Seit dem Hollywood-Streifen «Mr. und Mrs. Smith» mit Angelina Jolie und Brad Pitt gab es kaum einen Film mehr, bei dem die Geschehnisse um die Dreharbeiten für mehr Furore sorgten als der Film selbst. «Don't Worry Darling» ist genau das «gelungen».
Eine Romanze hinter den Kulissen, ein Streit um die Besetzung, eine angebliche Fehde zwischen der Regisseurin und der Hauptdarstellerin – all das gibt fast genügend Stoff für einen eigenen Film.
«Don't Worry Darling» ist Olivia Wildes zweiter Film, bei dem die Schauspielerin Regie führt. Von der Öffentlichkeit wird die Story aber schon seit Längerem in die hinteren Reihen der Aufmerksamkeit verwiesen. Wir entwirren die vielen Skandalstränge in sechs Punkten:
Der Mystery-Thriller spielt in den 1950er Jahren. Der Plot: Alice (Florence Pugh) und Jack Chambers (Harry Styles) sind ein junges, glückliches Paar, das in der scheinbar perfekten Firmenstadt Victory in Kalifornien lebt. Die Stadt wurde von der gleichnamigen geheimnisvollen Firma gegründet und bezahlt. Wie alle Männer arbeitet auch Jack für diese Firma. Die Aufgabe der Frauen hingegen ist es, die perfekt gestylten Häuser in Ordnung zu halten.
Das Leben in der Stadt ist scheinbar perfekt. Doch Alice beginnt, das Zusammenleben zu hinterfragen. Was genau arbeiten die Männer eigentlich? Ihr Mann Jack versucht sie wie alle anderen mit der Aussage abzuspeisen, es gehe um «die Entwicklung fortschrittlicher Materialien».
Aber warum darf man die Stadtgrenzen von Victory eigentlich nicht verlassen? Als Alice beginnt, immer mehr Fragen zu stellen, bröckelt die Fassade dieses utopischen Lebens und Alices Nachforschungen führen zu zunehmenden Spannungen innerhalb der Gemeinschaft. Zwischendurch flackern in ihr Visionen auf, die darauf deuten, dass sich hinter Victory etwas ganz anderes verbirgt.
So viel zur Story, welche alleine schon einiges an Action verspricht. «Don't Worry Darling» wurde am 5. September in Venedig der Öffentlichkeit vorgestellt, ab dem 23. September läuft er in den Kinos. Die ersten Reaktionen und Reviews auf den Film waren allerdings durchzogen.
Die Plattform Metacritic, die Rezensionen zusammenfasst, zeigt einen «Metascore» von 49 aus 100 Punkten, basierend auf 23 Rezensionen von Filmkritikern. Der Tenor dabei: Hauptdarstellerin Florence Pugh überzeugt auf ganzer Linie, Hauptdarsteller Harry Styles, das Drehbuch sowie die Regie von Olivia Wilde weniger.
Mittlerweile fast spannender als die Story selbst ist aber, was vor, während und nach den Dreharbeiten geschah.
Die Regisseurin (38) und der Sänger und Schauspieler (28) begannen am Set von «Don't Worry Darling» eine romantische Beziehung. Wann genau diese ihren Anfang nahm, ist unklar. Man sah die beiden aber bereits Anfang 2021 gemeinsam an einer Hochzeit.
Die Dreharbeiten zum Mystery-Thriller begannen im Herbst 2020. Da schien es einigermassen pikant, dass Wilde sich im November desselben Jahres von ihrem langjährigen Verlobten und Vater ihrer Kinder, Jason Sudeikis, trennte. Dieser war, so sagt man, «not amused». Die Trennung der beiden Schauspieler gipfelte in der kuriosen Szene im April 2022, als Olivia Wilde auf offener Bühne bei einem Promo-Anlass ihres Films einen Umschlag mit den Sorgerechtspapieren erhielt.
Ein Sprecher von Sudeikis beteuerte im Anschluss zwar, dass der Schauspieler «keine vorherige Kenntnis von der Zeit oder dem Ort gehabt habe, an dem der Umschlag zugestellt wurde». Dennoch blieb die Szene ungut in Erinnerung, wie es auch Wilde in einem Interview mit der Zeitschrift Variety schilderte.
Und die Beziehung zu Harry Styles? War natürlich das grosse Tuschelthema in Hollywood, wo sie immer wieder gemeinsam gesichtet wurden. Öffentlich hat sich das Paar noch nicht zur Beziehung geäussert – umso mehr wurde der gemeinsame Auftritt in der Premiere in Venedig erwartet.
