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Barack und Michelle Obama sprachen am Demokraten-Parteitag

Video: watson/emanuella kälin

«Yes, she can!» – diese drei Reden sorgten für Aufsehen am Demokraten-Parteitag

In Chicago in den USA läuft weiter der Parteitag der Demokraten. Heute Nacht stachen dabei drei Personalien hervor. Einerseits hielten Barack und Michelle Obama je eine Rede, andererseits trat Stephanie Grisham auf – sie war Donald Trumps Pressesprecherin im Weissen Haus.
21.08.2024, 07:0721.08.2024, 14:00
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Die Obama-Reden

Der Name Obama ist in der US-Politik relevant wie eh und je. Der ehemalige US-Präsident ist nach wie vor der wohl populärste Politiker in der demokratischen Partei. Zudem soll er erst jüngst beim Rückzug von Joe Biden eine treibende Kraft im Hintergrund gewesen sein. Und seine Frau Michelle ist – teils auch über das blaue Lager hinaus – Everybody's Darling in den Staaten, was sich nicht zuletzt daran zeigte, dass sie in Umfragen lange als die einzige Person galt, die Donald Trump in einer Wahl schlagen könnte – relativ problemlos sogar.

Mit Spannung wurden deshalb die Reden des Ehepaars am Parteitag der Demokraten in Chicago erwartet. Hier sind einige der wichtigsten Zitate mit Einordnungen:

«Amerika, die Hoffnung kehrt zurück»

Den Anfang machte Michelle Obama. Mit der Kandidatur von Kamala Harris stünde das Land «an der Schwelle zu besseren Tagen». Was auch als Seitenhieb gegenüber Joe Biden verstanden werden konnte, sollte wohl vor allem Harris den Rücken stärken. Obama sagte, sie sei stolz auf Harris und sie erwarte, dass die bevorstehende Wahl «historisch» werde. Wird Harris gewählt, wäre sie die erste Frau im Amt – das noch dazu als person of color.

Former first lady Michelle Obama speaks during the Democratic National Convention Tuesday, Aug. 20, 2024, in Chicago. (AP Photo/Paul Sancya)
Michelle Obama spricht zu den Delegierten.Bild: keystone

Obama thematisierte die Herkunft von Harris eingehender – insbesondere auch, um Kritik an Donald Trump zu üben.

«Niemand hat ein Monopol darauf, was es bedeutet, Amerikaner zu sein.»

Trump hatte vor kurzem infrage gestellt, dass Kamala Harris wirklich «schwarz» ist. Ihre Mutter stammt aus Indien, ihr Vater aus Jamaika. Trump verbreite «hässliche, frauenfeindliche und rassistische Lügen», so Michelle Obama. Er habe eine «beschränkte, begrenzte» Sicht auf die Welt und fühle sich von «hart arbeitenden, hochintelligenten und erfolgreichen» Menschen wie Harris bedroht.

Im Anschluss übergab Michelle Obama den Platz hinter dem Rednerpult unter tosendem Applaus und Jubel ihrem Mann.

Video: watson/emanuella kälin

Dieser hatte zuerst sehr viele warme Worte für seinen einstigen Vize Joe Biden, dessen Rückzug er nun mitorchestriert haben soll, übrig. Die Geschichte werde sich an Joe Biden erinnern. Er habe die USA durch schwierige Zeiten geführt und dabei einen hervorragenden Job gemacht. Er sei selbstlos – nichts sehe man in der Politik seltener. Persönlich schätze er an Biden besonders seinen Anstand, seine Empathie und seine Widerstandsfähigkeit.

«Joe und ich kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen, aber wir sind Brüder geworden»

Dann sprach Obama über Harris und stärkte ihr ebenfalls den Rücken. Er hob ihre Integrität und ihren Kampf für Schwächere hervor. Zudem modifizierte er seinen ikonischen Leitspruch aus seinem eigenen Wahlkampf, als er Präsident werden respektive bleiben wollte:

«Yes, she can!»

Das Publikum begann daraufhin, den Spruch zu skandieren.

Trotz der Euphorie bei den Demokraten warnte Obama davor, voreilig zu werden und sich zu früh zu freuen.

«Macht euch keine Illusionen – es wird ein Kampf sein.»
epa11557508 Former US President Barack Obama delivers remarks during the second night of the Democratic National Convention (DNC) at the United Center in Chicago, Illinois, USA, 20 August 2024. The 20 ...
Barack Obama während seiner Rede. Bild: keystone

Auch Barack Obama liess es sich nicht nehmen, Donald Trump zu kritisieren. Dessen Verhalten sei noch schlimmer geworden, weil er nun Angst habe, gegen Harris zu verlieren.

«Die kindischen Spitznamen, die verrückten Verschwörungstheorien, diese seltsame Besessenheit mit der Grösse von Menschenmengen (...) »

Amerika brauche keine vier weiteren Jahre Spaltung und Chaos, so Obama.

Gegen Ende seiner Rede sprach der Ex-Präsident davon, dass nicht nur die USA, sondern die ganze (westliche) Welt darauf schaue, ob es die Demokraten «schaffen». Amerika müsse die Werte der Demokratie hochhalten und «eine Kraft des Guten in der Welt» sein.

«Wenn Amerika seine Werte hochhält, ist die Welt ein bisschen heller.»

Die Grisham-Rede

Nebst den Obamas war vor allem eine weitere Rede interessant heute Nacht: diejenige von Stephanie Grisham.

