Der türkische Präsidentschaftskandidat Kemal Kilicdaroglu hat Russland die Erstellung von Deep-Fake-Inhalten und die Verbreitung von Verschwörungen im türkischen Wahlkampf vorgeworfen. «Lassen Sie die Hände von der Türkei», schrieb Kilicdaroglu am Donnerstagabend auf Twitter. Worauf genau er sich damit bezog, liess er offen. Deep-Fakes sind Medieninhalte, die mit Techniken künstlicher Intelligenz (KI) manipuliert wurden.
Sevgili Rus Dostlarımız,
— Kemal Kılıçdaroğlu (@kilicdarogluk) May 11, 2023
Dün bu ülkede ortaya saçılan montajlar, kumpaslar, Deep Fake içerikler, kasetlerin arkasında siz varsınız. Eğer 15 Mayıs sonrası dostluğumuzun devamını istiyorsanız, elinizi Türk’ün devletinden çekin. Biz hala işbirlikten ve dostluktan yanayız.
Der Kreml hat die Vorwürfe zurückgewiesen, Russland habe sich in die Präsidentschaftswahl in der Türkei eingemischt. «Wir weisen diese Behauptungen entschieden zurück», sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag. «Wir erklären offiziell: Von einer Einmischung kann keine Rede sein.» Russland schätze seine Beziehungen zur Türkei sehr. Westliche Länder beschuldigen Russland immer wieder, sich in Wahlen einzumischen, insbesondere durch Desinformationskampagnen.
Am 14. Mai sind Menschen in der Türkei dazu aufgerufen, einen Präsidenten und ein neues Parlament zu wählen. Umfragen sagen ein enges Rennen zwischen Erdogan und Kilicdaroglu voraus, der als Kandidat einer Allianz aus sechs Parteien mit unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung antritt. Kılıçdaroğlu hat derzeit einen leichten Vorsprung.
Am Donnerstag gab einer der vier Erdogan-Herausforderer seine Kandidatur auf. Muharrem Ince von der Vaterlandspartei sprach von «verleumderischen» Aufnahmen. Kürzlich waren Korruptionsvorwürfe gegen ihn laut geworden und kompromittierende Bilder aufgetaucht. Ob diese authentisch sind, ist völlig unklar.
Der türkische Präsident Erdogan hatte bei einer Wahlkampfrede am Sonntag in Istanbul ein angebliches Wahlkampfvideo seines Herausforderers Kilicdaroglu gezeigt. In das wurde ein Mitglied der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK geschnitten. Das Video machte den Anschein, als würde der Mann das Wahlkampflied der CHP mitsingen.
Präsidentschaftskandidat Kilicdaroglu hat für den Fall seines Wahlsiegs ein ausgewogenes Verhältnis zu Russland angekündigt. «Wir wollen unsere Beziehungen aufrechterhalten, wir wollen unsere freundschaftlichen Beziehungen nicht abbrechen, aber wir werden keine Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten zulassen», sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Er werde sich für eine weitere Friedensinitiative zwischen Russland und der Ukraine einsetzen, wenn er die Wahl gewinne. Ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine sei wichtig für die Türkei und die ganze Welt.
Russland und die Türkei haben ihre Beziehungen in den vergangenen Jahren ausgebaut. Im Ukraine-Konflikt gibt sich Erdogan als Vermittler, der sowohl mit Moskau als auch mit Kiew spricht.
Auf die Frage, ob er im Falle seiner Wahl einer Erweiterung der Nato unterstützen würde, sagte Kilicdaroglu : «Natürlich.» Details dazu liess er offen. Derzeit blockiert die Erdogan-Regierung den Nato-Beitritt Schwedens, weil sie dem nordischen Land vorwirft, nicht ausreichend gegen kurdische Extremisten vorzugehen. Kilicdaroglu erklärte, die NATO sei im 21. Jahrhundert nicht nur eine reine Militärorganisation, sondern auch eine Organisation, die die Demokratie verteidige. «Wir werden unsere Beziehungen zur Nato in gleichen Rahmen aufrechterhalten wie in der Vergangenheit.» (dpa, afp, Reuters, t-online)