Der Name Obama ist in der US-Politik relevant wie eh und je. Der ehemalige US-Präsident ist nach wie vor der wohl populärste Politiker in der demokratischen Partei. Zudem soll er erst jüngst beim Rückzug von Joe Biden eine treibende Kraft im Hintergrund gewesen sein. Und seine Frau Michelle ist – teils auch über das blaue Lager hinaus – Everybody's Darling in den Staaten, was sich nicht zuletzt daran zeigte, dass sie in Umfragen lange als die einzige Person galt, die Donald Trump in einer Wahl schlagen könnte – relativ problemlos sogar.
Mit Spannung wurden deshalb die Reden des Ehepaars am Parteitag der Demokraten in Chicago erwartet. Hier sind einige der wichtigsten Zitate mit Einordnungen:
Den Anfang machte Michelle Obama. Mit der Kandidatur von Kamala Harris stünde das Land «an der Schwelle zu besseren Tagen». Was auch als Seitenhieb gegenüber Joe Biden verstanden werden konnte, sollte wohl vor allem Harris den Rücken stärken. Obama sagte, sie sei stolz auf Harris und sie erwarte, dass die bevorstehende Wahl «historisch» werde. Wird Harris gewählt, wäre sie die erste Frau im Amt – das noch dazu als person of color.
Obama thematisierte die Herkunft von Harris eingehender – insbesondere auch, um Kritik an Donald Trump zu üben.
Trump hatte vor kurzem infrage gestellt, dass Kamala Harris wirklich «schwarz» ist. Ihre Mutter stammt aus Indien, ihr Vater aus Jamaika. Trump verbreite «hässliche, frauenfeindliche und rassistische Lügen», so Michelle Obama. Er habe eine «beschränkte, begrenzte» Sicht auf die Welt und fühle sich von «hart arbeitenden, hochintelligenten und erfolgreichen» Menschen wie Harris bedroht.
Im Anschluss übergab Michelle Obama den Platz hinter dem Rednerpult unter tosendem Applaus und Jubel ihrem Mann.
Dieser hatte zuerst sehr viele warme Worte für seinen einstigen Vize Joe Biden, dessen Rückzug er nun mitorchestriert haben soll, übrig. Die Geschichte werde sich an Joe Biden erinnern. Er habe die USA durch schwierige Zeiten geführt und dabei einen hervorragenden Job gemacht. Er sei selbstlos – nichts sehe man in der Politik seltener. Persönlich schätze er an Biden besonders seinen Anstand, seine Empathie und seine Widerstandsfähigkeit.
Dann sprach Obama über Harris und stärkte ihr ebenfalls den Rücken. Er hob ihre Integrität und ihren Kampf für Schwächere hervor. Zudem modifizierte er seinen ikonischen Leitspruch aus seinem eigenen Wahlkampf, als er Präsident werden respektive bleiben wollte:
Das Publikum begann daraufhin, den Spruch zu skandieren.
Trotz der Euphorie bei den Demokraten warnte Obama davor, voreilig zu werden und sich zu früh zu freuen.
Auch Barack Obama liess es sich nicht nehmen, Donald Trump zu kritisieren. Dessen Verhalten sei noch schlimmer geworden, weil er nun Angst habe, gegen Harris zu verlieren.
Amerika brauche keine vier weiteren Jahre Spaltung und Chaos, so Obama.
Gegen Ende seiner Rede sprach der Ex-Präsident davon, dass nicht nur die USA, sondern die ganze (westliche) Welt darauf schaue, ob es die Demokraten «schaffen». Amerika müsse die Werte der Demokratie hochhalten und «eine Kraft des Guten in der Welt» sein.
Nebst den Obamas war vor allem eine weitere Rede interessant heute Nacht: diejenige von Stephanie Grisham.
Grisham war Mediensprecherin des Weissen Hauses – in Diensten von Donald Trump. Doch über ihren einstigen Chef verliert sie kein gutes Wort mehr. Stattdessen hat sie bei ihrem Auftritt erklärt, weshalb sie Kamala Harris wählen wird und dazu aufgerufen, es ihr gleichzutun.
Grisham sagte über Harris:
Bei ihrem ehemaligen Chef sei das mit dem Respekt anders.
Sie habe Ostern, Thanksgiving, Weihnachten und Neujahr mit den Trumps verbracht. «Ich habe ihn gesehen, wenn die Kameras ausgeschaltet waren», erzählte sie mit Blick auf den Ex-Präsidenten.
Er habe kein Einfühlungsvermögen, keine Moral und keine Treue zur Wahrheit. Trump habe ihr immer gesagt: «Es ist egal, was du sagst, Stephanie, sag es oft genug und die Leute werden dir glauben.» Es sei aber wichtig, was jemand sage und was nicht, mahnte Grisham.
Grisham war von 2017 bis 2019 Pressesprecherin der ehemaligen First Lady Melania Trump, bevor sie rund neun Monate lang die Posten der Pressesprecherin und der Kommunikationsdirektorin des Weissen Hauses von Donald Trump übernahm. Danach wurde sie erneut Sprecherin und zeitweise Stabschefin von Melania Trump. In Chicago sagte Grisham, sie habe Trump früher glühend unterstützt. Nach der Attacke auf das US-Kapitol durch Trump-Anhänger sei sie zurückgetreten, weil sie nicht mehr «Teil dieses Irrsinns» habe sein wollen.
Nach ihrem Ausstieg aus der Trump-Regierung hatte Grisham ein Buch veröffentlicht und ist seitdem eine offene Kritikerin des früheren Präsidenten.
Nebst den Reden gab es auch noch Formelles zu regeln am Parteitag der Demokraten. So wurde Kamala Harris offiziell vor Ort als Kandidatin bestätigt, was Formsache war. Dementsprechend stand mehr die Show im Vordergrund.
Die Delegationen aus allen Bundesstaaten und US-Aussengebieten gaben in einem rein zeremoniellen Votum noch einmal ihre Stimmen für die 59-Jährige ab – begleitet von Musik, Lichteffekten, kurzen Reden und viel Jubel in der Veranstaltungshalle. Die mehr als 4500 Delegierten hatten Harris bereits vor dem Parteitag per Online-Abstimmung offiziell nominiert.
Die Partei hatte die Kandidatenkür vorgezogen und digital abgewickelt – wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in einem Bundesstaat. Das Prozedere in Chicago war deshalb rein symbolischer Natur.
Harris selbst war bei der Nominierungszeremonie in Chicago selbst nicht einmal anwesend, sie wurde aber aus Milwaukee zugeschaltet. Sie war in die anderthalb Autostunden entfernte Stadt im Bundesstaat Wisconsin gereist, um dort Wahlkampf zu machen. Gemeinsam mit Walz trat sie an jenem Ort auf, an dem die Republikaner im Juli ihren Parteitag abgehalten hatten. «Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir nominiert sind», sagte Harris.
Ihren grossen Auftritt am Parteitag wird die Kandidatin dann in der Nacht auf Freitag (Schweizer Zeit) haben, wenn sie sich zum Ende der Veranstaltung an die Delegierten und das ganze Land wenden wird.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.
Keine Rüppel an der mach weder bei den REPs noch bei den DEMs, etwas mehr Menschlichkeit und weniger Narzissmus.