International
Russland

Dieser Lastwagen soll die Krim-Brücke in die Luft gejagt haben

Der Lastwagen soll Sprengstoff, in Plastikbandrollen versteckt, auf die Brücke gefahren haben.
Der Lastwagen soll Sprengstoff, in Plastikbandrollen versteckt, auf die Brücke gefahren haben.bild: ria novosti

Verwirrung um die Krim-Brücke: Dieser Lastwagen soll sie (nicht) in die Luft gejagt haben

13.10.2022, 19:32
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Verwirrung pur. Russische Medien veröffentlichen «Beweise» zum Anschlag auf die Krim-Brücke, Twitter-Nutzer erklären sie als offensichtlich falsch, dann wieder als richtig, und nun doch wieder falsch. Hä?

Gestern publizierte die staatliche russische Nachrichtenagentur «RIA Novosti» einen Bericht, der den Hergang des «Attentat-Lastwagens» schildert. Dazu veröffentlichte sie ein Video, welches eine Kontrolle des Lastwagens zeigt, sowie eine Röntgenaufnahme des explosiven Inhalts. Das Problem: Der Lastwagen im Video und der Lastwagen auf der Röntgenaufnahme sind nicht dieselben.

Auf Twitter geht so etwas natürlich schnell herum. Es ist offensichtlich, dass der Video-Lastwagen eine Achse mehr und entsprechend 2 Räder mehr hat. Auch die Seitenschürzen fehlen auf dem Röntgenbild.

Ist die russische Propagandamaschine wirklich so schlecht geölt? Funktioniert sie mit einem Ein-Auge-Prinzip, dass niemandem in Russland dieser Fehler aufgefallen ist? So einfach ist es nicht.

In der Mitteilung des russischen Geheimdienstes, welche «RIA Novosti» mehr oder weniger 1:1 übernommen hat, wird klar erwähnt, dass das Röntgenbild an einer Zollstelle aufgenommen wurde. Das Video stammt hingegen direkt von der Kertsch-Brücke.

Der Jounalist Oliver Alexander vermutet, das Bild stamme vom «Werchnij Lars»-Checkpoint an der russisch-georgischen Grenze. Dies passt, denn Russland behauptet, dass die explosive Ladung zwischen der Grenze und der Brücke auf ein anderes Fahrzeug umgeladen worden sei. Das wäre dann der Video-Lastwagen.

Läuft das Kreml-Maschinchen also doch? Sind dies etwa doch die stichfesten Beweise, die den Ablauf des Attentats schildern? So einfach ist es dann eben auch wieder nicht. Denn die Verbindung, die Moskau zwischen Lastwagen 1 und Lastwagen 2 sieht, ist äusserst vage.

Zum Video hat «RIA Novosti» geschrieben, dass die «Bombe», versteckt in Plastikbandrollen, den folgenden Weg gemacht hat: Von Odessa nach Bulgarien, dann nach Georgien, dann Armenien, von dort aus mit einer anderen Speditionsfirma wieder nach Georgien und dann mit Lastwagen 1 nach Armavir in Russland, wo die Fracht dann abgeladen und schliesslich auf Lastwagen 2 verfrachtet wurde. Und wie beweist der Kreml diesen Weg?

Bild
Bild: screenshot rt

Mit Dokumenten, natürlich! Eines davon hat rein gar nichts mit dem Beschriebenen zu tun. Es scheint sich dabei um ein Ausfuhr-Formular der Türkei zu handeln. Die Türkei wird im Bericht jedoch kein einziges Mal erwähnt. Die anderen sind scheinbar Lieferscheine. Doch auch diese beweisen nichts. Und: Bulgarien bestreitet, dass besagte Plastikbandrollen jemals im Land gewesen seien.

Was kann man nun daraus schliessen? Nun, nicht viel. Ausser, dass die russische Interpretation der Geschehnisse höchst wahrscheinlich nicht stimmt. Noch hat sich niemand offiziell zur Sprengung bekennt. Auch nicht die Ukraine; dort hat man sich bloss gefreut.

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39 Kommentare
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John Galt
13.10.2022 20:01registriert November 2014
Egal von wo der Lastwagen auch immer her kam, der einzige Fakt der zählt ist, dass die russischen Sicherheitsmaßnahmen versagt haben.
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D.Enk-Zettel
13.10.2022 20:33registriert Oktober 2021
hoffentlich ist nochmals eine unterwegs.
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sowhat
13.10.2022 20:48registriert Dezember 2014
Kann mir hier jemand erklären, warum man explosives Zeug durch mehrer Länder kutschieren sollte, bevor sie dahin gelangen wo sie sollen?
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