Kaum zeichnet sich ab, dass Kamala Harris als Rivalin von Donald Trump in den Präsidentschaftswahlkampf einsteigen wird, wird sie in den sozialen Medien diskreditiert. Teilweise arbeiten die Harris-Gegner dabei auch mit unlauteren Mitteln.
So kursieren bereits Bildmontagen und krude Verschwörungstheorien, die jeglicher Beweise entbehren. Besonders viele fragwürdige Posts finden sich auf X – kein Wunder, denn dessen Besitzer Elon Musk, mittlerweile überzeugter Trump-Anhänger und Demokraten-Gegner, mischt munter mit.
Eine Übersicht zu verschiedenen Meldungen und Bildern, die nicht der Wahrheit entsprechen oder verdreht wurden:
Ein prominentes aktuelles Beispiel ist eine Bildmontage, die Harris mit Jeffrey Epstein zeigen soll.
Epstein war ein schwerreicher Ex-Investmentbanker und verurteilter Sexualstraftäter. Er hat einen Ring zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger betrieben. Auf seiner Privatinsel in der Karibik wurden laut Zeugenaussagen mutmasslich Dutzende junge Frauen missbraucht. Epstein starb 2019 unter dubiosen Umständen im Gefängnis.
Epsteins Person und sein Tod sorgten weltweit für Aufregung, weil der US-Amerikaner Kontakte zu zahlreichen prominenten Figuren unterhielt. So beispielsweise Ex-US-Präsident Bill Clinton, Musiklegende Michael Jackson oder Astrophysiker Stephen Hawking – und Donald Trump.
Dass Kamala Harris aber mit Epstein in Kontakt stand, ist nicht dokumentiert. Das Foto, das online kursiert, ist eine Montage. Das Originalbild stammt aus dem Jahr 2015 und zeigt Harris mit ihrem Mann Doug Emhoff, wie unter anderem Shayan Sardarizadeh schreibt, der für die BBC als Faktenprüfer arbeitet.
This digitally-altered image of Kamala Harris posing alongside Jeffrey Epstein is being shared in the wake of Joe Biden's endorsement of her as the new Democratic nominee.
— Shayan Sardarizadeh (@Shayan86) July 21, 2024
The real image, captured in 2015, shows Harris posing with her husband Douglas Emhoff. pic.twitter.com/aQtYoK90Ke
Schon in der Vergangenheit hat Elon Musk gegen den US-Investor und Philanthropen George Soros gehetzt, indem er antisemitische Narrative weiterverbreitete.
Soros ist ein äusserst wohlhabender Unterstützer der Demokraten und stammt von ungarischen Juden ab. Seit den 90er-Jahren steht er im Zentrum der Verschwörungstheorie, wonach Juden im Geheimen nach der Weltherrschaft streben und auch in der Gegenwart aus dem Verborgenen viele Regierungen und die Wirtschaft vieler Länder kontrollieren würden.
Nachdem Harris nach Bidens Rückzug ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte, teilte Musk ein Foto von Soros' Sohn Alexander mit Harris auf X und kommentierte, dass er diesem «einfach danken möchte, dass er nicht alle auf die Folter darüber spannt, wer die nächste Marionette sein soll». Eine klare Andeutung auf die erwähnte Verschwörungstheorie. Zuvor war bekannt geworden, dass Soros Harris im Wahlkampf unterstützen wird, wohl auch finanziell.
I’d just like to thank @AlexanderSoros for not keeping everyone in suspense about who the next puppet would be 🙏
— Elon Musk (@elonmusk) July 21, 2024
Absurd ist auch eine weitere Erzählung, die online kursiert, wonach Kamala Harris «nicht schwarz» sei. Hintergrund ist, dass Harris sich als Tochter einer indischen Einwanderin und eines Jamaikaners als perfekte Stimme für die dunkelhäutigen US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner positioniert.
Mit der Behauptung, dass Harris nicht schwarz, sondern eben «nur» Inderin sei – der Hashtag #shesindian trendete zeitweise auf X – soll impliziert werden, dass sie diese Bevölkerungsgruppe gar nicht repräsentieren könne.
Etwa so sehen diese Tweets dann aus:
For all black women that think Kamala is black. She’s not. She’s West Indian and self described south Asian. She doesn’t represent African Americans and she incarcerated many for petty weed charges. pic.twitter.com/vRBe5GhZbV
— Nonaya Beeznas (@NonayaBeeznas) July 22, 2024
Kamala Harris' Eltern:
Falls du mehr über die Herkunft und den Werdegang von Harris wissen willst:
Nicht alles, was in den sozialen Medien verbreitet wird, dient dazu, Harris schlechtzumachen. Es gibt auch Inhalte, die sie in ein positives Licht rücken. So beispielsweise rund um ihre Kokosnussbaum-Rede:
Oder rund um ein von ihr mantraartig wiederholtes Statement, das sie bei Auftritten häufig bemüht:
four minutes of Kamala Harris saying "what can be, unburdened by what has been" pic.twitter.com/YsFg7WRTv8
— Women Posting W's (@womenpostingws) July 17, 2024
Nichtsdestotrotz ist auffällig, wie viele Negativ- und Fake-Posts über Harris abgesetzt werden. Eine Auswertung der Social-Media-Analysefirma Peakmetrics ergab, dass 8,3 Prozent aller Posts, die sich um Harris drehen, rassistische Sprache enthalten, wie CNN schreibt. 4,5 Prozent enthalten derweil sexualisierte Sprache.
Mit Harris' Aufstieg zur wahrscheinlichen Konkurrentin von Donald Trump dürfte dies wohl erst der Anfang sein. Trump-Anhänger – und es wäre wenig verwunderlich, wenn auch der republikanische Kandidat selbst sich beteiligt – werden bis zur Wahl im November wohl noch haufenweise Inhalte absetzen, um die Demokratin in ein schlechtes Licht zu rücken.
Es scheint wirklich so zu sein, dass es ausreicht, eine Menge Dummheiten zu sagen, ein schönes ikonisches Bild von sich schiessen zu lassen und nach Strich und Faden zu lügen, um Präsident einer Partei oder eines Landes zu werden.
Der Schein ist definitiv wichtiger als das Sein.
Wir sind wirklich sehr sehr tief gesunken
Sollten wir nicht aufhören, selbsternannten Influencern wie dem kleinen Musk zu folgen und endlich wieder über politische Programme sprechen? Über konkrete Maßnahmen, die die Zukunft aller Menschen sichern und nicht nur den Luxustraum einer Handvoll Egozentriker?
Musk und seine Freunde versuchen ein Ablenkungsmanöver, weil sie nichts zu bieten haben -
Alle aus x. aussteigen. So bleibt er allein zurück und kann für sich schreiben und lesen was ihm gefällt