Aber statt Verliebtes-Pärchen-Fotos gab es für die Fotografen – nichts. Ausser natürlich das gemeinsame Posieren der ganzen Crew, wo dafür der stetige Abstand zwischen den beiden auffiel. Das war allerdings nicht das Einzige, was an der Premiere getuschelt wurde – doch mehr dazu weiter unten.
Während der Dreharbeiten kam es offenbar zu Unstimmigkeiten zwischen Regisseurin Wilde und Hauptdarstellerin Pugh. Diese hatten zwei Gründe.
Einerseits soll Florence Pugh nicht glücklich gewesen sein mit der Beziehung von Wilde zu Styles. Als Kollegin von Sudeikis, Wildes Ex-Verlobtem, sei ihr die Nähe der beiden am Set sauer aufgestossen.
Andererseits gab es Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Sexszenen in «Don't Worry Darling». Während Wilde gegenüber Vogue erklärte, wie wichtig die – durchaus expliziten – Sexszenen für den Film seien, war Pugh damit nicht einverstanden. In einem Interview sagte sie dazu:
Ausserdem fiel im Vorfeld der Premiere auf, dass Florence Pugh kaum Werbung für «Don't Worry Darling» auf Social Media und in Interviews machte – etwas, das für Schauspielerinnen und Schauspieler eigentlich üblich wäre, und was Pugh bei anderen Filmen bereits praktizierte.
Im April 2020 wurde bekannt, dass Florence Pugh und Shia LaBeouf – und nicht Harry Styles – die Hauptrollen im Mystery-Thriller übernehmen.
Doch im September, also nur ein paar Monate nach Cast-Bekanntgabe, liess man verlauten, dass jetzt doch Harry Styles die Rolle für LaBeouf übernehmen würde. Offiziell wurde diese Entscheidung mit Terminkonflikten begründet. Nur wenige Monate danach tauchten allerdings erstmals Vorwürfe von LaBeoufs Ex-Freundin FKA Twigs gegen den Schauspieler auf. Die Sängerin beschuldigte ihn der sexuellen Nötigung, Körperverletzung und seelischen Belastung und zeigte ihn an.
Wilde erklärte die Entscheidung in einem Interview mit den Worten: «Seine Arbeitsweise entsprach nicht dem Ethos, das ich in meinen Produktionen verlange. Sie scheint in gewisser Weise eine kämpferische Energie zu erfordern, und ich persönlich glaube nicht, dass das für die besten Leistungen förderlich ist». Sie glaube, dass das Schaffen eines «sicheren, vertrauensvollen» Umfelds der beste Weg sei, um Menschen dazu zu bringen, ihre beste Arbeit zu leisten. Dabei spielte sie auch auf die Sexszenen an, die Pugh mit LaBeouf drehen sollte und bei denen, so Wilde, sie sich unwohl fühlen könnte.
Doch Shia LaBeouf schien die Aussagen seiner Ex-Regisseurin so nicht stehen lassen zu wollen. Er meldete sich ebenfalls bei «Variety» zu Wort und stellte klar: Ihm wurde nicht gekündigt, vielmehr habe er selbst das Projekt verlassen. «Wir beide kennen die Gründe für meinen Ausstieg», schrieb LaBeouf in einem Brief an Wilde, den er der Publikation zur Verfügung stellte. «Ich bin aus deinem Film ausgestiegen, weil deine Schauspieler und ich keine Zeit zum Proben finden konnten.»
Später machte ein Video auf Instagram die Runde, in dem Wilde LaBeouf am Telefon bittet, dem Film keine Absage zu erteilen. Im Video bezeichnet sie Florence Pugh als «Miss Flo» – ein Ausdruck, der als eine gewisse Abneigung Wildes Pugh gegenüber interpretiert wurde.
SOMEONE HOLD ME BACK
— percy 🌊 || who the fuck is gonna stop us? (@percystardust) August 26, 2022
(the video olivia sent shia where she basically begged him to stay on the movie after ADMITTING that she knows shia makes florence uncomfortable) pic.twitter.com/ihlHOQlF6B
Dass Superstar Harry Styles für die Hauptrolle von «Don't Worry Darling» verpflichtet werden konnte, war durchaus ein Erfolg für den Film. Auf Instagram wurde er von Regisseurin Wilde schon im Vorfeld gefeiert. Es sei ihm hoch anzurechnen, in einem Film, in dem der weiblichen Figur die grössere Bedeutung zukomme, die männliche Hauptrolle zu übernehmen.
