«Arcane» ist einer der grössten Erfolge von Netflix. Die erste Staffel sorgte 2021 für eine positive Überraschung und dominierte drei Wochen lang die Serienrankings der Plattform in 65 Ländern. Nicht nur ein Publikumserfolg, sondern auch ein Kritikererfolg, denn die Zeichentrickserie gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter vier Emmy Awards in den USA. Laut IMDb ist «Arcane» auch die am höchsten bewertete Netflix-Originalserie.
Die Serie im retrofuturistischen Stil erzählt die Geschichte von den Schwestern Vi und Jinx und richtet sich an ein anspruchsvolles Publikum ab 16 Jahren. In «Arcane» geht es um den Klassenkampf zwischen Zaun, einem Gebiet der Unterwelt, und Piltover, einer wohlhabenden, von der Elite beherrschten Stadt. Es ist eine Welt, in der Magie und Technologie eng miteinander verflochten sind.
Die Serie basiert auf dem Videospiel «League of Legends» (LoL) von Riot Games, einem Multiplayer-Strategiespiel, das zur Popularität von E-Sport massgeblich beigetragen hat. LoL zieht jeden Monat Millionen von Spielerinnen und Spieler an und erzielt Einnahmen in Milliardenhöhe. Das hat Riot Games natürlich dazu veranlasst, seine goldene Gans auf neue Medien auszudehnen.
Mit einem Nischenpublikum hätte «Arcane» jedoch sehr wohl unbemerkt auf Netflix bleiben und sich in die lange Liste der auf der Plattform verfügbaren Animationsserien einreihen können. Die Serie hat jedoch genau das Gegenteil bewirkt, denn man muss «League of Legends» nicht gespielt haben, um das Werk zu geniessen. Eher das Gegenteil ist der Fall, so sehr hebt sie sich vom Spiel ab.
Die Besonderheit dieser Serie liegt in ihrer künstlerischen Ausrichtung. Weit entfernt vom Fotorealismus à la Pixar oder dem japanischen Animationsstil schöpft «Arcane» seine Inspiration aus franko-belgischen Comics und der Malerei. Sie bietet mit seinen reliefartigen Zeichnungen eine einzigartige visuelle Umsetzung.
Dennoch ist der unübersehbare Einfluss Japans deutlich spürbar, vor allem in der Dynamik der Handlung. Der Schnitt und einige 2D-Effekte, die auf der Leinwand übereinandergelegt werden, sind direkt von der japanischen Animation inspiriert und machen aus diesem Werk eine harmonische Mischung aus Techniken, die das Beste aus jedem Stil herausholen.
Hinter «Arcane» verbirgt sich das Animationsstudio Fortiche. Fortiche wurde 2009 von den Künstlern Pascal Charrue, Arnaud Delord und Jérôme Combe gegründet und ist ein Zusammenschluss von Talenten, die von Anfang an versucht haben, verschiedene Stile zu vereinen. Mit der Vermischung von 2D und 3D wollen sie ihre Kunst von klassischen Computergrafiken abheben. Diese visuelle Signatur wurde zur Besonderheit des Animationsstudios, so dass sie 2012 von der Band Gorillaz beauftragt wurde, ihre ganz besondere Welt zum Leben zu erwecken.
Von Musikvideos über Werbung bis hin zu Trailern für Videospiele baut sich Fortiche schnell einen soliden Ruf auf. 2013 erhielt das Studio von Riot Games von den Entwicklern des «Spiels League of Legends» einen ersten Auftrag für einen animierten Clip. Dieser soll die Ankunft eines neuen spielbaren Charakters bewerben, den die Zuschauer bereits gut kennen: Jinx.
Im Jahr 2021 kam dann «Arcane» heraus und war sofort ein Riesenerfolg. Für die Produktion der zweiten Staffel wurden 700 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, was eine enorme Leistung darstellte. Laut «Variety» hat das Gesamtbudget für die beiden Staffeln (sprich 18 Episoden) die astronomische Summe von 250 Millionen US-Dollar erreicht. Dieser Betrag umfasst sowohl die Produktions- als auch die Marketingkosten und macht «Arcane» zur teuersten animierten Fernsehserie.
Neben dem visuellen Aspekt glänzt «Arcane» auch auf anderen Ebenen. Eine der grössten Stärken der Serie ist der Soundtrack, für den bekannte und beliebte Künstler verpflichtet wurden. Zu den Musikern, die mit dem Soundtrack der Serie beauftragt wurden, gehören Woodkid, Twenty One Pilots, Imagine Dragons, Tom Morello, Stromae und Pomme sowie die amerikanische Sängerin Ashnikko.
Mit der Veröffentlichung der neuesten Episoden hat einer dieser Songs sogar einen Zuschauerrekord aufgestellt. Der von Stromae und Pomme gesungene Titel «Ma Meilleure Ennemie» stellte einen Streaming-Rekord in einer bestimmten Kategorie auf: Er wurde zum meistgespielten französischen Song innerhalb 24 Stunden in der Geschichte von Spotify und war in den USA, Polen, Deutschland und Brasilien ein grosser Erfolg.
Der Titelsong «Enemy», der von Imagine Dragons und JID gesungen wird, hat mittlerweile über 400 Millionen Aufrufe auf YouTube.
«Arcane» ist nicht nur eine einfache Zeichentrickserie, sondern fast schon eine visuelle und narrative Revolution, da sie das Medium auf ein neues Niveau hebt. Dank ihres innovativen Animationsansatzes und ihrer komplexen Charaktere hat die Serie die Herzen der Zuschauer erobert. Gleichzeitig hat die Serie die Anforderungen der Industrie immer weiter nach oben geschraubt.
Die Idee hinter «Arcane» ist natürlich, die Serie zur Speerspitze eines grossen Ziels von Riot Games zu machen: die Lizenz zu einer medienübergreifenden Gans zu machen, die goldene Eier legt. Das Studio Fortiche hat enthüllt, dass sie mindestens an drei neuen Projekten arbeiten, die auf der Welt von «League of Legends» basieren. Wir werden also noch viel von ihnen hören und hoffen, dass die Qualität auch weiterhin stimmt.
Beide Staffeln von «Arcane» sind auf Netflix verfügbar. Die Serie richtet sich an Zuschauer ab 16 Jahren.