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«No Kings»: Millionen protestieren in USA gegen Trump

A U.S. Park Police officer oversees a No Kings protest, Saturday, Oct. 18, 2025, in Washington. (AP Photo/Allison Robbert)
US No Kings Protest Washington
Ein Polizist beobachtet einen No-Kings-Protestzug in der Hauptstadt Washington.Bild: keystone

«No Kings»: Millionen protestieren in den USA gegen Trump

Von New York bis Texas: In den USA hat es erneut Massenproteste gegen Präsident Donald Trump und dessen Politik gegeben. Unter dem Motto «No Kings» – zu Deutsch: «Keine Könige» – fanden im ganzen Land Demonstrationen statt.
19.10.2025, 05:3919.10.2025, 05:39

Darum geht es

Millionen von Amerikanerinnen und Amerikanern protestieren am Wochenende gegen das zunehmend autoritäre Gebaren ihres Präsidenten und seiner Gefolgschaft. Die Organisatoren sprachen am Samstagabend (Ortszeit) von fast sieben Millionen Teilnehmern in mehr als 2'700 Städten und Ortschaften – rund zwei Millionen mehr als beim jüngsten Massenprotest im Juni. Die Bewegung wirft Trump vor, die Demokratie in den USA zu untergraben. «Der Präsident glaubt, seine Macht sei absolut», heisst es auf ihrer Website.

«Aber in Amerika haben wir keine Könige.»

Nach Medienberichten verliefen die Proteste bis zum Abend friedlich. Der Sender CNN meldete einen Vorfall im Bundesstaat South Carolina, bei dem eine Frau mit gezogener Waffe an einem Protest vorbeigefahren sein soll; sie wurde demnach festgenommen.

Seit Trumps Amtsantritt im Januar haben die Proteste deutlich zugenommen. Verschiedene Gruppen scheinen sich inzwischen auch zunehmend untereinander zu organisieren: Etliche Initiativen vereinen sich unter dem Dach von «No Kings». Gleichzeitig gilt es als Herausforderung, die Vielzahl unterschiedlicher Anliegen zu bündeln.

Hier ist eine Übersicht zu den Protesten vom Wochenende in verschiedenen Teilen der USA:

New York

In New York City gab es an mehreren Orten Proteste; laut Polizei nahmen insgesamt mehr als 100'000 Menschen friedlich teil. Eine Protest-Ordnerin am Times Square sagte, die Menge habe die Strasse gen Süden bis zum Union Square gefüllt – also über mehrere Kilometer.

KEYPIX - Thousands of protesters fill Times Square during a "No Kings" protest Saturday, Oct. 18, 2025, in New York. (KEYSTONE/AP Photo/Olga Fedorova)
Protestierende füllten den Times Square in New York bis zum letzten Meter.Bild: keystone

Teilnehmer äusserten Sorge um den Zustand der US-Demokratie. «Wir sind am Kipppunkt zum Faschismus», sagte etwa eine junge Frau namens Meg. Die 93-jährige Stephanie erklärte, sie habe schon gegen den Vietnamkrieg protestiert und viele Präsidenten erlebt, «aber dieser ist so schlimm, dass wir etwas tun müssen».

Der Künstler Michael sagte, die Mächtigen in den USA – weisse Männer – brächten absichtlich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Sexualität gegeneinander auf, um ihre eigene politische Macht zu erhalten.

Auffällig waren in New York wie anderswo bunte, aufblasbare Kostüme. «Ich will das Narrativ widerlegen, dass wir gefährlich oder gewalttätig sind», sagte Michelle, die als Hase verkleidet war.

«Wir verteidigen unser Land mit Freude.»

Pennsylvania

In Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania versammelten sich Tausende Menschen im Stadtzentrum. Teilnehmende stimmten das Lied «Won’t You Be My Neighbor?» von Fred Rogers an – bekannt aus einer Kindersendung, die in Pittsburgh produziert wurde und Generationen prägte. Mit der Geste wollten sie ein Zeichen für Zusammenhalt und Gemeinschaft und gegen Angst und Gewalt setzen – besonders im Hinblick auf die Rechte von Migranten, hiess es. Über der Menge wehten US-Flaggen, viele der Demonstrierenden waren als «Könige» verkleidet, während die Veranstalter erklärten: «Nichts ist patriotischer als friedfertiger Dissens.»

Im Mittelpunkt standen in Pittsburgh zwei Themen: eine im September gescheiterte Initiative zur Verschärfung der Waffengesetze sowie die bevorstehende Kommunalwahl Anfang November. «Proteste allein reichen nicht – jetzt müssen Taten folgen: Wählen muss man», sagte eine Teilnehmerin. Eine andere ergänzte:

«Viele werden es hoffentlich begreifen, wenn sie es durch die steigenden Gesundheitskosten im eigenen Geldbeutel spüren.»

