Um die 200'000 russische Soldaten sind nach britischen Schätzungen getötet, verletzt oder gefangen worden. Doch die Elite kann in Moskau weiter Rolls-Royces shoppen oder Unterwäsche von Agent Provocateur.
Die Wirtschaft erlebt nur eine leichte Rezession, sie kommt gar auf ihren grössten Handelsüberschuss aller Zeiten. Im Kreml kann Wladimir Putin locker frotzeln, es dauere mit dem Sieg nur ein wenig länger.
Dabei ist Russland das am meisten sanktionierte Land der Geschichte. Hat dieser Wirtschaftskrieg nichts gebracht – oder zu wenig, gemessen an den Kosten? Hätte es der Westen besser bleiben lassen? Zeit für eine Bilanz.
Die Bewertung der Sanktionen ist selbst ein Schauplatz dieses Kriegs. Putin hat den Zugang beschränken oder die Publikation einstellen lassen von Statistiken, die ein hässliches Bild zeigen könnten.
Das russische Volk soll nicht erfahren, was es zahlen muss für seinen Krieg, seine Selbstinszenierung als neuer Zar Peter der Grosse. Der Westen wiederum soll glauben, er schade mit den Sanktionen nur sich selbst, es sei ohnehin vergebens, der Ukraine zur Seite stehen zu wollen.
Es gibt mittlerweile einen ganzen Schwall von Sanktionen. Die USA haben bisher rund 3000 erlassen. Die Europäische Union hat über 1300 Personen sanktioniert und 171 Organisationen. Es seien die schärfsten Sanktionen, welche die EU je eingeführt habe.
Alle paar Tage wird die Liste länger. Der Westen sanktioniert. Russland umgeht. Der Westen sanktioniert die Umgehung. Russland umgeht die Sanktion der Umgehung der Sanktion. Und so weiter. Studien werden geschrieben und ehe sie veröffentlicht werden, sind sie veraltet.
In Kriegen kämpfen nicht allein Armeen. Es stehen sich Länder gegenüber, Volkswirtschaften, militärische Industrien und logistische Netzwerke, erklärt Militärhistoriker Philipps O'Brien. Es ist ein Kampf darum, wer mehr Ressourcen an die Front bringt: mehr Soldaten etwa, Waffen, Munition.
Und die Gegner hindern einander daran, wo und wie sie nur irgendwie können, diese Ressourcen überhaupt erst an die Front bringen zu können. Zu diesem Zweck gibt es viele Mittel, die Präzisionsraketenwerfer Himars sind ein Beispiel, Sanktionen ein anderes.
Mit den Präzisionsraketenwerfern Himars zerstört die Ukraine russische Depots voller Waffen, ehe diese an der Front töten können. Die Sanktionen wiederum sollen Einnahmequellen versiegen lassen, damit Russland diese Waffen für seine Depots erst gar nicht kaufen kann.
Kommt Russland doch zu Geld, soll es damit dennoch keine Waffen kaufen können – den Verkäufern werden Sanktionen angedroht. Oder in Putins Entourage soll Widerstand entstehen gegen den Krieg, indem sanktionierte Oligarchen ihre Statussymbole verlieren: Jets, Jachten, Fussballclubs.
Kriege sind ein Ringen um Ressourcen, Sanktionen dabei ein wichtiges Mittel. Somit wird sich Erfolg oder Misserfolg am Ende schlicht so zeigen: Gewinnt die Ukraine, waren sie es wert. Verliert sie, waren sie es nicht.
Erbsenzähler wüssten natürlich gern, was der genaue Anteil war. Aber sie werden es kaum herausfinden – dafür sind Kriege zu wirr und komplex. Es bleibt nichts anderes übrig, als die Sanktionen auszuprobieren.
Sonst ist es westliches Geld, womit Russland anderthalb Millionen Ukrainer deportiert, Kinder entführt oder die nächsten Raketen kauft, die ukrainische Wohnblöcke zerstören.
Putin träumt von einem Eurasien, mit einem dominanten Russland und einer zerstörten Europäischen Union, so US-Historiker Timothy Snyder zur «FAZ». Dafür braucht er die Ukraine, ihre Eroberung und Ausbeutung. Er ist nicht der Erste, der auf der Ukraine ein Grossreich aufbauen will.
Stalin verfolgte eine Politik der «inneren Kolonisierung» mit der sowjetischen Ukraine im Zentrum. Er führt Kollektiveigentum ein, macht die Bauern zu staatlichen Angestellten. Es misslingt, doch Stalin lässt weiter Getreide beschlagnahmen. Über 3 Millionen Menschen verhungern.
Hitler will die Ukraine kolonisieren, es ist sein Hauptziel im Zweiten Weltkrieg. In seinem Grossreich soll es die ukrainische Landwirtschaft sein, welche die deutsche Industrie trägt. «Millionen von Ukrainern sollten dabei dem Hungertod preisgegeben oder versklavt werden.»
Dem Westen bleibt nicht viel anderes übrig, als es weiter zu probieren und auch die nächste Umgehung wieder mit einer Sanktion zu kontern. Zu diesem Wechselspiel zogen kürzlich ein paar Studien ein Zwischenfazit.
Bei Öl schien der Westen zu versagen. Russland konnte den grössten Handelsbilanzüberschuss seiner Geschichte verbuchen. Doch seit Dezember gibt es nun eine Preisobergrenze, ab Februar greifen weitere Sanktionen. Dadurch könnten sich die Einnahmen fast halbieren.
Dieser Rückgang werde mit dazu beitragen, dass Russland dieses Jahr in eine schwere Rezession falle, so die «Kyiv School of Economics». Vergangenes Jahr sei die Wirtschaftsleistung nur um 3 Prozent zurückgegangen, dieses Jahr werde es jedoch ein Minus von 6 Prozent geben.
Bei Technologien war der Westen zeitweise erfolgreich. Russland verdiente sich zwar am Öl dumm und dämlich, erhielt jedoch keine Computerchips mehr. Es musste diese aus Waschmaschinen entnehmen und in Waffensysteme verbauen. Der Westen freute sich, doch Russland reagierte.
Inzwischen importiert Russland mehr Chips als vor dem Krieg, vor allem aus China, so eine Studie der Stiftung «Free Russia». Aus dem Iran bezieht es Drohnen. Der Westen ist wieder am Zug. Die EU verhängt neue Sanktionen gegen den Iran. Die USA attackieren die Helfer russischer Oligarchen. Und beide erwägen Sanktionen gegen China.
Das Ringen ist in vollem Gange, mit offenem Ergebnis. Ein gutes Zeichen hat es kürzlich jedoch gegeben. Putin herrschte am TV seinen Rüstungs-minister an mit «Lass das Herumblödeln». Das britische Verteidigungsministerium ordnete dies so ein: Russlands militärische Industrieproduktion sei zu gering - und die Führung wisse dies.
Was hat russland, was wir benötigen? Öl und Gas. Sonst absolut nichts. Öl und Gas müssen wir sowieso massiv weniger verschwenden, wenn uns nicht in ein paar Jahren das Klima massivst um die Ohren fliegen soll.
Die Sanktionen behindern die russische Wirtschaft massiv, egal wie sehr der Lügenbaron im kreml die Wirklichkeit frisiert.
Schliesslich muss er nur die Zentren in moskau und petersburg versorgen, den Rest der russen lässt er schlicht verrecken, für seinen Grössenwahn. Die spielen für ihn absolut keine Rolle
Die Haushaltsabilanz Russlands im Januar zeigen deutlich daß die Sanktionen wirken.