2022 war kein Jubeljahr für die internationale Finanzwirtschaft, aber in den Vereinigten Arabischen Emiraten liefen die Geschäfte rund. Der Golfstaat mit seinen wirtschaftlich wichtigsten Emiraten Dubai und Abu Dhabi registrierte im vergangenen Jahr den prozentual grössten Vermögenszufluss von allen internationalen Finanzplätzen weltweit (10.5 Prozent). Die Zahl stammt aus dem globalen Vermögensreport, den das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group alljährlich aus den nationalen Zahlungsbilanzen und den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der untersuchten Länder herausdestilliert.
Gemäss dem Bericht beschleunigten sich in dem Golfstaat insbesondere auch die Zuflüsse von Vermögen russischer Herkunft. Viele reiche Russen hätten ihre Auslandvermögen im Zug der europäischen Sanktionspolitik gegenüber Russland von London, Paris oder Zürich nach Dubai oder Abu Dhabi verschoben, sagt auch Mounir Khouzami, Präsident und Mitgründer des «Swiss Arab Network» in Zürich.
Der Verein hat sich die Anbahnung und Vertiefung wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen zwischen der Schweiz und der arabischen Welt auf die Fahne geschrieben und Khouzami bereist die Golfstaaten regelmässig. Dass die Russen in Dubai inzwischen eine grössere Bevölkerungsgruppe darstellten, werde für jeden Besucher auf den Strassen wie in den Restaurants offensichtlich.
Gemäss einer vom britischen «Daily Telegraph» verbreiteten Statistik des internationalen Immobilienvermittler «Betterhomes» verantworten die Russen in Dubai auch am meisten Immobilienkäufe. Mehr als jeder siebte Käufer sei derzeit ein Russe. Der Immobilienmarkt in Dubai boomt wie kein anderer Häusermarkt auf der Welt mit erwarteten durchschnittlichen Preissteigerungen im laufenden Jahr von gegen 15 Prozent.
Das alles wirkt eigenartig vor dem Hintergrund, dass viele westliche Länder, angeführt von den USA, der EU und Grossbritannien, noch immer Jagd auf die Vermögen russischer Oligarchen machen und deren Beschlagnahmung noch immer als Möglichkeit gesehen wird, den Wiederaufbau der Ukraine nach Kriegsende zu finanzieren.
Am vergangenen Freitag hat die EU ihr elftes Sanktionspaket gegen Russland auf den Schlitten gebracht. Darin verbirgt sich ein Passus, unter dem die EU Staaten Massnahmen gegen Drittländer ergreifen können, wenn diese Umgehungsgeschäfte mit Russland in bestimmten sensitiven Gütern möglich machten. In der EU werde die steigende Nachfrage nach EU-Gütern in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Türkei, China und anderen russischen Nachbarstaaten schon länger mit Sorge beobachtet, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Verschiebungen von russischen Finanzvermögen werden in dem EU-Sanktionspaket nicht thematisiert.
Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zusammen mit vielen anderen Staaten wie Indien, China oder auch der Türkei zu jenen Ländern welche die internationalen Russland-Sanktionen nicht mittragen. Auch die neutrale Schweiz achtet peinlichst genau darauf, nicht in die Kritik als Umgehungsstaat zu geraten. Erst vor wenigen Tagen verschickte das Seco stolz eine Pressemitteilung, nach der die Schweiz von der EU als «gleichwertige» Partnerin bei der Umsetzung der Russland-Sanktionen anerkannt worden ist.
Exakt und gründlich nach den Vorgaben aus Brüssel gingen die Schweizer auch bei der Erfassung russischer Vermögen auf Schweizer Bankkonti zu Werk. Erfasst wurden per November 2022 ein Total 46 Milliarden Franken an nicht sanktionierten Vermögenswerten und eine Summe von 7.5 Milliarden Franken an Vermögenswerten, die sich im Besitz von sanktionierten Personen befinden. «Personen, die nicht unter die Sanktionen fallen, sind frei ihr Vermögen zu verschieben», betonte ein Seco-Sprecher auf Anfrage.
Auf die Frage, ob und in welchem Umfang Russen ihre Gelder aus der Schweiz nach Dubai verschieben war von der Schweizerischen Bankiervereinigung keine Antwort zu bekommen. Die Vermutung liegt allerdings auf der Hand, dass dies in vielen Fällen geschehen ist. Den vermögenden Russen wird der Umgang mit ihren Banken in der Schweiz nicht leicht gemacht. Vermögen ab 100'000 Franken müssen gemeldet werden und den Banken ist es untersagt Einlagen von russischen Kunden entgegenzunehmen, die über diesen Betrag hinausgehen.
Im Kreis der internationalen Oligarchenjäger hält sich indessen der Verdacht hartnäckig, dass Roman Abramowitsch seinen zum ultraluxuriösen Privatflugzeug umgebauten Boeing 787 Dreamliner im geschätzten Wert von über 400 Millionen Dollar in einem sicheren Hangar in Dubai untergebracht hat. Die «Financial Action Task Force», die internationale Standardsetzerin im Bereich Anti-Geldwäsche -und Terrorfinanzierung, setzte den Golfstaat im vergangenen Frühjahr auf die graue Liste von Ländern unter «erhöhter Beaufsichtigung».
Es gab auch Forderungen nach einer noch schärferen Klassifizierung (schwarze Liste), die handfeste Sanktionen nach sich gezogen hätte. Doch Mounir Khouzami sieht den Boom in Dubai nicht nur als eine indirekte Folge des Ukraine-Konfliktes.
Dubai sei schon länger ein bevorzugtes Ferienziel vermögender Russen, und das Land habe während der Corona-Pandemie auch eine kräftige Zuwanderung aus westeuropäischen Staaten erlebt. «Dubai hat sich erfolgreich als Ort positioniert an dem es sich freier leben lässt als in vielen Demokratien westlichen Zuschnitts», sagt Khouzami.
«Dubai ist ein Lifestyle-Standort für Reiche aus der ganzen Welt, die ihrem Motto ‹work hard, play hard› dort besser nachleben können als in den Metropolen des Westens.» Das Dubai-Modell werde inzwischen auch von Saudi Arabien kopiert, weiss Khouzami. Ob es sich dauerhaft durchsetzen wird, ist zunächst vom internationalen politischen Konsens abhängig. Längerfristig könnte das Modell aber auch bei den alteingesessenen Bewohnern der Golfstaaten auf stärken Widerstand stossen. Einige hätten ihren Wohnsitz in den vergangen Jahren in konservativere Länder wie Indonesien oder Malaysia verlegt, sagt Khouzami. (aargauerzeitung.ch)
Wie man Sanktionen umgeht:
- Änderung Nationalität - Nicht mehr Russisch oder Weissrussisch sein
- Domizil nicht Russland oder Weissrussland
Jetzt haben plötzlich sehr viele Russen, deren Verwandte, Geschäftspartner oder sonstige ihnen naheliegende Person ein zypriotischen Pass. Der russische verschwindet.
Oder man wohnt halt in Spanien, Portugal, Malta oder Italien. Dort kann man sich gut einkaufen und ist dann excempt.
Zypern ist dabei am schlimmsten. Ein Skandal eigentlich.
(Ich arbeite in einer Bank)
Würde mich auch nicht wundern wenn die riesigen Abflüsse bei der CS auch mit dem Krieg in der Ukraine zu tun hat.
Die Schweiz ist und war nie was anderes als Profiteur von Dubiosen Geschäften mit Diktatoren, Kriegsverbrechern und anderen Kriminellen!