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Wahlkampfendspurt in der Türkei – Erdogan will Ergebnis akzeptieren

Turkish President and People's Alliance's presidential candidate Recep Tayyip Erdogan gestures as he delivers a speech during an election campaign rally in Istanbul, Turkey, Saturday, May 13 ...
Erdogan lag in den letzten Umfragen knapp hinter Herausforderer Kemal Kilicdaroglu.Bild: keystone

Wahlkampfendspurt in der Türkei – Erdogan will Ergebnis akzeptieren

13.05.2023, 19:5313.05.2023, 20:44
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seinen Herausforderer einen Tag vor der Wahl erneut scharf attackiert. Kemal Kilicdaroglu nehme Befehle von «Terroristen» entgegen, sagte Erdogan am Samstag bei einem Wahlkampfauftritt in Istanbul. «Wir erhalten unsere Befehle von Gott und unserer Nation. Das ist der Unterschied zwischen uns.» Eine Niederlage bei der Parlaments- und Präsidentenwahl wolle er akzeptieren, machte er am Abend zuvor deutlich. Bei der richtungsweisenden Wahl zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Erdogan und Oppositionsführer Kilicdaroglu ab.

«In der Türkei kommen wir mit demokratischen Mitteln an die Macht», sagte Erdogan am Freitagabend in Istanbul. Wenn sich die Nation am Sonntag gegen ihn entscheide, werde er tun, «was die Demokratie erfordert». Er gehe jedoch davon aus, dass er für eine weitere Amtszeit gewählt werde und mit dem Bündnis um seine islamisch-konservative AKP eine Mehrheit im Parlament erlange.

Beobachter befürchten, dass Erdogan, der mittlerweile so viel Macht wie nie zuvor hat, bei einem knappen Wahlausgang versuchen könnte, das Ergebnis anzufechten. Einige begründen die Sorge auch damit, dass seine Partei 2019 das Resultat der Istanbuler Bürgermeister-Wahl nach einem Sieg der Opposition annullieren liess.

Erdogan wurde 2003 Ministerpräsident und ist seit 2014 Präsident. Er kann seit der Einführung eines Präsidialsystems vor fünf Jahren weitgehend am Parlament vorbei regieren. Kritiker befürchten, dass das Land mit rund 85 Millionen Einwohnern vollends in die Autokratie abgleiten könnte, sollte Erdogan erneut gewinnen.

Kemal Kilicdaroglu fordert den Amtsinhaber bei der Wahl heraus. Er ist Chef der sozialdemokratischen CHP und tritt für ein breites Bündnis aus sechs Parteien an und will zum parlamentarischen System zurückkehren.

Erdogan warnte am Samstag, ein Sieg Kilicdaroglus werde islamischen und familiären Werte in der Türkei sowie die Beziehungen zu Russland gefährden. Er beschuldigte westliche Politiker, darunter US-Präsident Joe Biden, seine Abwahl zu wollen.

Oppositionsführer Kilicdaroglu appellierte unterdessen an seine Unterstützer, die Wahlurnen nicht aus den Augen zu lassen. «Ihr gebt niemals auf und verlasst euren Posten nicht», sagte er in einem auf Twitter verbreiteten Video. Es habe Drohungen gegen Wahlhelfer gegeben, sagte er, ohne ins Detail zu gehen. Der Wahlkampf hatte sich zuletzt zugespitzt. Ein beliebter Oppositionspolitiker war vergangenen Sonntag mit Steinen beworfen worden, mehrere Menschen wurden verletzt.

Am letzten Tag vor der Wahl stellten die beiden Gegner ihre unterschiedliche Vision für die Türkei symbolisch zur Schau: Erdogan plant, seinen Wahlkampf mit einem Gebet in der berühmten Hagia Sophia in Istanbul abzuschliessen. Er hatte das Monument trotz Protest 2020 von einem Museum in eine Moschee umwandeln lassen. Kilicdaroglu dagegen beendete seinen Wahlkampf mit einem Besuch am Mausoleum des Gründers der säkularen Republik, Mustafa Kemal Atatürk, in Ankara. (sda/dpa)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Macca_the_Alpacca
13.05.2023 20:16registriert Oktober 2021
Wow, Erdogan will das Ergebnis akzeptieren. Dann wird die Wahl wohl von Grund auf auf manipuliert.
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G.
13.05.2023 20:22registriert Dezember 2014
In letzer Sekunde wird etwas passieren und Erdogähn ist „gewählt“ worden.

Ich glaube dem kein Wort von „er werde das Ergebnis akzeptieren“, er wird eimfach SEIN Ergebnis alzeptieren…
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Maya Eldorado
13.05.2023 20:47registriert Januar 2014
Erdogan will das Ergebnis der Wahl akzeptieren.
Notfalls müssen halt ein paar Wahlzettel verloren gehen, dass es stimmt.
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