Schulferien sind für Alleinerziehende oder Familien mit zwei berufstätigen Elternteilen kein Zuckerschlecken. Denn wohin mit den Kindern? 13 Wochen Ferien bietet auch der beste Arbeitgeber nicht. Ferienkurse sind die Rettung – oder die Grosseltern. In unserem Fall springen sie regelmässig ein – in diesen Frühlingsferien durften die Kinder dreimal auswärts übernachten. Sprich: Wir Eltern zogen zwei komplette (Arbeits-)Tage ohne Kindergeschrei (und -Gelächter) ein. Und jetzt rate mal anhand der unten angefügten Stressstatistik, welche zwei Tage das waren.
Ja, es ist eindrücklich. Auch wenn die Stressmessung meiner Sportarmbanduhr sicherlich nicht chirurgische Präzision besitzt, kann es sich kaum um Zufall handeln. Zu eindeutig sind die Ausreisser nach unten am 24. und 25. April.
Zur Verteidigung unseres Nachwuchses gilt zu sagen: Sie sind nicht verhaltensauffällig. Sie stecken nicht regelmässig Nacktschnecken in den Toaster oder leben ihre kreative Ader ausschliesslich an den Wohnzimmerwänden aus. Sie sind einfach nur lebhafte junge Menschen im Alter von 5 und 10 Jahren, die die Welt entdecken wollen.
Trotzdem ist das Verdikt eindeutig. 47 und 71 Minuten mittlere und hohe Stressbelastung sind Werte, die sonst nicht im Ansatz erreicht werden.
Um die Lesbarkeit der Grafik zu erhöhen und um nicht Birnen mit Äpfeln zu vergleichen, haben wir die Wochentage unterschiedlich eingefärbt. Deutlich wird: Montage und Dienstage sind grundsätzlich nicht die stressigsten. Trotzdem werden die Stressminuten ohne Kinder rund halbiert. Spannend ist deshalb vor allem die Analyse der Zeit zu Hause nach der Arbeit – mit oder ohne Kinder.
Auch wenn der Dienstagabend ohne Kinder nicht ganz stressfrei verläuft, sind die Phasen von mittlerem und hohem Stress doch überschaubar. Leider lässt sich das nicht mit Zahlen quantifizieren – ausser dieser Grafik spuckt die Sportuhren-App keine weiteren Details aus. Der visuelle Vergleich muss genügen. Doch dieser ist eindeutig. Mit Kindern zieht sich der Stress bis tief in die Nacht hinein, auch wenn diese bereits friedlich schlafen – oder Mühe damit haben. Wie am zweiten Dienstag.
Was die bunte Grafik auch zeigt: Die stressreichste Zeit in einer Woche ist interessanterweise jeweils am Wochenende. Also an den Tagen mit viel Kinderzeit. Bestätigt das nun unsere These? Oder trügt der Schein und ich muss mich gar selbst an der Nase nehmen? Einiges deutet auf Zweiteres hin.
Wochenende ist nicht nur Kinderzeit – es ist auch die Zeit der Feste, des gemütlichen Zusammenseins, des Alkohols. Dieser fliesst bei uns zwar nicht im Übermass, aber deutlich mehr als unter der Woche. Montag und Dienstag lebe ich abstinent. In der Regel trinke ich bereits am Sonntag keinen Alkohol mehr.
Alkohol, das zeigen diverse Studien, verringert die Herzfrequenzvariabilität (HFV). Sie ist ein Indikator für Krankheiten und Überbelastung – und wird von meiner Uhr als Stress erfasst. So erklärt mir das der Hersteller auf seiner Homepage. Bier und Wein – und das sind nicht etwa die Namen meiner Kinder – werden zu meiner Beanspruchung also das Ihrige dazu beitragen. Ein Beispiel:
Am Freitag, dem 21. April treffe ich mich mit einem Freund zu ausgiebig Speis und Trank. Im Verlaufe des Abends genehmige ich mir ca. zwei Liter Bier. Was sich anfühlt wie eine gemütliche Zeit, wird aufgrund des Alkohols als Stress verbucht. Und dieser hallt nach – bis weit in die Schlafenszeit hinein.
Der samstagmorgendliche Stress geht aufs Konto des Wochenendeinkaufs. Danach verbringe ich eine ruhige und erholsame Zeit mit dem Nachwuchs. Der Beweis, dass es nicht immer nervenaufreibend sein muss. Dass der Abend wieder rot aufleuchtet, ist auch den Nachwehen einer kurzen Joggingrunde zu verdanken. Die Kinder sind also bei Weitem nicht allein für den Stress verantwortlich.