Die Fluglinie Emirates verkündete vergangene Woche einen Erfolg: Sie konnte den ersten Demonstrationsflug im Nahen Osten und in Nordafrika mit 100 Prozent nachhaltigem Treibstoff (Sustainable Aviation Fuel) durchführen. Die Boeing startete am Dubai International Airport und flog über eine Stunde an der Küste Dubais entlang.
We've just successfully operated a milestone demonstration flight, powering a Boeing 777-300ER with 100% Sustainable Aviation Fuel (SAF) in one of its engines. This landmark flight will help pave the way for future industry approval of 100% SAF flying. https://t.co/3EciRBtP53 pic.twitter.com/XpeGdUhaHf
— Emirates (@emirates) January 30, 2023
Das klingt nach einem verheissungsvollen Fortschritt. Heisst das, dass wir schon bald ohne schlechtes Gewissen um die ganze Welt jetten können?
«Vorerst nicht», so Laura Frommberg, Chefredaktorin der Luftfahrt-Nachrichtenseite Aerotelegraph. Sie sagt: «Das Hauptproblem ist, dass die nötige Menge an nachhaltigen Treibstoffen nicht annähernd verfügbar ist. Bis das Fliegen wirklich zu 100 Prozent nachhaltig ist, könnte es noch lange gehen.»
Frommberg sagt, dass die Biotreibstoffe, die beispielsweise Emirates verwendet, genau gleich eingesetzt werden könnten wie das herkömmliche Kerosin. Nur dürften die Triebwerke derzeit noch nicht mit 100 Prozent Biotreibstoff gefüllt werden. Die meisten Fluggesellschaften seien an der Weiterentwicklung ebendieser Treibstoffe genauso interessiert wie die Emirates. Viele würden auch zumindest kleine Teile nachhaltiger Treibstoffe beimischen, erklärt Frommberg.
«Die Biotreibstoffe sind wichtig. Aber die Herausforderung ist, dass sie auch bei der Herstellung CO₂-neutral und nachhaltig sind. Das ist je nachdem nicht unbedingt gegeben, wenn zum Beispiel andere Ressourcen dafür aufgebraucht werden müssen», so Frommberg.
Sie ergänzt, dass die Herstellung der Biotreibstoffe aktuell noch sehr kostspielig sei. Es gebe zwar in gewissen Ländern schon Subventionen, aber diese würden nur mässig Abhilfe schaffen.
Es stellt sich also die Frage, ob Flugzeugtreibstoff vollkommen nachhaltig hergestellt und verwendet werden kann.
Frommberg ist diesbezüglich optimistisch: «Die Swiss arbeitet mit dem ETH Spin-Off ‹Synhelion› zusammen. Ziel dieser Kooperation ist, dass mithilfe von konzentriertem Sonnenlicht CO₂-neutrales Kerosin hergestellt werden kann. Das wäre eine Variante, die völlig CO₂-neutral wäre. Aber dieses Projekt steht noch am Anfang.»
Sie weist auf einen anderen vielversprechenden Energieträger hin: Wasserstoff. «Zu diesem Thema ist vor kurzem eine Studie erschienen. Diese zeigt, dass rund ein Drittel, also 31 bis 38 Prozent aller Flugkilometer bis zum Jahr 2050 dank Wasserstoff CO₂-neutral durchgeführt werden könnten. Doch das wäre nur möglich, wenn die Forschung in diesem Bereich ebenfalls subventioniert würde», so Frommberg.
(jub)