Nach über 30 Jahren Макдо́налдс ist Schluss mit Big Mac und Co. in Russland: Am Montag wurde bekannt, dass der amerikanische Fast-Food-Gigant McDonald's sich komplett aus Russland zurückziehen werde. Der US-Konzern wolle seine 850 Filialen in Russland an einen russischen Käufer abgeben. Dieser werde auch die 62'000 Angestellten übernehmen.
Die Filialen sind bereits seit dem 8. März geschlossen. Eine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Der Rückzug des amerikanischsten vom Amerikanischen ist ein Symbol für die Spannungen zwischen Putin und dem Westen.
Franchise-Filialen waren am vergangenen Wochenende allerdings weiterhin geöffnet und profitierten von der sprunghaft ansteigenden Popularität von McDonald's. Lange Schlangen waren vor dem Franchise-Restaurant im Moskauer Leningrader Bahnhof zu sehen.
The queue at McDonald's in Moscow, at the Leningradsky railway station.
— The Insider (@InsiderEng) May 16, 2022
Visitors say goodbye to all its restaurants. Today McDonald's announced its final withdrawal from Russia.
Source: https://t.co/a8awZqgTVk pic.twitter.com/upLzwYFxxc
Nach erfolgreichem Anstehen schreibt ein junger Russe genervt auf Twitter:
my last order at Moscow McDonald's in the last restaurant in this city
— trap🇪🇪🇪🇺🇱🇻 (@EestiFemboy) May 16, 2022
Putin ruined the world #McDonald #Putin #Russia #Moscow pic.twitter.com/M8M0Ri9wdt
Das Unternehmen erwirtschaftete im vergangenen Jahr etwa 9 Prozent oder 2 Milliarden US-Dollar seines Umsatzes in Russland und der Ukraine.
Dabei begann alles so vielversprechend.
Im Jahr 1990 eröffnete nach mehreren Jahren Planung die erste Filiale der Burger-Kette in Russland – mitten auf dem Puschkin-Platz im Zentrum Moskaus. Diese Filiale sei «das Symbol für das Auftauen der Spannungen nach dem Kalten Krieg» gewesen, schreibt Reuters nostalgisch.
Denn für Millionen Menschen in der Sowjetunion sei es plötzlich möglich gewesen, amerikanische Speisen und Getränke zu probieren.
Die Moskauer McDonald's-Filiale war die grösste Filiale weltweit zu dieser Zeit: 900 Plätze, 600 Angestellte. 35'000 hätten sich um einen Job beworben bei der Eröffnung der Filiale, schreibt die «Washington Post».
I remember when McDonald's opened its first store in Moscow, Jan. 31st, 1990. It was like a national holiday. A different kind of Victory Day. A Big Mac on Pushkin Square!
— Jim Gardner (@Jim_Gardner) May 16, 2022
Today, McDonalds said it's getting out of Russia. That's what invading Ukraine will do. pic.twitter.com/wvwBY2Pa1r
A crowd of people in front of the opening of the first restaurant of the American company McDonald's on Pushkin Square in Moscow, USSR, on January 31, 1990. pic.twitter.com/8sIfyillVs
— Robin John Muirhead 🇬🇧 (@robinmuirhead) May 17, 2022
Über 30'000 Menschen sollen am Tag der Eröffnung durch die Türen gekommen sein.
Auch Boris Jelzin, der später zum ersten demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der Geschichte Russlands wurde, besuchte bei der Eröffnung den McDonald's am Puschkin-Platz. 1990 amtierte Jelzin noch als 1. Sekretär des Stadtkomitees von Moskau und Kandidat des Politbüros. Ein strammer Genosse im kapitalistischen Konsumtempel, also.
Obwohl die Kosten für einen Burger um ein Vielfaches höher waren als das Tagesbudget vieler Stadtbewohner, zeugen alte Fotos davon, dass der Ansturm auf die amerikanischen Sandwiches nicht abebbte nach der Eröffnung, weiss Reuters. Stundenlang standen die Leute in der Schlange – bei Regen und Sonne.
Inspired by news that McDonalds is pulling out of Russia completely, dug out this photo of its first outlet in Moscow. Took it on a visit in Aug 1990. The queue was impressive. But then finding anywhere to eat in the Soviet capital was like trying to infiltrate a secret society. pic.twitter.com/XyozMs1i8T
— Philip Murphy (@philipvmurphy) May 16, 2022
Doch lange müssen die Russen wohl nicht auf das gelbe M auf rotem Grund verzichten, denn eine russische Fastfood-Kette hat bereits am 12. März bei der russischen Regierung eine Markenanmeldung eingereicht – das Logo sieht verdächtig nach «Макдо́налдс» aus: der kyrillische Buchstabe für den Laut «W». Darunter der Name des neuen Lokals: «Onkel Wanja»: