Kurzentschlossenen steht fast die ganze Welt offen: Die Corona-Einreiseregeln wurden bis auf Asien in den meisten Teilen der Welt gelockert. Doch mit Personal-Engpässen an Flughäfen und einer Corona-Sommerwelle gibt es Herausforderungen für die Ferienplanung. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Besonders viele Fälle zählen derzeit laut einer Übersicht von «Our World in Data» Frankreich und Italien mit je fast 2000 Fällen pro Million Einwohnerinnen und Einwohner täglich im Durchschnitt der letzten 7 Tage. Griechenland kommt auf eine Inzidenz von knapp 1700. Inzidenzen von über 1000 wurden zuletzt in Österreich und Deutschland gezählt, während besonders Schweden und Norwegen mit tiefen Werten auftrumpfen können. Zum Vergleich: Die Schweiz zählte zuletzt gut 900 Fälle auf eine Million Einwohnerinnen und Einwohner.
Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. In den Ländern wird unterschiedlich häufig getestet, was einen Vergleich erschwert. Die Schweiz gehört zu den Ländern, in denen vergleichsweise wenige Corona-Tests durchgeführt werden. Die Daten zeichnen deshalb nur ein unvollständiges Bild der Lage.
Wie hierzulande dominiert mittlerweile fast in ganz Europa die Variante BA.5 bei den Neuansteckungen. Die Variante gilt als deutlich ansteckender als frühere. Das führt dazu, dass es dieses Jahr eine Sommerwelle gibt, wie sie in den letzten beiden Jahren nicht vorgekommen ist. Laut dem deutschen Robert-Koch-Institut gibt es immerhin keine Hinweise darauf, dass BA.5 schwerere Verläufe verursacht oder tödlicher ist als frühere Varianten.
Wer sicher gehen will, sollte sich impfen lassen, falls dies nicht bereits geschehen ist und allenfalls die vierte Impfung holen, eine FFP2-Maske tragen und Menschenansammlungen sowie schlecht gelüftete Räume meiden.
Der Mittelmeer-Raum ist derzeit sehr gefragt. Besonders häufig reisen Schweizerinnen und Schweizer dieses Jahr etwa nach Mallorca, nach Griechenland mit den Inseln Kreta, Kos und Rhodos, auf die Kanarischen Inseln, nach Zypern, in die Türkei und Italien. Auch die USA und Kanada sind nach zwei Jahren der Covid-bedingten Schliessung der Grenzen für Touristen wieder gefragt. Das zeigt eine Umfrage bei Reisebüros wie Kuoni, Tui Suisse und Hotelplan.
Verschiedene Reiseanbieter berichten, dass Reisen im Wohnmobil, Camper und mit dem Mietauto wieder an Beliebtheit gewonnen haben, genauso wie Städtereisen. Die Swiss hat etwa für den Sommer viele Tickets nach London und Berlin verkauft.
Mit dem Zug sind laut den SBB diesen Sommer viele Kundinnen und Kunden nach Paris, Mailand, Venedig und München unterwegs. Besonders Nachtzüge sind derzeit teilweise über Wochen ausgebucht, wie Probebuchungen von CH Media zeigen. Gefragt sind vor allem Nachtzüge von Zürich über Basel nach Berlin und Hamburg. Die Verbindungen über Nacht lassen sich am bequemsten bei der ÖBB buchen, Tageszüge nach Deutschland bei bahn.de, solche nach Italien bei trenitalia.com und TGV-Züge nach Frankreich bei sncf-connect.com.
Diverse Länder verlangen keinerlei Nachweise für die Einreise mehr – etwa Ägypten, Deutschland, Dänemark, die Dominikanische Republik, Österreich, Irland, Italien, Island, Israel, Kroatien, die Malediven, Mexiko, die Türkei, Griechenland, Grossbritannien, Norwegen, Spanien, die Niederlande oder Zypern. Seit dem 6. Juli können ungeimpfte Touristen auch wieder nach Australien einreisen. Auch die Kapverden verlangen keine Impfung mehr, genauso wie Südafrika und Portugal.
