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So weinen Milliardäre wegen Sanktionen – Oligarchen-Assistenz berichtet

So weinen russische Milliardäre um Privatjets und Kaviar – Oligarchen-Assistent berichtet

Russischen Milliardären in London machen die gegen sie errichteten Sanktionen offenbar schwer zu schaffen. Das berichtete eine anonyme Quelle diese Woche der britischen Tageszeitung «The Mirror».
07.04.2022, 15:5907.04.2022, 16:00
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Die Person arbeitet als persönliche Assistenz mehrerer Oligarchen im St.Georges Estate in Surrey, nahe bei London. Die milliardenschweren Bewohner besitzen dort Anwesen in einer exklusiven, bewachten «geschlossenen Enklave». Die anonyme Quelle berichtet von – für normalsterbliche Menschen – bizarren Szenen, seitdem vielen Oligarchen der Zugang zu ihrem Geld verwehrt wird.

«Ich musste es ertragen, sie weinen zu hören, weil sie nicht mehr in einen Privatjet einsteigen, keinen Urlaub mehr buchen oder nicht einmal mehr ein Uber bekommen können», so die Person gegenüber dem «Mirror». Aber es sei schwer, Mitleid zu haben: «Es ist ihnen egal, wenn in der Ukraine Menschen sterben.»

24'000 Pfund für schwarzen Kaviar aus Moskau eingeflogen

Ein grosser Teil der Anwohner im St.Georges Estate sind Russen. Da ihre Kreditkarten und Konten gesperrt wurden, ist es ihnen zurzeit unmöglich, für Privatjetflüge, Ferien oder gar Taxis zu zahlen. Viele mussten daher ihre Mitarbeitenden bitten, für ihre Taxifahrten zu bezahlen, nachdem sie festgestellt hatten, dass die mit ihren Karten verknüpften Uber-Konten geschlossen worden waren, so der «Mirror».

Zu den Oligarchen in der schwer bewachten, 964 Hektar grossen Enklave gehört auch der Ölmagnat und enge Putin-Kumpel Oleg Deripaska, Chef eines Bergbau- und Energieunternehmens. Die Grundstücke auf dem Anwesen werden für mehr als 20 Millionen Pfund verkauft. Normalerweise kennen die Bewohner keine Grenzen, wenn es um das Ausgeben ihres Vermögens geht. So berichtet deren persönliche Assistenz gegenüber «Mirror» weiter: «Kurz vor dem Krieg bezahlte eine der wohlhabenden russischen Familien, die ich kenne, 24'000 Pfund, um für eine Party eine lebende Krabbe und schwarzen Kaviar mit einem Privatjet aus Moskau einzufliegen.»

«Ich lache über ihr Gejammer»

Das habe sich jetzt natürlich radikal geändert, sagt die Quelle. Sie berichtet von einer Szene, bei der eine superreiche russische Ehefrau unter Tränen zusammenbrach, nachdem die für ihr zehn Millionen Pfund teures Anwesen bestellten Elektroinstallationen blockiert wurden. Es tue gut, mitanzusehen, wie diese Menschen jetzt gezwungen sind, sich an ihren «neuen Platz in der Welt» gewöhnen zu müssen. Denn sie kümmerten sich nur um sich selbst und darum, wie die Sanktionen ihren «Champagner-Lifestyle» beeinträchtigten.

In ihrer Not wenden sich die Milliardäre offenbar mehrmals pro Tag an ihre Assistenten. Die Quelle des Mirrors sagt dazu: «Sie bitten mich, ihnen mit ihren gesperrten Kreditkarten zu helfen. Ich lache über ihr Gejammer.» Um die Sanktionen umgehen zu können, fragten die Oligarchen sogar, ob sie ihre Adresse verwenden könnten, wenn sie neue Kreditkarten beantragten. «Ich habe einfach den Hörer aufgelegt. Ich kann mit diesen Leuten nicht mehr reden – sie sollten verstehen, was passiert und was ihr Anführer tut.»

Die anonyme Quelle wollte aus Angst vor Repressalien nicht genannt werden. Die Aussagen des «Whistleblowers» konnten nicht unabhängig verifiziert werden. (lak)

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quelle: keystone / alejandro zepeda
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87 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Macca_the_Alpacca
07.04.2022 16:35registriert Oktober 2021
Wenn sie sich kein Brot leisten können - sollen se doch Kuchen essen!
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Päule Freundt
07.04.2022 16:18registriert März 2022
Den Oligarchen waren die Sorgen von uns Normalsterblichen während Jahren egal.

Und nun sind uns halt die Luxus-Sorgen der Oligarchen egal.

Wer zudem während Jahren mit Putin Geschäfte macht, für den gilt halt folgendes Prinzip: mitgegangen, mitgefangen.
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Nyhavn
07.04.2022 16:27registriert Mai 2021
Verhungern müssen sie ja nicht, nur ein bisschen weniger ausschweifend leben.
Ansonsten sollen sie Leben wie im Kriegsgebiet, da leiden sie wirklich unter Entbehrungen.
Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
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