International
Schweden

Klarere Verhältnisse in Stockholm? Schweden wählt neues Parlament

Klarere Verhältnisse in Stockholm? Schweden wählt neues Parlament

11.09.2022, 07:28
Mehr «International»

Schweden wählt an diesem Sonntag ein neues Parlament. Knapp 7.8 Millionen Menschen in dem skandinavischen EU-Land sind dazu berechtigt, mit ihren Stimmen eine neue Zusammensetzung im Reichstag von Stockholm festzulegen. Kurz vor der Wahl lagen das linksgerichtete Lager um die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson und ein konservativ-rechter Block einschliesslich der rechtspopulistischen Schwedendemokraten Umfragen zufolge nahezu gleichauf. Wie bereits nach der Parlamentswahl 2018 wird angesichts schwieriger Mehrheitsverhältnisse mit einer langen und komplizierten Regierungsbildung gerechnet.

epa10171568 Prime minister Magdalena Andersson, leader of the Social Democrats during a political debate broadcasted on TV4 from Eskilstuna, Sweden, 08 September 2022. General elections will be held i ...
Ministerpräsidentin Magdalena Andersson.Bild: keystone

Schweden hat sich angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ebenso wie Finnland im Mai dazu entschlossen, einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft zu stellen. Die Nato spielte im Wahlkampf jedoch kaum eine Rolle. Auch der Kampf gegen die Klimakrise wurde in Fernsehdebatten der Parteichefs nur am Rande thematisiert.

Zwei andere Themen prägten den Wahlkampf dagegen sehr: die stark gestiegenen Energiepreise und die grassierende Bandenkriminalität. Letztere zeigt sich in Schweden seit längerem immer wieder in oft tödlichen Schüssen sowie vorsätzlich herbeigeführten Explosionen. In keinem anderen Land in Europa habe sich eine solche Lage entwickelt wie in Schweden, sagte der Parteichef der Moderaten, Ulf Kristersson, diese Woche in einer TV-Debatte. Er steht mit seiner Partei an der Spitze des konservativen Blocks. Regierungschefin Andersson sagte zu dem Thema: «Das hier ist eine schwedische Epidemie.»

Andersson wurde erst im November 2021 als Nachfolgerin ihres Parteikollegen Stefan Löfven und als erste Frau überhaupt zur Ministerpräsidentin von Schweden gewählt. Viele Menschen in ihrem Land halten die frühere Finanzministerin für äusserst glaubwürdig. Sie führt eine ausschliesslich aus Sozialdemokraten bestehende Minderheitsregierung an, die im Reichstag auf Unterstützung der liberalen Zentrumspartei, der Linken und der Grünen angewiesen ist.

Den Umfragen zufolge könnte Kristerssons Moderate erstmals von den Schwedendemokraten als zweitstärkste Kraft im Parlament abgelöst werden. Die Rechtspopulisten konnten sich bei den vergangenen Wahlen kontinuierlich steigern. Das hat zu einer Verschiebung der politischen Lager im Reichstag geführt: Während sich die konservativen Moderaten, die Christdemokraten und die Liberalen den zuvor aussen vor stehenden Schwedendemokraten angenähert haben, unterstützt das liberale Zentrum seit längerem die Sozialdemokraten.

Trotz dieser Verschiebung sind die Verhältnisse in Stockholm nicht einfacher geworden. Im Gegenteil: Das Lager um Andersson kommt im Parlament momentan auf 175, Kristerssons Block auf 174 Sitze. Nur mit viel Mühe lassen sich da politische Massnahmen durchdrücken. Ob es nach der Wahl besser wird, ist offen. Andersson müsste im Falle eines Wahlsieges äusserst unterschiedliche Positionen der Linken und des Zentrums vereinen. Kristersson könnte bei dem erwartet starken Abschneiden der Schwedendemokraten mit der Lage konfrontiert werden, dass deren Parteichef Jimmie Åkesson eigene Ansprüche anmeldet. (saw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
19-Jähriger tötet in Baden-Württemberg offenbar Eltern und Bruder

Bei einem Gewaltverbrechen in Baden-Württemberg sind drei Mitglieder einer Familie getötet worden. Ein 19-Jähriger soll am Dienstagabend in einem Mehrfamilienhaus im Landkreis Waldshut seine Eltern und seine zwei Geschwister unter anderem mit einer Stichwaffe angegriffen haben, wie das Polizeipräsidium Freiburg und die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen am Mittwoch mitteilten.

Zur Story