruise Line habe inzwischen mit der Rückerstattung der fast 9'000 Dollar an Gebühren an die Gaults begonnen. Die Reisekosten würde das Unternehmen erstatten, sobald alle Quittungen vorliegen. «Darüber hinaus erhalten diese Gäste eine anteilige Rückerstattung für die zwei Kreuzfahrttage, die sie verpasst haben», sagte ein Sprecher von Norwegian Cruise Line. Er fügte hinzu: «Als Zeichen des guten Willens wird das Unternehmen ausserdem jedem der neun Gäste bei der nächsten Reisebuchung bei Norwegian Cruise Line einen Rabatt von 20 Prozent auf den Kreuzfahrtpreis gewähren.»
Verwendete Quellen:
Jedoch stellt eine solche Situation während einer Reise eine enorme Belastung für alle Betroffenen dar. Das Feriengefühl rückt in weite Ferne, da sich die Gedanken nur noch um Gerechtigkeit und $$$ drehen.