Marlene Zähner ist ein Star unter den Hundeausbildnern. Ein Star auf Weltniveau. Aber das lässt sie einen nicht spüren. Freundlich und voller Elan erzählt die Aargauerin aus ihrem Leben.
Immer wieder betont sie, dass sie all das nie gesucht habe. «Sie finden mich immer», ist einer der Sätze, die sie mehrfach wiederholt.
Wenn eine neue Herausforderung, jemand Neues, der ihre Hilfe braucht, bei ihr anklopft, ist sie bereit. So ist sie auf der ganzen Welt bekannt geworden – ohne dass das eigentlich ihr Ziel gewesen wäre.
Marlene Zähner ist Tierärztin für Nutztiere. 1992 ging sie drei Jahre in die USA, um Kälberkrankheiten zu studieren. Als sie zurückkehrte, gab es ihre Stelle am Tierspital Zürich nicht mehr. «Also habe ich mich umorientiert.»
Sie widmete sich der Hundezucht und der Ausbildung von Hunden und deren Bezugspersonen. Und dafür – das kann man ruhig sagen – sind bereits mehrere Länder dankbar.
Sie war schon immer eine Bluthundperson, «seit ich als Kind in einer Folge von ‹Lassie› die Bluthündin Samanta gesehen habe. Sie hatte ihren eigenen Kopf. Lassie musste auf sie aufpassen, denn wenn sie ein Ziel hatte, schaute sie weder auf den Verkehr noch andere Gefahren. So sind Bluthunde, und das gefällt mir», berichtet sie schmunzelnd. «Ich musste meine Mutter drei Jahre lang bearbeiten, bis wir, als ich 14 war, unseren ersten Bluthund bekamen.»
In den USA erlernte sie das Mantrailing auf professionellem Niveau. «Hier in Europa kannte man damals nur Fährtenhunde, eine Sportart, bei der die Hunde genau auf den Fussabdrücken auf Naturboden arbeiten, aber keinen Individualgeruch verfolgen. Diese Hunde können keine Spuren verfolgen, die durch stark kontaminierte Strassen führen und/oder mehrere Stunden alt sind», erklärt sie. «Bluthunde dagegen finden die Person, deren Geruch man ihnen zeigt, auch dann. Es ist eine natürliche Art der Personensuche, so, wie es Wölfe machen, wenn sie jagen. Das nennt man Mantrailing.»
Im Sommer 2013 sprach Marlene Zähner «Aeschbacher» über den Beginn ihres Projekts im Kongo:
Sie hatte sich und ihren damaligen Hund so weit ausbilden lassen, dass sie in Virginia als Einsatzteam registriert waren. Zurück in Europa begann sie bald, dieses Wissen weiterzugeben. «Ich hätte nie gedacht, dass das hier so grossen Anklang finden würde. Eher zum Spass hatten wir zur ersten Prüfung, die wir hier abnahmen, eine Pressemitteilung rausgelassen. Es kamen 30 Journalisten und die Polizei», erinnert sie sich lachend. Letztere war so überzeugt, dass Zähner bereits 1999 damit beginnen konnte, Polizisten und deren Hunde im Mantrailing auszubilden.
Nachdem sie den Schweizer Bluthundeverband NBAS (National Bloodhound Association Switzerland) gegründet hatte, folgten die Stiftung für das Wohl des Hundes und ihr Ausbildungszentrum Farmersplace in Kleindöttingen.
Europaweit war sie die Spezialistin im Mantrailing. Das brachte sie 2011 in den Kongo. Prinz Emanuel De Merode, Direktor des Virunga-Nationalparks, wollte eine Bluthundestaffel, um gegen die Wilderer im Gebiet der letzten Berggorillas, Okapis und Waldelefanten vorzugehen.
Sein Sicherheits-Chef sollte in Belgien einen geeigneten Instruktor suchen. «Die Belgier schickten ihn zu mir», erzählt Zähner. «Ich schrieb ihm, dass ich es eine blöde Idee fände, Bluthunde in den Kongo zu bringen. Ich zählte auf, was dafür nötig wäre, und dachte, ich würde nie wieder von ihm hören», berichtet sie. «Doch schon am nächsten Tag teilte er mir mit, der Prinz sei begeistert und wolle alles genau so umsetzen.»
In nur zwei Monaten suchte die Freiämterin sechs junge Bluthunde mit guter Blutlinie in den USA und Kanada und reiste mit ihnen in den Kongo, um sie samt Rangern auszubilden.
«Ich musste zuunterst anfangen: Im Kongo käme es niemandem in den Sinn, mit einem Hund an der Leine spazieren zu gehen.» Die jungen Ranger waren aber sehr motiviert und machten rasch Fortschritte.
«Ich reiste immer wieder hin. Nach einem Jahr hatten wir die ersten Einsätze. Doch dann kam der Krieg. Er dauerte 18 Monate.» Zähner war eine der einzigen drei Weissen, die blieben. «Ich behandelte die verletzten Dorfbewohner. Das haben sie nie vergessen. Seither gehöre ich dazu.»
Unterdessen sind die Teams im Kongo beinahe selbstständig. Täglich erstatten sie Zähner per Whatsapp Bericht. «Ich musste sie auch in der Behandlung der Hunde ausbilden, gute Tierärzte gibt es noch heute kaum im Kongo.»
Doch bald wurde Zähner klar, dass sich der Park die Hundestaffel nicht leisten kann. Sie rief eine eigene Organisation ins Leben. Auch für Waisenkinder und die kostenlose Schulbildung von an die 100 armen Kindern setzt sie sich ein. «Es kommt immer mehr dazu», aber wie sie bereits sagte: «Sie finden mich immer.»
Dennoch will Zähner keine Arbeit aufgeben. Seit zwei Jahren gehört auch die Ausbildung von Schildkrötenhunden auf den Kapverdischen Inseln dazu. Das sind Arbeitslabradore, die während der Legesaison der Schildkröten Wilderer vom Strand fernhalten.
Um ein Buch über all ihre Erfahrungen zu schreiben, fehlt Marlene Zähner einfach die Zeit. Doch dafür kann man ihre Arbeit als «Frau mit den Bluthunden» am Donnerstag auf SRF anschauen. «Ich bin selber gespannt, ich habe den Film noch nicht gesehen.»