Vor etwas über einer Woche hatte Donald Trump – fälschlicherweise und ohne spezifische Begründungen – verkündet, dass er in Kürze verhaftet würde. Seither war er optimistisch geworden.
Seine Berater hatten ihn darauf hingewiesen, dass eine mögliche Anklage durch ein New Yorker Geschworenengericht im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen Pornodarstellerin Stormy Daniels erst in einiger Zeit erfolgen würde. Wenn überhaupt. Trump hatte sogar begonnen, über «Goldene Handschellen» zu scherzen, sagt eine Person, die in den letzten Tagen mit ihm gesprochen hat.
Gestern kam dann die Nachricht, die seine Illusionen platzen liess: Das Geschworenengericht in Manhattan hat tatsächlich beschlossen, ihn wegen der Schweigegeldzahlungen anzuklagen. Er wird somit der erste Ex-Präsident in der Geschichte der USA, der eines Verbrechens angeklagt wird.
Es ist natürlich nicht so, dass Trumps Team überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass die Ermittlungen von Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg in einer Anklage enden könnten. So hatten seine wichtigsten politischen Berater schon vor längerem mit der Ausarbeitung von Erklärungen und Strategien begonnen, wie die «Washington Post» berichtet.
Als die Nachricht dann im Luxus-Hotel Mar-a-Lago eintraf, wurden Trump und Team dann doch recht überrumpelt. David Urban, ein langjähriger Berater Trumps, der nicht am Wahlkampf 2024 beteiligt ist, sagt gegenüber der WP:
So sollen manche von Trumps Anwälten sich bereits auf Ferien vorbereitet haben, weil sie nicht mit einer Entwicklung innerhalb der nächsten Wochen gerechnet hatten. Andere hätten Trump gar eingeredet, dass es wohl gar nicht zu einer Anklage kommen würde, so «mit der Angelegenheit vertraute», anonyme Quellen.
Trump reagierte mit einer hastig geschriebenen und aggressiven Nachricht auf «seiner» Social-Media-Plattform «Truth Social»: Die «Schurken» und «radikal linken Monster» griffen ihn und das Land an. Dabei vergriff er sich in der Wortwahl und schrieb «indicated» (gaben an) statt «indicted» (klagten an).
Trump writes that he has been “INDICATED” on Truth Social pic.twitter.com/gJnHW9cn6X
— nikki mccann ramírez (@NikkiMcR) March 30, 2023
Ansonsten verbrachte Donald Trump den Donnerstagabend wie gewohnt in seinem Hotel in Florida und speiste mit seinen Beratern, seine gute Laune sei aber verflogen. Ein Berater beschrieb seine Stimmung als «irritiert» und «verunsichert».
Auch der republikanische Senator Lindsey Graham aus South Carolina bestätigte Trumps Unmut in einem Interview: Er habe am Donnerstag kurz mit dem Ex-Präsidenten gesprochen; er sei «aufgebracht und enttäuscht», gebare sich aber sehr ruhig. Trump soll zu Graham gesagt haben:
(cpf)
Ja, also was fällt denen ein? Da versuchen die doch tatsächlich, das Gesetz mit all seinen Konsequenzen durchzusetzen. Das ist unerhört! Und voll gemein!
Ja klar, Donald. Das Gesetz ist DIE Waffe gegen Kriminelle.