Grisham war Mediensprecherin des Weissen Hauses – in Diensten von Donald Trump. Doch über ihren einstigen Chef verliert sie kein gutes Wort mehr. Stattdessen hat sie bei ihrem Auftritt erklärt, weshalb sie Kamala Harris wählen wird und dazu aufgerufen, es ihr gleichzutun.

Stephanie Grisham, former Trump White House Press Secretary, speaks during the Democratic National Convention Tuesday, Aug. 20, 2024, in Chicago. (AP Photo/Brynn Anderson)
Stephanie Grisham ist keine Trump-Freundin mehr.Bild: keystone

Grisham sagte über Harris:

«Sie respektiert das amerikanische Volk. Sie hat meine Stimme.»

Bei ihrem ehemaligen Chef sei das mit dem Respekt anders.

«Ich war eine seiner engsten Beraterinnen. Die Familie Trump wurde zu meiner Familie.»

Sie habe Ostern, Thanksgiving, Weihnachten und Neujahr mit den Trumps verbracht. «Ich habe ihn gesehen, wenn die Kameras ausgeschaltet waren», erzählte sie mit Blick auf den Ex-Präsidenten.

«Hinter verschlossenen Türen verhöhnt Trump seine Anhänger.»

Er habe kein Einfühlungsvermögen, keine Moral und keine Treue zur Wahrheit. Trump habe ihr immer gesagt: «Es ist egal, was du sagst, Stephanie, sag es oft genug und die Leute werden dir glauben.» Es sei aber wichtig, was jemand sage und was nicht, mahnte Grisham.

October 25, 2019, Washington DC, USA: 10/25/19 The White House - Washington DC..President Donald Trump stops to speak with reporters on his way to Marine One on the South Lawn of The White House.White ...
Was sie damals wohl dachte? Grisham beobachtet Trump bei einem Auftritt im Jahr 2019.Bild: www.imago-images.de

Grisham war von 2017 bis 2019 Pressesprecherin der ehemaligen First Lady Melania Trump, bevor sie rund neun Monate lang die Posten der Pressesprecherin und der Kommunikationsdirektorin des Weissen Hauses von Donald Trump übernahm. Danach wurde sie erneut Sprecherin und zeitweise Stabschefin von Melania Trump. In Chicago sagte Grisham, sie habe Trump früher glühend unterstützt. Nach der Attacke auf das US-Kapitol durch Trump-Anhänger sei sie zurückgetreten, weil sie nicht mehr «Teil dieses Irrsinns» habe sein wollen.

Nach ihrem Ausstieg aus der Trump-Regierung hatte Grisham ein Buch veröffentlicht und ist seitdem eine offene Kritikerin des früheren Präsidenten.

Was sonst noch passierte

Die Kamala-Krönung

Nebst den Reden gab es auch noch Formelles zu regeln am Parteitag der Demokraten. So wurde Kamala Harris offiziell vor Ort als Kandidatin bestätigt, was Formsache war. Dementsprechend stand mehr die Show im Vordergrund.

Die Delegationen aus allen Bundesstaaten und US-Aussengebieten gaben in einem rein zeremoniellen Votum noch einmal ihre Stimmen für die 59-Jährige ab – begleitet von Musik, Lichteffekten, kurzen Reden und viel Jubel in der Veranstaltungshalle. Die mehr als 4500 Delegierten hatten Harris bereits vor dem Parteitag per Online-Abstimmung offiziell nominiert.

epa11557331 Democratic presidential candidate US Vice President Kamala Harris speaks during a campaign rally at Fiserv Arena in Milwaukee, Wisconsin, USA, 20 August 2024. The rally is overlapping with ...
Kamala Harris wurde aus Milwaukee zugeschaltet, wo sie – im ebenfalls prall gefüllten Basketballstadion der heimischen Bucks – Wahlkampf machte.Bild: keystone

Die Partei hatte die Kandidatenkür vorgezogen und digital abgewickelt – wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in einem Bundesstaat. Das Prozedere in Chicago war deshalb rein symbolischer Natur.

Harris selbst war bei der Nominierungszeremonie in Chicago selbst nicht einmal anwesend, sie wurde aber aus Milwaukee zugeschaltet. Sie war in die anderthalb Autostunden entfernte Stadt im Bundesstaat Wisconsin gereist, um dort Wahlkampf zu machen. Gemeinsam mit Walz trat sie an jenem Ort auf, an dem die Republikaner im Juli ihren Parteitag abgehalten hatten. «Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir nominiert sind», sagte Harris.

Ihren grossen Auftritt am Parteitag wird die Kandidatin dann in der Nacht auf Freitag (Schweizer Zeit) haben, wenn sie sich zum Ende der Veranstaltung an die Delegierten und das ganze Land wenden wird.

Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.

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197 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pontifax
21.08.2024 07:23registriert Mai 2021
Ich drücke den USA ( und somit Mrs. Harris ) die Daumen. Möge Trumps Irrsinn endlich in der Versenkung verschwinden.
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FrancoL
21.08.2024 07:42registriert November 2015
Obama hat sicherlich als Präsident Fehler gemacht und konnte seine Zeichen nicht so setzen wie er wollte. Aber Michelle und er zeigen eine schöne natürliche Haltung und das braucht Amerika.
Keine Rüppel an der mach weder bei den REPs noch bei den DEMs, etwas mehr Menschlichkeit und weniger Narzissmus.
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Amadeus
21.08.2024 08:16registriert September 2015
Ich habe die Reden der Obamas gesehen. Die haben richtig abgeliefert. Das war sehr gut.
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