«Wir möchten Sie bitten, mindestens 240 Minuten vor Abflug am Flughafen einzutreffen.» Mit diesen Worten warnt die Lufthansa Gruppe ihre Passagiere in einer E-Mail vor den langen Wartezeiten in Berlin. Damit reagiert die Airline, zu der auch «Swiss» gehört, auf das Chaos, das seit dem Wochenende am Flughafen BER herrscht. Die Lufthansa-Tochter Swiss fliegt bis zu fünf Mal täglich von Berlin nach Zürich. Und hat jetzt ihre Check-in-Kapazitäten aufgestockt.
Wegen der Corona-Regeln habe man beim Check-In allgemein einen zusätzlichen Aufwand, sagt Swiss-Sprecherin Elena Stern. Deshalb habe man in Berlin nun weitere Schalter geöffnet und zusätzliches Personal eingesetzt. Damit dürften allerdings nicht alle Probleme gelöst sein: «Erschwerend kommt hinzu, dass am Flughafen Berlin nur einer von drei Terminals geöffnet ist.»
Mit Beginn der Herbstferien war der Flughafen besonders gut besucht. Das hatte zur Folge, dass die Passagiere in Berlin bereits am Freitag stundenlang warten. Einige Personen hätten sogar ihren Flug verpasst, schreibt die «Berliner Morgenpost».
Ferienbeginn war allerdings nicht nur in Berlin. Warum es genau dort zum Chaos kam, begründete die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg gegenüber der Berliner Lokalzeitung mit «Personalengpässe an den Schaltern». Vor allem wegen Krankmeldungen habe die Personaldecke dort «unter den Planungen» gelegen. In Berlin werden die Check-in-Schalter – wie an den meisten Flughäfen – von den Airlines selber besetzt.
Der Deutsche Flughafenverband ADV bestätigt dieses Problem. Durch Kurzarbeitszeitregelungen und wegen des mehrmaligen Lockdowns hätten viele Angestellte gekündigt. Neueinstellungen seien meistens nicht möglich, zu angespannt sei die wirtschaftliche Lage der Fluggesellschaften.
Ob Personalmangel oder schlechte Organisation: Man hat das Problem kommen sehen. So warnte der Welt-Airline-Verband IATA anfangs Oktober vor dem Chaos an Flughäfen, wenn der Verkehr ohne digitale Verfahren für Corona-Tests und andere Dokumente wieder in Gang kommt. «Unsere Modelle sagen vorher, dass man ohne Verbesserungen bei den Prozessen fünfeinhalb Stunden pro Reise an Flughäfen verbringen könnte», sagt Conrad Clifford, Vizechef von IATA an der Jahrestagung in Boston. Im ersten Halbjahr 2021 habe es in Spitzenzeiten bereits bis zu drei Stunden gedauert. «Und das Reiseaufkommen war gerade einmal bei 30 Prozent der Dimensionen vor Covid.»
Die Lösung sieht IATA in einem digitalen «Travel Pass». Passagiere können damit Formalitäten und Kontrollen per App erledigen, bevor sie am Flughafen sind. Bisher haben 76 Gesellschaften das Verfahren auf 286 Strecken getestet. Für die Einführung müsse sich aber jedes Unternehmen einzeln entscheiden.
Die Lufthansa Group hat den IATA-TravelPass bisher nicht eingeführt. Zwar habe Swiss zwischen April und Juni den Pass getestet, sagt Mediensprecherin Elena Stern. «Zurzeit ist jedoch keine Einführung vorgesehen, da die App nicht unsere Anforderungen erfüllt.» Für Flüge mit Swiss hätten Fluggäste allerdings die Möglichkeit, bis zwölf Stunden vor Abflug ihre Dokumente online zu prüfen. Sind die Unterlagen gültig, können sich die Passagiere im Online Check-in eine Bordkarte ausstellen lassen. Ein zusätzlicher Dokumentencheck am Flughafen-Schalter ist dann nicht mehr erforderlich.
Die Lösung von Swiss, respektive von der Lufthansa Group, ist keine internationale. So ist der Dokumentencheck für Flüge in die USA oder China nicht möglich. Das Problem hier sei der internationale Flickenteppich, sagt Lufthansa-Sprecher Jörg Waber gegenüber dem «Spiegel». Bisher nutzen Länder weltweit eigene, unterschiedliche Registrierungssysteme. «Der nächste Schritt müssen global anerkannte, einheitliche Standards sein», so Waber.
Übrigens: Wer auf das Flughafen-Chaos verzichten will, fährt mit der Bahn in gut acht Stunden von Berlin nach Zürich.
Nun...der Bau des Flughafens hat so lange gedauert, da sollen ihn nun die Besucher auch entsprechend begutachten ;-)
Berlin dauert halt länger...
Liebe Vanessa, bist du schon einmal mit der Deutschen Bahn gefahren? Da sind 8 Stunden sehr schnell sehr relativ :-)