Der Abend hat gut angefangen. Wir waren essen. In einem Restaurant, in dem man nicht ewig lange Karte studieren muss, mag ich gar nicht, je länger die Karte, desto genervter bin ich, am liebsten habe ich es, wenn man ein fertiges Menü wählen kann, oder wenn man gar nichts wählen kann, wenn man einfach bedient wird, was auf den Tisch kommt, wird gegessen, jawoll, das gefällt mir. Mit kleinen Karten komme ich klar. Am schlimmsten finde ich, wenn es pro Gericht noch verschiedene Auswahlmöglichkeiten hat. Das Ganze mit Chicken oder Tofu, vegan oder nicht, ach hört doch auf.
Aber eben. Das war nicht so. Lara und ich gingen essen. Die Stimmung war gut. Von mir aus hätte das Essen ein bisschen schneller kommen können, je länger ich rumsitze, desto mehr trinke und esse ich und manchmal, wenn ich so wirklich ewig lange sitze und trinke und esse, dann schlägt mir das aufs Sex-Gemüt, dann will ich mich nicht mehr arg bewegen und das ist ja irgendwie eine schlechte Ausgangslage.
Lara redete wie ein Wasserfall. Macht sie manchmal. Nicht immer. Aber immerhin sind die Geschichten gut, weshalb es mir egal ist. Irgendwie rührt es mich auch, dass sie mir so unbedingt so viel erzählen will.
«Vor exakt zwei Monaten haben wir uns das erste Mal getroffen!», sagte sie irgendwann aufgeregt, was mir dann doch kurz etwas Angst machte. Wenn Frauen anfangen, die Dauer eines Miteinanders zu berechnen, ist Vorsicht geboten. Ehe man sich versieht, hat man einen Kombi, einen Kompost und ein Ko-Parenting-Problem.
Zuhause hatten wir Sex, wie man nach so einem Essen Sex hat. Dann lagen wir rum, ich döste schon halb ein, als sich Lara aufsetzte. Ich war ready für die Kompost-Diskussion. Aber nein. Lara erzählte, dass sie letzte Woche mit einem Typen schlief, mit dem sie früher eine Affäre hatte. Sie sagte das so, als hätte sie ein schlechtes Gewissen. Hatte sie auch. Sie wisse nicht, weshalb, aber sie hätte ein schlechtes Gewissen. «Weil ihr ohne Gummi ...?», fragte ich, denn das wäre gegen die von ihr aufgestellten Regeln. Sie schüttelte den Kopf. «Aber trotzdem!», sagte sie.
«Wir sind ja nicht exklusiv», sagte ich. Sie legte sich wieder hin. «Dann findest du es easy?», fragte sie und ich nickte.
Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Ich dachte nach. Ich hätte gerne mehr über den Typen gewusst, aber das wäre nicht easy gewesen. Und es darf mich auch nicht interessieren. Wir sind ja nicht exklusiv. Was mich ärgert: Warum hat sie überhaupt das Bedürfnis, mit einem anderen Mann zu schlafen? Wann hat sie die Zeit dafür? Wir haben ja ständig Sex. Wir sehen uns ja die ganze Zeit.
Und: Warum erzählt sie es mir? Muss sie ja nicht.
Am meisten frage ich mich aber: Warum schlafe ich nicht mit anderen Frauen, wenn wir nicht exklusiv sind?!?
So long,
Ben
Warum? Darum:
«…wenn man einfach bedient wird, was auf den Tisch kommt, wird gegessen, jawoll, das gefällt mir.»
Bitte gerngscheh!
So long, Prode