Momentan jagt Italiens Tourismus einen Rekord nach dem nächsten. Bereits 2023 konnte unser südlicher Nachbar einen neuen Höchstwert in Sachen Beherbungen verbuchen und 2024 kamen nochmals 2,5 Prozent mehr dazu. Rund 458 Millionen Übernachtungen konnten die Tourismusbetriebe verzeichnen – 250 Millionen davon allein von Menschen aus dem Ausland. Dies ist ein Zuwachs von 6,8 Prozent verglichen mit dem vorherigen Rekordjahr 2023, wie es in einem Bericht des Nationalen Instituts für Statistik zu lesen ist.
Die steigende Zahl an Besucherinnen und Besuchern ist auf der einen Seite eine signifikante Einnahmequelle für die italienische Wirtschaft, auf der anderen aber auch eine spürbare Belastung für touristische Orte und die lokale Bevölkerung. Und 2025 wird dieser Druck wohl nicht abnehmen – so erwartet die Stadt Rom im 27. Jubeljahr der Katholischen Kirche, dass 32 Millionen Touristinnen und Touristen in die Hauptstadt reisen.
Seit Jahren zieht der Vatikan jährlich Tausende von Besucherinnen und Besucher nach Rom, doch der Papstsitz ist längst nicht die einzige, hochkarätige Touristen-Attraktion des Landes. Im Mai veröffentlichte das Kulturministerium detaillierte Zahlen zu den 30 meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Italiens – und deren jährliche Einnahmen.
Unantastbar auf Platz 1 behauptet sich das Kolosseum in Rom. 14,7 Millionen Menschen besuchten das römische Amphitheater, wo sich einst Sklaven, Kriegsgefangene und Tiere für die Belustigung der Eliten und Massen gegenseitig abschlachten mussten. Heute kommen die Menschen glücklicherweise eher aus historischem Interesse als aus Kampfeslust ins Kolosseum. Während der Eintritt in der Antike noch kostenlos war, spült der Kampfring heute über 100 Millionen Euro in die Kasse der Stadt Rom – fast 40 Millionen mehr als Platz 2.
Für viele gehört ein Besuch der Galerie der Uffizien zu jeder Reise nach Florenz dazu. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher gibt dem Artikel recht, denn letztes Jahr zahlten fast 5,3 Millionen Menschen fast 62 Millionen Euro Eintritt, um Botticelli, Da Vinci und Co. zu sehen.
Die Ruinen der Stadt Pompeji zogen letztes Jahr rund 4,3 Millionen Besucherinnen und Besucher an. Die nach dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 unter Vulkanasche verschüttete Stadt generiert heute mehr als 55 Millionen Euro an Einnahmen durch Eintritte und Führungen.
Das umgangssprachlich als La Rotonda bezeichnete Pantheon hatte für mehr oder weniger 1700 Jahre den Rekord für die grösste Kuppel der Welt inne. Heute muss es mit einem Tourismusrekord von über 4 Millionen Besuchenden vorliebnehmen. Es gilt noch zu erwähnen, dass das Pantheon nur fünf Euro Eintritt verlangt und daher «nur» 14,7 Millionen Euro eingenommen wurden – also mehr als 40 Millionen weniger als in Pompeji. Übrigens: Die grösste Kuppel der Welt hat heute das Stadion der US-Football-Mannschaft Dallas Cowboys.
Ach, in die Galleria zu gehen, um so zu tun, als sei einem Kunst wichtig, doch in Wahrheit geht es vor allem darum, endlich mal wieder einen nackten Mann zu sehen. Michelangelos David lockt seit Jahren Millionen in die Galleria dell'Accademia in Florenz. 2024 waren es fast 2,2 Millionen Besucherinnen und Besucher, die der Galerie über 27 Millionen Euro in die Kasse spülten. Irgendwie pervers.
Die als Kastellburg eingestufte Castel Sant'Angelo in Rom wurde bis 1901 als Burg verwendet und 1906 in ein Museum umgewandelt. Sie zog letztes Jahr rund 1,3 Millionen Menschen über die Engelsbrücke an. Dabei kamen fast 12 Millionen Euro Eintrittsgelder zusammen.
Wie der Name schon verrät, stellt das Museo Egizio ausschliesslich altägyptische Kunst und Kultur aus und ist mit rund 32'500 Artefakten die neuntgrösste Sammlung ägyptischer antiker Werke – und eine der bedeutendsten ausserhalb von Kairo. Auf der Liste der meistbesuchten Kulturorte Italiens liegt die Sammlung auf Platz 7 und ist die Letzte, welche knapp die Millionenmarke der Besuche knacken konnte und dabei rund 7,5 Millionen Euro einheimste.
Der einstige Herrschaftssitz der Bourbonen der Königreiche Neapel und Sizilien umfasst 1217 Zimmer und gehört damit zu den grössten Barockbauten Europas. Goethe lobte einst die Lage und die Gärten des Schlosses in seinem Buch «Italiensche Reise».
Heute besuchen mehr als 900'000 Menschen das Schloss und zahlen fast 6,5 Millionen Euro Eintritt. Jetzt noch kurz ein Gedankenexperiment zu Goethes Unbehagen betreffend der leeren Räume. Wenn sich die 900'000 Besucherinnen und Besucher für jeden Tag des Jahres, jeweils zu zweit ein Zimmer teilen, wären alle 1217 Zimmer des Schlosses das ganze Jahr gemütlich ausgelastet und belebt – und nicht mehr so «ungeheuer leer».
Die Sommerresidenz des Kaisers Hadrian liegt rund sechs Kilometer von Tivoli entfernt und umfasst ganze 125 Hektaren. Das sind ganze 175,07 Fussballfelder. Darauf liefen letztes Jahr rund 730'000 Besucherinnen und Besucher hin und her, um die Bauten und Gärten zu bestaunen. Die Anlage nahm mehr als 5 Millionen Euro ein.
Abgerundet wird die Top 10 der meistbesuchten Kulturorte Italiens vom Nationalmuseum Bargello in Florenz. Nur gerade 9000 Besuche trennen es vom neunten Platz. 720'470 Besucherinnen und Besuchern wanderten letztes Jahr durch die Skulpturensammlung und bezahlten an der Kasse 3,7 Millionen Euro Eintritt.
Nebst der Top 10, wies das Kulturministerium noch 20 weitere Museen und Sehenswürdigkeiten aus. Hier gibts die ganze Liste.