Für die Einreise nach Frankreich, Malta, Thailand, Indien oder in die Vereinigten Arabischen Emirate wird ein Covid-Test oder eine gültige Genesenen-Bescheinigung vorausgesetzt. Diese gilt in der Regel für 180 Tage.
Weiterhin geschlossen für nicht Geimpfte sind Länder wie die USA, Kanada und Neuseeland. Eine aktuelle Übersicht für jedes Land bietet etwa die Airline Swiss online. Eine aktuell gehaltene Übersicht bietet auch der deutsche Automobil-Club ADAC auf seiner Internetseite.
Die EU hat die Gültigkeitsdauer von Zertifikaten nach zwei Impfungen auf 270 Tage beschränkt. Relevant ist das nur für wenige Länder, etwa Malta. Wenn das Zertifikat nach zweifacher Impfung abgelaufen ist, benötigen Sie für die Einreise dort einen negativen Covid-Test. Allerdings hebt Malta per 25. Juli die Nachweispflicht auf. Die Einreise ist dann ohne jegliche Einschränkungen für alle möglich.
Bisher ist dies keine Voraussetzung für die Einreise in fast alle anderen Länder, selbst jene, die eine Impfung voraussetzen. In den meisten europäischen Ländern und den USA ist eine Booster-Impfung unbeschränkt gültig.
Wenn die vierte Impfung für Reisen dereinst nötig sein sollte, kann man sich diese seit kurzem verabreichen lassen. Die vierte Impfung erlaubt das Ausstellen eines neuen Zertifikats. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem separaten Artikel.
Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen: Für die Gültigkeit des Zertifikats gelten die Regeln der jeweiligen Länder. Ein Zertifikat kann also in der Schweiz abgelaufen, aber im Ausland weiterhin gültig sein. Eine Booster-Impfung gilt in Europa und auch in den USA und Kanada ohne zeitliche Beschränkung.
Wer in die USA oder nach Kanada reisen will, muss doppelt geimpft sein. Eine Beschränkung der Gültigkeitsdauer gibt es nicht, ein hierzulande abgelaufenes Zertifikat nach der Impfung sollte von den USA und Kanada akzeptiert werden. Ein Test muss nicht mehr vorgewiesen werden. Weiterhin ausgefüllt werden muss für die Einreise in die USA das Einreiseformular ESTA und ein zusätzliches Formular zum Impfstatus, das ausgedruckt mitgebracht werden muss. Reisende nach Kanada müssen online ein Anmeldeformular ausfüllen.
Die US-Seuchenschutzbehörde CDC stellt einen Online-Check für Reisende zur Verfügung (auf Englisch).
Personalmangel und aufwendigere Dokumentenkontrollen führen dazu, dass viele Fluggesellschaften ihr Programm ausdünnen müssen. Die Swiss gab schon im Frühling bekannt, im Sommer Tausende Flüge zu streichen. Betroffen sind Langstreckendestinationen wie New York, Johannesburg oder Dubai genauso wie Kurzstreckenflüge nach Warschau oder Nürnberg (CH Media berichtete).
Zu kurzfristigen Flugstreichungen auf Langstreckenverbindungen in grösserem Stil sollte es in den nächsten Wochen bei der Fluggesellschaft nicht mehr kommen. Auf Kurzstreckenflügen innerhalb Europas können spontane Ausfälle bei vielen Airlines vorgenommen werden.
Das dürfte besonders Airlines wie die Lufthansa, Eurowings und Easyjet treffen, die derzeit teilweise auf Wochenbasis neu beurteilen, wie viele Flüge aus dem Programm genommen werden müssen, um dieses stabil anbieten zu können. Auch die skandinavische SAS, deren Piloten sich in einem Streik befinden, muss regelmässig Flüge annullieren. Zuletzt hat auch British Airways noch einmal Tausende Flüge abgesagt.
