Am 2. Juni 2018 fand das Leben des 63-jährigen Daniel Brophy ein abruptes Ende. Seine Leiche wurde in der Küche der Kochschule «Oregon Culinary Institut» gefunden. Der als Küchenchef tätige Mann war dabei, eine Lektion für seine Schüler vorzubereiten, als ihm einmal von hinten in den Rücken und einmal aus nächster Nähe in die Brust geschossen wurde.
Monatelang galt der Mord als mysteriös. Drei Monate später kam man Nancy Crompton-Brophy aber auf die Schliche und nun wurde ihr der Prozess gemacht.
Ihre Unschuldsbeteuerungen überzeugten die Jury nicht. Sie könne sich nicht mehr an die Details des Morgens erinnern, an dem ihr Mann ermordet worden war und die Präsenz ihres Minivans in der Nähe der Kochschule, soll ein blosser Zufall gewesen sein. Auch der Kauf einer Pistole sowie eines Ghost-Gun Kit – eine Art Baukasten, der einem erlaubt, eine Pistole legal und nicht zurückverfolgbar zusammenzubauen – habe ganz harmlose Gründe, so die Autorin:
Umso ironischer erscheint es, dass sie sieben Jahre vor dem Tod ihres Ehemannes einen Blogbeitrag unter dem Titel «wie man seinen Ehemann ermordet» veröffentlicht hat. Der Beitrag – der mittlerweile auf privat umgestellt wurde und nicht vor Gericht verwendet wurde – umfasst 700 Wörter und zählt Pro und Kontra Argumente, für das Ermorden eines gemeinen Ehemannes, auf. So stellt sie auch folgende Frage, die unmissverständlich für einen Mord spricht:
Geschrieben hat sie den Text im Rahmen eines Schreibseminars, so ganz ehrlich war es also nicht gemeint. Oder doch?
Auf ihrer Autoren-Website stellt sie sich unter der Rubrik «über mich» kurz vor. Die ersten Worte kommen dabei beinahe einer Beichte gleich:
Vor Gericht zeichnete sie das Bild einer glücklichen Ehe. Die beiden lebten in einem Vorort von Portland, wo sie einen Gemüsegarten pflegten und Hühner und Truthähne hielten.
Das Paar hatte allerdings finanziell zu kämpfen. Auch wenn Nancy Crampton-Brophy eine passionierte Autorin war, viel Einkommen generierte sie dabei nicht. So schien sie sich eines Tages von ihren eigenen Ideen leiten zu lassen und glaubte, eine lukrative Lösung ihres Problems gefunden zu haben: den Tod ihres Ehemannes. Dadurch hätte sie 1.5 Millionen Dollar aus mehreren Lebensversicherungspolicen und anderen Vermögenswerten kassieren können.
Dieser Plan ging allerdings nicht auf. Pech für die Autorin hielt sie in ihrem Blogbeitrag doch fest:
Noch steht die Verurteilung aus. Doch feststeht: Sie wird mindestens 25 Jahre lang einen Overall tragen müssen. Und um ihren Besitz wird sie sich auch nicht mehr kümmern müssen. (saw)