Rubio macht den Roboter, Trumps Frisur sitzt – die Republikaner-Debatte in New Hampshire
Die Erkenntnisse:
- Marco Rubio wirkte in seinen Ausführungen manchmal, als hätte er einen Sprung in der Platte.
- Donald Trump machte einen – für seine Verhältnisse – seriösen Eindruck.
- Ben Carson blieb hinter der Bühne stehen, als sein Name ausgerufen wurde – und wurde nach und nach von allen anderen Kandidaten überholt. Das kann man durchaus symbolisch deuten.
- Ted Cruz hat sich dafür entschuldigt, dass sein Wahlkampfteam in Iowa fälschlicherweise Carsons Rückzug verkündet hat.
- Chris Christie und Rubio haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne.
- Von Jeb Bush blieb – wie meist – nicht viel im Gedächtnis hängen.
- John Kasich ist zu vernünftig, um ernsthafte Chancen auf die Nominierung zu haben.
- Carly Fiorina durfte an der Debatte nicht teilnehmen – geschadet dürfte es ihr nicht haben.
Aber der Reihe nach
Ben Carson wird gerne für seine eher zurückhaltende Art gelobt. Scharfe Attacken und rhetorische Schelten gegenüber seinen Mitbewerbern findet man beim Präsidentschaftskandidaten eher selten. Bei der Eröffnungszeremonie übertrieb es der Arzt und republikanische Aussenseiterkandidat mit der Zurückhaltung aber für einmal. Als die Moderatoren seinen Namen ausriefen, blieb Carson höflich hinter dem Vorhang stehen und lächelte unentwegt in die Kamera. Mit der Folge, dass er für einen kleineren Stau und viel Verwirrung sorgte.
Roboter Rubio
Marco Rubio, den nach den Vorwahlen in Iowa viele als heimlichen Favoriten sahen, machte in Manchester, New Hampshire, keine gute Figur. Der Senator aus Florida wurde gleich zu Beginn hart rangenommen von Chris Christie, Gouverneur von New Jersey. Christie warf Rubio mangelnde Erfahrung und einen schwachen Leistungsausweis vor. Rubio reagierte damit, dass die gleiche Sequenz – in etwa: «Amerika ist das beste Land der Welt, Obama hat einen fiesen Plan, wir müssen unbedingt Clinton verhindern.» – dreimal fast wortwörtlich wiederholte.
Chris I see what you are doing #GOPDebate pic.twitter.com/PSZV0BybXS
— Politics Jim (@PoliticsJim) February 7, 2016
Auch Bush stellte die Fähigkeit von Rubio, Cruz und Trump für das Weisse Haus in Frage. «Führungsstärke muss man lernen, und man lernt es, indem man es macht», sagte der Sohn und Bruder zweier Ex-Präsidenten. Zudem nahm er sich Multimilliardär Trump vor, warf ihm unter anderem herzlose Praktiken als Unternehmer vor. «Wie stark ist es, einer alten Frau den Grundbesitz wegzunehmen?», konterte er, als Trump ihm vorhielt, er versuche, sich als «starker Mann» zu profilieren.
Für Bush und Christie geht es nach ihrem äusserst schlechten Abschneiden bei der ersten Vorwahl in Iowa nun am Dienstag in New Hampshire ums politische Überleben. Kommentatoren bescheinigten ihnen sowie dem Gouverneur von Ohio, John Kasich, bei der TV-Debatte am Samstagabend ihre bisher stärkste Leistung im Fernsehen.
Trump geht als Favorit in die Vorwahl in New Hampshire, ist aber nach seiner Niederlage gegen den erzkonservativen texanischen Senator Ted Cruz in Iowa angeschlagen. Rubio hat trotz des durchwachsenen Auftritt in Manchester gute Aussichten, sich als Alternative zu Trump und Cruz zu positionieren, die beide vom Partei-Establishment abgelehnt werden.