Angesichts der Aussage Pughs – «Wenn es nur um Sexszenen geht oder darum, dem berühmtesten Mann der Welt dabei zuzusehen, wie er jemanden oral befriedigt, ist das nicht der Grund, warum wir es tun» – scheint deren Auffassung zu Styles Rolle eine etwas andere zu sein.
Die Diskussion um die Bedeutung beider Schauspieler wurde zusätzlich befeuert durch – unbestätigte – Gerüchte über deren Gagen. Mehrere Magazine wollten wissen, dass Styles angeblich ein Vielfaches von der Gage von Florence Pugh zugekommen sei.
Nach diesen ziemlich lauten Nebengeräuschen zu «Don't Worry Darling» wurde dessen Premiere denn auch mit viel Spannung erwartet. Und man wurde nicht enttäuscht: Unter den Glamour in Venedig mischten sich einige, sagen wir mal, auffällige Momente.
Zu reden gab einerseits Florence Pugh, die im Vorfeld verlauten liess, sie werde nicht an der Premiere teilnehmen. Auch Wilde liess erklären, Pugh sei in die Dreharbeiten zum zweiten Teil des Films «Dune» eingebunden. Das galt allerdings auch für Timothée Chalamet, der dennoch zu den Filmfestspielen in Venedig erschien.
Pugh tauchte schliesslich doch noch in Venedig auf und nahm ihren Auftritt wahr (zur Pressekonferenz hingegen erschien sie nicht). Dabei wurde aber offensichtlich, dass sich die Stars – insbesondere Harry Styles, Olivia Wilde und Florence Pugh – an dem Abend nicht so gut riechen konnten. Die drei schienen sich konstant aus dem Weg zu gehen und sicherzustellen, dass sich bei den Fotos immer jemand dazwischen stellte. Während allfällige Probleme zwischen Styles und Wilde nach wie vor ungeklärter Natur sind, so schienen doch diejenigen zwischen der Regisseurin und ihrer Hauptdarstellerin bestätigt.
Florence Pugh refuses to make eye contact with Olivia Wilde during the 4-minute #Venezia79 standing ovation for #DontWorryDarling. pic.twitter.com/Xi6lJyZHbj
— Ramin Setoodeh (@RaminSetoodeh) September 5, 2022
Olivia Wilde schlug sich allerdings einigermassen tapfer und versuchte, an der Pressekonferenz etwas Feuer zu löschen. Auf Florence Pugh angesprochen sagte sie: «Wir sind so dankbar, dass sie es heute Abend für den roten Teppich schafft, obwohl sie bei ‹Dune› in Produktion ist.» Als Regisseurin wisse sie, wie mühsam es sei, einige Tage auf Hauptdarsteller und -darstellerinnen verzichten zu müssen. «Und wir werden heute Abend ihre Arbeit feiern. Ich kann gar nicht sagen, wie geehrt ich bin, sie als Hauptdarstellerin zu haben. Sie ist grossartig.»
An der Pressekonferenz sichtlich unwohl fühlte sich Co-Star Chris Pine. Seine (Nicht-)Reaktionen auf das Thema sprachen für sich. Ebenso wie sein Gesichtsausdruck, als Harry Styles etwas verwunderlich darüber sprach, wie für ihn das «Beste» am Film sei, dass es sich wie ein «echter Kinofilm» anfühle. (Später hörte man Styles dann noch darüber reden, wie er eigentlich «keine Ahnung» von dem habe, was er da vor der Kamera mache.)
you can almost see the screams catching in his throat pic.twitter.com/AXtiPAd4zx
— anna (@romansgerri) September 5, 2022
Angesprochen auf die vielen Gerüchte über Dreharbeiten und Cast, fügte Olivia Wilde schliesslich an: «Was den endlosen Gossip und den Lärm da draussen betrifft: Da füttert das Internet sich selbst. Ich verspüre keinen Drang, etwas dazu beizutragen.»
Ob der Film selbst dann auch nur halb so viel von dem Drama bietet wie dasjenige, das ihn bis zuletzt umgibt, kann die Öffentlichkeit bald selbst entscheiden. «Don't Worry Darling» wird in der Deutschschweiz ab 22. September in den Kinos zu sehen sein.