Während die Stadt selbst als demokratische Hochburg gilt, sind viele umliegende Bezirke fest in republikanischer Hand.

Washington und Maryland

In der US-Hauptstadt Washington, wo Tausende auf die Strasse gingen, sind viele Bundesbedienstete wegen des teilweisen Regierungsstillstands derzeit im Zwangsurlaub oder wurden schon zuvor im Zuge von Kürzungen entlassen. Der Sender CNN zitierte einen Demonstranten mit den Worten, er arbeite seit 20 Jahren im öffentlichen Dienst – und die Trump-Regierung sei im Begriff, diesen zu zerstören.

Auch im wohlhabenden Umland der Hauptstadt versammelten sich zahlreiche Demonstrierende. In Bethesda im Bundesstaat Maryland standen sie mit Schildern, Wimpeln und Postern entlang der Connecticut Avenue. Autofahrer hupten zustimmend. Eine Frau in einem Hahnenkostüm hielt ein Schild mit der Aufschrift «Wir brauchen keine royalen Dekrete» – wohl als Anspielung auf die zahlreichen Anordnungen, mit denen Trump seine Politik durchsetzen will.

Auch CH Media besuchte den Protest in der US-Hauptstadt:

Massachusetts

In Boston im Bundesstaat Massachusetts kamen zahlreiche Menschen im zentral gelegenen Boston Common Park zusammen. Auf Plakaten war zu lesen: «Nein zur Autokratie, ja zur Demokratie» oder «Hände weg von unseren Nachbarn». Von einer Bühne rief jemand, «Wehre dich – No Kings», worauf die Menge im Chor «No Kings» zurückrief.

Kalifornien

An einer grossen Strassenkreuzung in der kalifornischen Kleinstadt Truckee war der Protest mehrerer Tausend Menschen an einer Strassenkreuzung bunt, friedlich – und wurde von lautem Hupen begleitet. Demonstrantin Glenna sagte über Trump, sie sei es leid, von ihm beschimpft zu werden: «Er entmenschlicht und stempelt uns als unamerikanisch ab», fügte sie hinzu. «Wir müssen Migranten schützen.» Ohne sie würde in einem Touristengebiet wie dem wenige Kilometer südlich gelegenen Lake Tahoe nichts funktionieren.

epa12463507 Protesters march by the Disney Concert Hall in Los Angeles, California, USA, 18 October 2025. The rally is part of a nationwide 'No Kings' day of action, opposing what organizers ...
Auch vor der Disney-Konzerthalle in Los Angeles wurde demonstriert.Bild: keystone

Florida und Texas

In Sarasota im Bundesstaat Florida war Jackie eine von zahlreichen Demonstrierenden. Die 33-Jährige nahm mit ihren beiden kleinen Kindern teil, beschrieb die Atmosphäre am Telefon als «sehr positiv». Sie wolle ihrer Tochter und ihrem Sohn beibringen, dass Proteste «ein normaler Teil des amerikanischen Lebens» seien. Sie trete unter anderem für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ein, sagte sie – sie arbeite in diesem Bereich und sehe mit Sorge, dass in ihrem Bundesstaat die Impfpflicht an Schulen abgeschafft werde.

In El Paso im Bundesstaat Texas versammelten sich laut Lokalmedien ebenfalls Hunderte Menschen. Auf einem Schild war über einem Bild Trumps zu lesen: «Der arme alte, verrückte König versteht nicht: Demokratie, Rechtsstaat und Gewaltenteilung.»

Trumps Reaktion

Trump selbst sagte dem Sender Fox News: «Sie bezeichnen mich als König. Ich bin kein König.» Er hat Demonstrierenden wiederholt vorgeworfen, gewaltbereit zu sein. In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Proteste, insbesondere gegen seine Migrationspolitik. Teils kam es auch zu Zusammenstössen. Gegner werfen dem republikanischen Präsidenten vor, gezielt Eskalation zu befeuern und den Einsatz des Militärs gegen Andersdenkende normalisieren zu wollen. Mehrere demokratisch regierte Städte und Bundesstaaten gehen juristisch gegen die Entsendung der Nationalgarde in ihre Gemeinden vor.

(sda/dpa/con)

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Die beliebtesten Kommentare
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TheCookieMonster
19.10.2025 06:20registriert September 2019
Das beste daran: Alles waren meines wissens friedliche Proteste. Ich habe Freunde/innen drüben, die waren zum ersten mal in ihrem Leben an einer Demo. Der Widerstand ist am wachsen!
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Gina3
19.10.2025 06:50registriert September 2023
Ich hoffe, dass die Proteste friedlich bleiben und nicht von republikanischen Vandalen sabotiert werden, die einen Vorwand suchen, um die Nationalgarde einzuschalten! Leider würde mich das nicht überraschen.
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