«Er wirft mir vor, dass ich keine Kinder kriegen kann ...»
Ich weiblich, 24, bin seit rund zwei Jahren mit meinem Freund zusammen. Wir hatten letztens einen ziemlich grossen Streit. Er wollte sich sogar von mir trennen. Wir haben lange geredet und sind zum Entschluss gekommen, es nochmal zu probieren.
Er nannte mir während des Streits einige Gründe, die ihn an mir stören, unter anderem, dass wir nie eine Familie gründen können.
Zur Erklärung: Kurz nachdem mein Freund und ich zusammen kamen, habe ich erfahren, dass ich nie Kinder bekommen kann. Trotz grossem Kinderwunsch meines Freundes stand er hinter mir und sagte mir, dass es ihm wichtiger sei, ein Leben an meiner Seite zu führen, anstatt Kinder zu haben.
Doch nun über ein Jahr später wirft er mir dies als Grund für eine Trennung vor.
Ich fühle mich verletzt und bin traurig, da es sich um ein Problem handelt, für das ich überhaupt nichts kann.
Hast du einen Tipp für unsere Beziehung?
Liebe Grüsse,
Julia
Hoi Julia,
in allererster Linie tut es mir wahnsinnig leid, dass du keine Kinder bekommen kannst. Ich kann mir vorstellen, dass es ein schwieriger und emotionaler Prozess war, mit solch einer Diagnose Frieden zu schliessen.
Es freut mich enorm, dass dir damals dein Freund zur Seite stand, dich unterstützte und bei dir blieb, ja, sogar sagte, es sei ihm wichtiger dich statt Kinder zu haben.
Dass er dir aber im Streit vorwirft, dass du keine Kinder bekommen kannst, finde ich wahnsinnig gemein und enorm rücksichtslos. Er trifft dich an deinem wundesten Punkt, für den du, wie du sehr richtig schreibst, absolut nichts dafür kannst.
Ich halte es für sehr wichtig, dass du ihm sagst, wie sehr dich diese Aussage beelendet, verletzt und wütend macht. Führe ihm unbeschönigt vor Augen, warum seine Worte so deplatziert sind und warum du sie so nicht annehmen kannst.
Er hat sich nach der Diagnose entschieden, trotzdem bei dir zu bleiben. Mag ja sein, dass sich seine Gefühle in der Zwischenzeit verändert haben oder er aus anderen Gründen unzufrieden ist in eurer Beziehung.
Sollte das der Fall sein, soll er dir unbedingt mitteilen, was ihn warum stört. Was aber nicht geht, ist, in deiner Wunde zu stochern. Ich halte es für sehr wichtig, dass ihm bewusst wird, was er damit in dir auslöst.
Ich hoffe, dass es sich bei diesem Fauxpas um einen einmaligen Ausrutscher handelt, für den er sich adäquat entschuldigt, und ihr schnell wieder zu einer Basis findet, auf der ihr euch auf Augenhöhe begegnet.
Alles Liebe für euch beide,
deine
Und was würdest du Julia antworten?
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Ach ja, damit sich Emma voll und ganz ins Abenteuer Leben stürzen kann, schwänzt sie während ihres Sabbaticals die Kommentarspalte. Natürlich wird sie hie und da heimlich mitlesen, weil: «Ich kann es nicht abstreiten, ich vermiss die Userschaft. Ist Userschaft ein gebräuchliches Wort?»


