Der Pelzmantel ist wieder voll im Trend. Das ist unter anderem bei den grossen Laufstegen der Modehäuser wie Simone Rocha, Fendi oder Miu Miu zu beobachten. Nach den gezeigten Herbst- /Winterkollektionen für kommende Saison seien die Suchanfragen nach echtem und unechten Pelz sprunghaft angestiegen, schreibt BBC.
Neben den Models sind aber in letzter Zeit auch viele Modeliebhaber und Vertreter der Gen-Z in Pelz gehüllt, schreibt BBC. Vorbilder sind dabei Promis wie Hailey Bieber, Kendall und Kylie Jenner, Taylor Swift oder Rihanna. Neben Vintage-Mänteln sind auch Stücke aus Kunststoff heiss begehrt.
2017 war Pelz weltweit ein Thema, als Gucci versprach, auf Pelz zu verzichten und zahlreiche Marken dazu veranlasste, es dem Modehaus gleichzutun. Die Bewegung erfolgte zur Freude von Tierschützern. Trotzdem gab es auch da ein Problem: Die Lücke der Echtpelze wurde durch künstliche Pelze gefüllt, die aus fossilen Brennstoffen gewonnen werden. Dabei wurde zuerst gar nicht versucht, echte Pelze zu imitieren, sondern es wurden bunte Pelze in beispielsweise Blau oder Rot auf den Markt gebracht.
Es stellt sich nun die Frage, wieso das umstrittene Kleidungsstück wieder in Mode ist.
Der Trend begann 2024 mit der sogenannten «Mob-Wife-Ästhetik». Dabei werden protzige Looks getragen, welche an die Gattinnen von Mafia-Bossen erinnern sollen. Mit Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten nahm der Trend wieder Fahrt auf, diesmal auch bei jungen Männern, die mit Pelzmänteln ein Stück weit rebellierten. Nach dem Aufkommen der bunten Fake-Fur-Mäntel konzentrierten sich die Modehäuser zunächst vermehrt auf täuschend echte Kunstpelze, bei welchen Laien praktisch keinen Unterschied zum Echtpelz erkennen können.
Problematisch an den Kunstpelzen sei, dass die Textilien grösstenteils aus Polyester bestehen, schreibt die BBC. Auch Textilien aus recyceltem Polyester landen irgendwann auf der Mülldeponie, da die Stoffe grösstenteils aus Plastikflaschen hergestellt werden. Am nachhaltigsten ist es demnach, wenn die Kunstpelze so lange wie möglich im Umlauf gehalten werden.
Den Fake-Fur-Trend bestätigen auch Vintage-Läden-Betreibende gegenüber BBC. Aufgrund der veränderten Nachfrage verkaufe eine befragte Verkäuferin praktisch nur Kunstpelz.
«Ich verkaufe echten Pelz nur, wenn es ein ganz besonderes Vintage-Stück ist, zu dem ich nicht nein sagen kann, oder wenn es einen abnehmbaren Kragen oder Besatz hat», meint sie. Sie fügt aber hinzu: «Ich persönlich habe kein Problem mit altem [echtem] Pelz – es ist besser, seine Lebensdauer zu verlängern, als ihn auf die Mülldeponie zu schicken. Ich habe eher ein Problem mit Polyester, da es nicht biologisch abbaubar ist.»
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Doch laut den Aussagen anderer Vintage-Händler in London haben viele Geschäfte nie aufgehört, echten Pelz zu verkaufen, sowohl alten als auch neuen. Den Trend vorantreiben soll dabei die jüngere Kundschaft.
Schon eine Umfrage von 2023, die von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in Österreich in Auftrag gegeben wurde, zeigte die Entwicklung. Junge Menschen sind dem Kauf von Pelz demnach aufgeschlossener als ältere Menschen. Während nur zehn Prozent der Menschen ab 30 Jahren neuen oder gebrauchten Echtpelz kaufen würden, sind es bei den 16-29-Jährigen 15 Prozent.
Ein Grund für die Beliebtheit des Pelzes bei den Jungen könnte mitunter der Preis und der Nachhaltigkeitsfaktor sein. Im Gegensatz zu vergangenen Zeiten scheinen die Kleidungsstücke günstiger zu sein. Ein Student sagte zum Spiegel: «Neue Kleidung verbraucht viele Ressourcen und belastet die Umwelt.» Laut ihm sei ein Pelzmantel aus zweiter Hand nachhaltiger. Er meint weiter: «Ausserdem ist es gute Qualität und bezahlbar.»
Auch in einem erst kürzlich erschienenen Wall Street Journal-Artikel wird die steigende Beliebtheit von Vintage- und gebrauchten Pelz-Mänteln thematisiert. Auch dort gilt die Gen-Z als Antreiber. Laut Madison Avenue Furs, dem grössten Käufer von gebrauchten Pelzen in den USA, seien die Umsätze von gebrauchten Pelzen sprunghaft angestiegen.
Die Konsumentinnen und Konsumenten kaufen Vintage-Pelze aller Art, darunter Nerz-, Fuchs- und Biberpelze von Marken wie Christian Dior, Fendi, Oscar de la Renta, Prada und Saint Laurent. Obwohl Vintage-Pelz kein neu produzierter Pelz ist, halten Tierschützer ihn trotzdem für problematisch – unter anderem wegen der Signalwirkung.
«Unabhängig davon, wann der Schaden entstanden ist, bleibt Vintage-Pelz-Kleidung aus der Haut eines sinnlos getöteten und eingesperrten Tieres» lautet eine Stimme. «Er ist ein fortwährendes Symbol der menschlichen Überlegenheit über andere Tiere, und das sollten wir im 21. Jahrhundert nicht akzeptieren, da wir unzählige Alternativen ohne Tierausbeutung, Wildtiertötung oder Massentierhaltung haben», heisst es weiter.
Dass die Gen-Z so vernarrt in Pelze sei, soll aber nicht heissen, dass Jungen das Tierleid weniger wichtig sei als den Älteren, meint Fachreferentin Julia Zhorzel von der Tierrechtsorganisation Peta gegenüber dem Spiegel. Sie hätten einfach die früheren Pelzkampagnen aus den späten Neunziger- und frühen 2000er-Jahren nicht miterlebt sowie die zahlreichen Kampagnen mit Schock-Videos von den Pelzfarmen. Andere Stimmen meinen aber, die Jugend sei genug aufgeklärt. Deren Beweggründe seien vor allem die Nachhaltigkeit, indem anstelle neuer Produkte gebrauchte Felle gekauft werden, und das Besitzen eines qualitativ hochwertigen Kleidungsstückes.
Derzeit wird an vielen Alternativen zu ebenfalls kritisierten fossilen Rohstoffen und echter Tierhaut getüftelt. Eine davon ist Savian. Das ist ein hundertprozentiger pflanzlicher Pelz aus Brennnessel, Flachs und Hanf, der aus Europa stammt und in Italien produziert wird. Savian wurde vom Materialforschungsunternehmen BioFluff entwickelt und 2023 von der Designerin Stella McCartney vorgestellt. 2024 nutzte auch die dänische Modemarke Ganni den Stoff.
Schwierig ist es dabei jedoch, mit den günstigen Preisen aus beispielsweise China zu konkurrieren.
Wenn aber, wie etwa bei Nerzen oder so, Tiere nur deswegen gehalten werden oder gar seltene Wildtiere genutzt werden, ist es absolut dekadent.