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Video zeigt heftige Polizeigewalt in Memphis – Biden schockiert

Video: twitter/CBSNews

Video zeigt heftige Polizeigewalt in Memphis – Biden schockiert, Proteste auf den Strassen

28.01.2023, 06:2628.01.2023, 11:34
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The image from video released on Jan. 27, 2023, by the City of Memphis, shows police officers talking after a brutal attack on Tyre Nichols by five Memphis police officers on Jan. 7, 2023, in Memphis, ...
Brutale Polizei in Memphis: Screenshot des Videos.Bild: keystone

Mit grosser Anspannung war in den USA die Veröffentlichung von Videoaufnahmen eines brutalen Polizeieinsatzes erwartet worden, nach dem ein 29-Jähriger an seinen Verletzungen gestorben war. Am Freitagabend (Ortszeit) wurden von der Polizei in Memphis im Bundesstaat Tennessee mehrere Videos freigegeben, die den Vorfall aus verschiedenen Einstellungen zeigen. US-Präsident Joe Biden zeigte sich von den Bildern schockiert. In Memphis kam es zu Protesten.

Video: twitter/CBSNews

In den nun veröffentlichten Videos ist zu sehen, wie Tyre Nichols zuerst von der Polizei in seinem Auto angehalten wird. Daraufhin ziehen die Beamten ihn aus dem Auto und drücken ihn zu Boden. Immer wieder brüllen ihn die Polizisten in den Aufnahmen sichtlich aufgebracht an, sich auf den Boden zu legen. Dabei liegt Nichols bereits am Boden. Nichols erscheint in der Situation besonnen, sagt den Polizisten mehrmals, sie sollen aufhören. Er sei auf dem Weg nach Hause, hört man Nichols sagen und: «Ich habe nichts getan». Schliesslich gelingt es Nichols sich loszureissen und zu Fuss zu fliehen. Der Versuch eines Beamten, ihn mit einem Elektroschocker aufzuhalten, schlägt fehl.

The image from video released on Jan. 27, 2023, by the City of Memphis, shows Tyre Nichols leaning against a car after a brutal attack by five Memphis police officers on Jan. 7, 2023, in Memphis, Tenn ...
Bild: keystone

Nichols wird an einer anderen Strassenkreuzung von Beamten gefasst. Aus drei verschiedenen Perspektiven, aufgenommen von den Körperkameras der Beamten sowie von einer festinstallierten Kamera an einer Strassenlaterne, ist zu sehen, was sich dann abspielt. Mehrere Beamte halten Nichols fest, während ihn andere Polizisten mehrmals brutal mit Fäusten und einem Schlagstock schlagen. In einem Video sieht es so aus, als sprühe ihm ein Polizist etwas ins Gesicht. Nichols stöhnt und jammert. Mehrmals ruft er laut nach seiner Mutter.

In einer anderen Einstellung ist zu sehen, wie zwei Polizisten Nichols' Oberkörper hochhalten, während ihm ein dritter Beamter gegen den Kopf tritt. Danach schleifen die Einsatzkräfte den schwer verletzten Nichols zu einem nahen Einsatzfahrzeug und lehnen seinen Oberkörper gegen die Seite des Wagens.

Das Video hat vielerorts für Empörung gesorgt. Demonstranten blockierten am Abend friedlich eine wichtige Autobahn, die durch Memphis führt. Viele hielten Schilder hoch, auf denen «Gerechtigkeit für Tyre» geschrieben stand. US-Präsident Joe Biden sagte am Abend, er habe das Video gesehen und sei schockiert. Er habe mit Nichols' Familie telefoniert und ihnen sein Beileid ausgedrückt. Der Vorfall erinnere an die tiefe Angst, das Trauma, den Schmerz und die Erschöpfung, die viele schwarze Amerikaner und Amerikanerinnen jeden Tag verspürten, sagte Biden.

Im Fall Nichols wurden fünf der beteiligten Polizisten, die nach dem Vorfall vom 7. Januar entlassen wurden, am Donnerstag wegen Mordes und anderer Straftaten angeklagt. Nachdem das Video veröffentlicht wurde, gab der Sheriff des Bezirks bekannt, dass zwei seiner Beamten, die ebenfalls am Tatort waren, vom Dienst freigestellt worden seien. Es laufe eine interne Untersuchung. Auch gegen zwei Einsatzkräfte der Feuerwehr werde ermittelt, berichtete der Sender CNN.

Video: twitter/ProfanityNewz

Der Fall ist auch deswegen brisant, weil Nichols schwarz war und es in den USA immer wieder zu tödlicher Polizeigewalt kommt, der überwiegend schwarze Menschen zum Opfer fallen. Die Anwälte der Familie prangerten rassistisches Vorgehen der US-Polizei gegen Schwarze im Land an. Die fünf angeklagten Ex-Polizisten sind ebenfalls schwarz. Ein Vorstandsmitglied der Black Lives Matter-Bewegung sagte dazu am Abend in einer Mitteilung, jeder, der in einem System arbeite, das staatlich sanktionierte Gewalt anwende, mache sich der Aufrechterhaltung weisser Vorherrschaft mitschuldig. Assimilation in ein anti-schwarzes System sei eine der gefährlichsten Waffen weisser Vorherrschaft, hiess es.

In der Vergangenheit haben derartige Übergriffe wiederholt heftige Proteste im ganzen Land ausgelöst. So führte die Ermordung des Afroamerikaners George Floyd durch den weissen Polizisten Derek Chauvin im Mai 2020 zu landesweiten Demonstrationen und teils gewaltsamen Ausschreitungen. Nichols' Fall wird auch oft mit dem Angriff auf Rodney King verglichen. King war 1991 in Los Angeles brutal von der Polizei verprügelt worden. Ander als Nichols überlebte King jedoch schwer verletzt. In schwarzen Familien in den USA ist es üblich, dass Eltern ihren Kindern besondere Verhaltensregeln beibringen, um deren Überlebenschancen bei einer Konfrontation mit der Polizei zu erhöhen. (sda/dpa)

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151 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pi ist genau Drei!
28.01.2023 07:25registriert Februar 2017
Das ist keine Polizei, das ist eine Bande von Schlägern welche umgehend weggesperrt werden muss!
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Remus
28.01.2023 07:25registriert Dezember 2016
Einfach krass wie diese Polizisten ohne Scheu Gewalt einsetzen. Das Opfer flüchtete weder mit dem Auto, noch widersetzte er sich den Polizisten.
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Narzyss
28.01.2023 11:02registriert April 2015
Im Artikel hat es einen Fehler: "... es in den USA immer wieder zu tödlicher Polizeigewalt kommt, der überwiegend schwarze Menschen zum Opfer fallen."

Überwiegend würde die Mehrheit bedeuten, korrekt wäre aber überproportional zum Bevölkerungsanteil.

Bei so einem bedeutenden Thema sollte Watson evtl. einen eigenen Artikel schreiben und recherchieren und nicht 1:1 das gleiche veröffentlichen wie 20min und der Blick, aber möglicherweise erwarte ich da auch zu viel.
Video zeigt heftige Polizeigewalt in Memphis – Biden schockiert, Proteste auf den Strassen\nIm Artikel hat es einen Fehler: "... es in den USA immer wieder zu tödlicher Polizeigewalt kommt, de ...
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