Die wichtigsten Themen und die besten Quotes
- Aussenpolitik: «Wir müssen die USA wieder zum besten Land der Welt machen.» (Rubio 3-mal, alle anderen mindestens einmal)
- (Illegale) Immigration: «Wir bauen eine Mauer an der mexikanischen Grenze, wir verdreifachen die Grenzpatrouillen.» (Cruz)
- Sozialversicherung: «Wir werden Obamacare zu Fall bringen. Mein System ist viel besser. Mit meinem System wird niemand mehr auf den Strassen sterben.» (Trump)
- Wirtschaft: «Ich hole unsere Jobs aus China zurück, ich hole sie zurück, und zwar schnell. » (Trump) und: «Wir brauchen mehr Millionäre» (Christie)
- Konservatismus: «Wir Konservativen wollen bewahren, wir wollen Geld sparen, wir wollen unserem Land Sorge tragen. Und wir sind smart.» (Trump)
- «Islamischer Staat»: «Wir sollten den ‹IS› zerstören und dann schnellstmöglich von dort rausgehen und das Nationbuilding vergessen.» (Cruz)
- Folter: «Ich würde Waterboarding wieder einführen und ich würde noch viel schlimmere Dinge wieder einführen.» (Trump)
- Polizeiproblem: «Wir müssen die Polizei und die Bevölkerung wieder zusammenbringen. Es ist wahr, dass es Spannungen gibt.» (Kasich)
- Abtreibung und Homoehe:« Ich bin wahrscheinlich derjenige, der von allen hier am meisten pro-Life eingestellt ist. Aber es gibt Ausnahmen: Vergewaltigungen, Inzest.» (Bush)
- Veteranen
Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten
Das WIRKLICH beste Zitat
So reagierte das Internet:
Eine grosse Frage, danke Andy: Wieso wedelt Trump immer mit seinen Wurstfingern herum? Das macht keinen guten Eindruck ...
Why doesn't one of his advisors tell Trump to stop waving those those stubby little sausage fingers around? Bad! #GOPDebate
— Andy Richter (@AndyRichter) February 7, 2016
Jobwachstum seit der Einführung von Obamacare
Jeb says Obamacare is killing jobs. The private sector hasn’t lost jobs since the law was passed in 2010. #GOPDebate pic.twitter.com/HRQl6YBqXc
— Steven Rattner (@SteveRattner) February 7, 2016
Darth Vader hätte da auch eine Idee, wie das Jobwachstum sichergestellt werden könnte ...
I will create jobs by building a new Starkiller Base #GOPDebate pic.twitter.com/9kXmDvShJ6
— Darth Vader (@DepressedDarth) February 7, 2016
Chris Christie: «Wir brauchen mehr Millionäre in diesem Land!» – Bernie Sanders so:
“We need more millionaires.” - Jeb Bush #GOPDebate pic.twitter.com/QreVXWCOPD
— Mic (@micnews) February 7, 2016
Über Trumps Pläne, «noch viel schlimmere Foltermethoden» als Waterboarding zu nutzen:
Make Torture Great Again! #GOPdebate
— jon gabriel (@exjon) February 7, 2016
Ted Cruz hingegen würde nur ein klitzekleines bisschen Folter anwenden. Nur so einen Hauch von Folter
.@TedCruz says he'd employ just a smidgen of torture if elected president. But not a lot. A little bit. #GOPDebatehttps://t.co/zXuuVDyWx8
— Mashable (@mashable) February 7, 2016
Übrigens: So hat sich Trumps politische Position seit 2000 gewandelt
Is Trump a conservative? https://t.co/qg1Mr5fZab #GOPDebate pic.twitter.com/v2d3g2opuZ
— FiveThirtyEight (@FiveThirtyEight) February 7, 2016
Marco Rubio sagte, er würde wie Obama eine Moschee besuchen – was würde passieren, wenn Trump eine Moschee besuchte?
If elected, Trump would visit a LOT of mosques. Pic related. #GOPDebate pic.twitter.com/iFvFsKeuXh
— Jared Taylor Swift (@MaiDindu) February 7, 2016
Geschlechter-Gleichberechtigung kam in der Debatte nicht vor – mit einer Ausnahme
The only time gender equality is brought up, it's about women being drafted. Okay. #GOPDebate
— Alexis Isabel (@lexi4prez) February 7, 2016
Sieben Männer, die alle keinen Dienst leisteten diskutieren darüber, ob Frauen auch eingezogen werden sollten
Good to hear 7 men who all avoided military service debate military strength and whether women should be subject to the draft. #GOPDebate
— Col. Morris Davis (@ColMorrisDavis) February 7, 2016
Das Schlusswort
So here's what's clear to me: @CarlyFiorina is the winner of this #GOPDebate.
— Russell Moore (@drmoore) February 7, 2016
(wst/sda)
