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US-Senator will Abtreibungen bundesweit einschränken

US-Senator will Abtreibungen bundesweit einschränken

13.09.2022, 21:1513.09.2022, 22:13
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Die US-Republikaner treiben kurz vor den Kongresswahlen den Versuch voran, Abtreibungen landesweit per Gesetz zu beschränken. Senator Lindsey Graham stellte am Dienstag einen Gesetzentwurf vor, der Abtreibungen nach der 15. Schwangerschaftswoche verbietet. «Das sollte der Standard in Amerika sein», sagte Graham bei einer Pressekonferenz. Er habe für den Entwurf die Unterstützung von Kollegen. Der Vorstoss hat aktuell keine Aussichten auf Erfolg, da die Republikaner im Kongress nicht genügend Stimmen haben. Dies könnte sich aber nach den Wahlen im November ändern.

epa10055997 Abortion rights demonstrators chain themselves to the pillars in front of the entrance of the City Hall to protest following the decision by the US Supreme Court to overturn the Roe v. Wad ...
Abtreibungsbefürworterinnen demonstrieren im Juli 2022 in Los Angeles.Bild: keystone

Das Weisse Haus kritisierte den Entwurf scharf und nannte ihn «extrem». Grahams Gesetzentwurf sieht nicht vor, dass weitgehende Abtreibungsverbote in konservativ regierten Bundesstaaten aufgehoben würden.

Bis Ende Juni sicherte ein Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA von 1973 das Recht auf Abtreibung - Schwangerschaftsabbrüche waren bundesweit mindestens bis zur Lebensfähigkeit des Fötus erlaubt. Diese Entscheidung wurde von der rechten Mehrheit des Gerichts mit einer historischen Entscheidung aufgehoben. In der Folge können die Parlamente in den Bundesstaaten oder der Kongress per Gesetz entscheiden, ob und wie Abtreibung erlaubt oder verboten ist.

Da es in den USA bisher kein landesweites Abtreibungsgesetz gibt, ist in den Bundesstaaten ein Flickenteppich an Regelungen entstanden. In zahlreichen konservativ regierten Staaten sind Abtreibungen nun weitgehend verboten. Sowohl die Demokraten als auch die Republikaner versuchen nun, Abtreibungen bundesweit gesetzlich zu regeln. Die Demokraten wollen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche landesweit schützen - ein entsprechender Gesetzentwurf wurde im Juli vom Repräsentantenhaus verabschiedet, hat aber im Senat nicht die notwendige Mehrheit.

Grahams Gesetzentwurf würde hingegen kein Recht auf Abtreibung bis zur 15. Schwangerschaftswoche schaffen. «Die Bestimmungen dieses Abschnitts dürfen nicht so ausgelegt werden, dass sie Bundes-, Landes- oder örtliche Vorschriften, die einen grösseren Schutz für ein ungeborenes Kind vorsehen als die in diesem Abschnitt vorgesehenen, ausser Kraft setzen oder einschränken», heisst es. Das bedeutet, striktere Regeln als in dem Entwurf vorgesehen dürften in Bundesstaaten bestehen bleiben. Staaten mit liberaleren Gesetzen müssten hingegen das Abtreibungsrecht beschränken.

Der Gesetzentwurf sieht Ausnahmen nach der 15. Schwangerschaftswoche in Fällen von Vergewaltigung sowie Inzest vor oder sollte das Leben der Mutter bedroht sein. Graham begründete diesen Zeitpunkt damit, dass Föten dann Schmerz empfänden. Sein Vorschlag gilt als Versuch, moderate und konservative Republikaner vor den wichtigen Kongresswahlen hinter einer Position zu vereinen. Konservative in seiner Partei haben sich immer wieder für ein landesweites Abtreibungsverbot abgesprochen.

Der Zeitpunkt für Grahams Vorstoss ist dennoch ungewöhnlich. Aus der Partei meldeten sich bereits kritische Stimmen zu dem Entwurf. Umfragen zufolge lehnt eine Mehrheit der US-Bevölkerung das Urteil des Supreme Court ab, welches das Recht auf Abtreibung landesweit gekippt hatte. Die Demokraten versuchen daher, mit dem Thema Wählerinnen und Wähler bei der Kongresswahl zu mobilisieren. In der republikanischen Partei gab man sich hingegen beim Thema Abtreibung zuletzt öffentlich auffallend zurückhaltend.

(yam/sda/dpa)

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mario 66
13.09.2022 21:48registriert November 2015
Finde ich toll, dass die US-Republikaner noch VOR den wahlen den Versuch vorantreiben, Abtreibungen landesweit per Gesetz zu beschränken. Eine besserer mobilisierungs-steilpass für die dems / frauen gibt es nicht, die rechnung für die republikanerfundis wird hoffentlich gesalzen ausfallen
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Händlmair
13.09.2022 21:32registriert Oktober 2017
Wie muss ich das verstehen? Bei Grahams Gesetzesvorschlag wären dann Abtreibungen bis zur 15 Woche erlaubt und danach verboten? Das wäre ja eine liberalere Lösung als in der Schweiz mit 12 Wochen.

Oder habe ich da was missverstanden?
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Kramer
13.09.2022 22:06registriert September 2021
Eine schande dass im land der "Freiheit" nun die ebendiese für Frauen eingeschränkt werden soll!
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Warum Donald Trump einen sehr schlechten Tag hatte
Seine Anwälte haben die Eröffnungsrede zum «Schweigegeld»-Prozess gründlich vermasselt.

Nur so als Gedankenspiel: Stellt euch vor, der Anwalt eines Bankräubers verteidigt seinen Klienten mit dem Argument, jeder, der eine Bank betrete, wolle dort Geld holen. Mag sein, doch ob er dabei dieses Geld von seinem Konto abhebt oder ob er es mit vorgehaltener Pistole einfordert, ist ein kleiner, aber nicht ganz unbedeutender Unterschied.

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