Grundsätzlich gilt: Zu Flugstreichungen kam es schon immer, seit Flugzeuge kommerziell unterwegs sind, und nicht jede Verspätung ist einer Fehlplanung geschuldet. Welche Entschädigungsansprüche Sie bei grossen Verspätungen, Annullationen und verloren gegangenem Gepäck haben, wird in diesem Serviceartikel beantwortet.
An vielen Flughäfen mussten Fluggäste in den vergangenen Wochen teilweise stundenlang warten. In der Krise wurden viele Mitarbeitende etwa an den Sicherheitskontrollen entlassen, die nun nicht schnell genug wieder zurückgeholt werden können.
Am grössten Schweizer Flughafen Zürich hat der Ferienbeginn in verschiedenen Kantonen vom vergangenen Wochenende gezeigt, dass es zwar vereinzelt zu etwas längeren Wartezeiten kommen kann. Grundsätzlich aber läuft der Betrieb reibungslos. Auch in Basel waren zuletzt keine grösseren Pannen oder langen Wartezeiten zu verzeichnen.
Weiterhin kritisch ist die Lage je nach Tageszeit und Aufkommen an Flughäfen wie Amsterdam und Dublin, aber auch an deutschen Flughäfen wie Köln Bonn oder Düsseldorf. Dort wurden in den vergangenen Tagen vereinzelt stundenlange Wartezeiten vermeldet.
Der Flughafen London Heathrow ist diese Woche dem Beispiel von Amsterdam-Schiphol gefolgt und hat bekannt gegeben, bis am 11. September eine Kapazitätsobergrenze zu installieren. Das könnte zu weiteren Flugstreichungen führen. Generell gilt, was Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott sagt: «Aufgrund des hohen Aufkommens gerade im Sommer ist mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Wir empfehlen unseren Gästen, möglichst früh an den Flughafen zu kommen.»
Bloomberg hat ausgewertet, an welchen europäischen Flughäfen zurzeit am meisten Verspätungen registriert werden. In den ersten zehn Tagen des Monats Juli flogen demnach nirgends so viele Flüge verspätet ab wie in Brüssel: 72 Prozent der Starts erfolgten nach der geplanten Zeit.
Auch in Frankfurt und Eindhoven waren über zwei Drittel der Abflüge verspätet. Danach folgen die Flughäfen London-Luton, Budapest, Lissabon und Charles-de-Gaulle in Paris. An diesen wurden jeweils bei etwa zwei Dritteln der Flüge Verspätungen registriert. Ebenfalls deutlich mehr als jeder zweite Flug war in diesem Zeitraum verspätet bei Flügen ab Amsterdam, Nizza und London-Gatwick.
In Zürich starteten laut einer Auswertung der Agentur AWP zwischen dem 1. Juni und 10. Juli 46 Prozent der Flüge mit mehr als 15 Minuten Verspätung. Besonders häufig waren Flüge der Airlines LOT, Air Canada, Sunexpress, SAS, Aer Lingus und Air Serbia von Verzögerungen betroffen.
Die Swiss will im Jahr 2023 rund 85 Prozent der Kapazität von 2019 anbieten. Dieses Jahr liege sie noch deutlich darunter, sagte Finanzchef Markus Binkert kürzlich der NZZ. Das heisst auch: Im Hochsommer nächsten Jahres dürfte wohl gleich viel, wenn nicht noch mehr geflogen werden wie dieses Jahr – sofern die Pandemie glimpflich verläuft.
Dementsprechend empfiehlt es sich, Ferien bereits jetzt zu buchen – auch, weil die Preisentwicklung unklar ist und sich frühes Buchen in der Regel finanziell lohnt. Hotelplan-Suisse-Chefin Nicole Pfammatter lässt sich zudem in einer Mitteilung damit zitieren, dass Roadtrips durch Kanada oder die USA im nächsten Jahr schon jetzt organisiert werden sollten, da Mietwagen Mangelware sind (CH Media berichtete). «Wir gehen davon aus, dass auch für den Sommer 2023 immer noch zu wenig Neufahrzeuge ausgeliefert werden können und daher die Camper relativ früh ausgebucht sein werden.» (aargauerzeitung.ch)