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Fünf Personen nach Drogentod von Matthew Perry festgenommen

Fünf Personen nach Drogentod von Matthew Perry festgenommen – die wichtigsten Punkte

Im Fall Matthew Perry hat die Staatsanwaltschaft von Los Angeles Anklage gegen fünf Personen erhoben. Es ist von einem «weit verzweigten kriminellen Untergrundnetzwerk» rund um die Droge Ketamin die Rede.
16.08.2024, 07:0916.08.2024, 08:30
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Was ist neu?

Der plötzliche Tod von «Friends»-Star Matthew Perry mit 54 Jahren im vorigen Oktober löste in Hollywood und weltweit Bestürzung und Trauer aus. Nun hat die Staatsanwaltschaft in Los Angeles Anklage gegen fünf Personen erhoben: So sollen unter anderem Ärzte, Dealer und ein Assistent des Schauspielers zur Verantwortung gezogen werden. Polizei und Staatsanwaltschaft bringen schwere Vorwürfe gegen die Festgenommenen vor.

FILE - Matthew Perry poses for a portrait on Feb. 17, 2015, in New York. Authorities are investigating the death of Perry and how the beloved actor received the anesthetic ketamine, which was ruled a  ...
Matthew Perry starb im vergangenen Oktober.Bild: keystone

Was sind die Vorwürfe?

Die Ermittlungen hätten «ein weit verzweigtes kriminelles Untergrundnetzwerk aufgedeckt, das für die Verteilung grosser Mengen Ketamin an Herrn Perry und andere verantwortlich ist», sagte Staatsanwalt Martin Estrada bei einer Pressekonferenz. Seit Monaten ging es bei der Fahndung um die Frage, wie der Schauspieler an das Narkosemittel Ketamin gekommen war, das er zu seinem Todeszeitpunkt in ungewöhnlich hoher Menge im Blut hatte.

Zu diesem Netzwerk habe ein Assistent Perrys gehört, verschiedene Mittelsleute, zwei Ärzte sowie eine wichtige Drogenquelle, die als «Ketamin-Königin» bekannt sei, so Estrada weiter. «Die Angeklagten haben die Suchtprobleme von Herrn Perry ausgenutzt, um sich zu bereichern. Sie wussten, dass das, was sie taten, falsch war. Sie wussten, dass sie damit Herrn Perry in grosse Gefahr brachten - aber sie taten es trotzdem.» Sie hätten russisches Roulette mit seinem Leben gespielt. Die Vorwürfe wiegen schwer und könnten den Angeklagten lange Gefängnisstrafen einbringen.

United States Attorney Martin Estrada announces five people have been charged in connection with actor Matthew Perry's death, including the actor's assistant and two doctors, doing a news co ...
Staatsanwalt Martin Estrada.Bild: keystone

Ein profitgieriger Arzt habe Perry in den Monaten September und Oktober rund 25 Fläschchen Ketamin für 55'000 Dollar in Cash verkauft, führte Estrada aus. «Ich frage mich, wie viel dieser Idiot zahlen wird», habe der Arzt in einer SMS an einen Mittelsmann geschrieben. Eine als «Ketamin-Königin» bekannte Drogenlieferantin habe Perry in den Wochen vor seinem Tod rund 50 Dosen Ketamin verkauft. Als der Tod von Perry bekannt wurde, habe die 41-Jährige ihre Mittelsleute aufgefordert, alle SMS-Nachrichten über die Deals zu löschen.

Was sagen die Angeklagten?

Ein Assistent des Schauspielers hat bereits seine Schuld eingeräumt, Ketamin für Perry beschafft zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ohne medizinische Kenntnisse habe er die Droge gespritzt, darunter mehrmals am 28. Oktober, dem Tag, als Perry tot aufgefunden wurde. Dem 59 Jahre alten Assistenten drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Was genau ist Ketamin?

Ketamin ist ein seit Jahrzehnten bewährtes Narkosemittel. Manche Partygänger nutzen das Mittel auch als illegale Clubdroge. Darüber hinaus können Menschen mit therapieresistenten Depressionen unter bestimmten Voraussetzungen mit Ketamin behandelt werden.

FILE - A vial of ketamine is displayed for a photograph in Chicago on July 25, 2018. An investigation led by The Associated Press published in 2024, has found the practice of giving sedatives to peopl ...
Die Droge Ketamin ist schon seit Jahren weit verbreitet.Bild: keystone

Der Stoff wird entweder unter die Haut, intravenös oder als Nasenspray (dann als Esketamin) verabreicht. Als Vorteil gilt, dass die Wirkung schnell eintritt. Die Gabe hat etwa zur Folge, dass Patienten eine Zeit lang quasi von ihrer Umwelt abgekoppelt sind. Als mögliche Nebenwirkungen von Ketamin werden unter anderem steigender Blutdruck und eine höhere Herzfrequenz beschrieben.

Die Hintergründe zum Tod

Matthew Perry war vergangenen Oktober mit einer grossen Menge des Narkosemittels Ketamin im Körper tot im Whirlpool in seinem Haus in Los Angeles gefunden worden. Zuvor hatte der Schauspieler wiederholt öffentlich über seinen Kampf gegen die Sucht unter anderem nach Alkohol und Drogen gesprochen und auch in seiner im vergangenen Jahr veröffentlichten Autobiografie «Friends, Lovers and the Big Terrible Thing» darüber geschrieben.

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Matthew Perry (links) als Chandler Bing in «Friends».Bild: http://dvdbash.wordpress.com

Eine Untersuchung der zuständigen Gerichtsmedizinbehörde von Los Angeles hatte im Dezember ergeben, dass Perry an den Auswirkungen Ketamins gestorben war. Hinzu seien unter anderem Ertrinken, eine Herzkrankheit und die Auswirkungen eines Mittels zur Behandlung von Opioid-Abhängigkeiten gekommen, hiess es.

Berichten zufolge hatte Perry sich wegen Depressionen und Angstzuständen einer Ketamin-Therapie unterzogen. Die letzte Sitzung vor seinem Tod sei allerdings schon anderthalb Wochen her gewesen, weshalb das Ketamin in seinem Körper zum Zeitpunkt des Todes nach Angaben der Gerichtsmedizinbehörde nicht von dieser Infusionstherapie habe stammen können.

Als Chandler Bing in der Kultserie «Friends» wurde Perry weltberühmt. Die kultige TV-Serie über sechs junge Freunde in New York wurde von 1994 bis 2004 in den USA produziert. Perry, Courteney Cox, Matt LeBlanc, Jennifer Aniston, Lisa Kudrow und David Schwimmer spielten die Hauptrollen. Für die Sondersendung «Friends: The Reunion» kamen 2021 alle sechs Hauptdarsteller noch einmal zusammen. Perrys Tod löste weltweit Schock und Trauer aus, seine «Friends»-Co-Stars sprachen von einem «unfassbaren Verlust». (dab/sda/dpa)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butschina
16.08.2024 07:50registriert August 2015
Ketamin ist, sofern korrekt verwendet, ein gutes Medikament. Ich habe 2-3x pro Jahr eine Infusionsserie von 5 Infusionen im Wochenabstand. Gegen meine chronischen Schmerzen wirkt das Wunder. Der Grundschmerzpegel sinkt deutlich ab und während der Infusion bin ich nahezu schmerzfrei. Das ist immer eine Wohltat. Den Effekt, den es auf das Bewusstsein hat, mag ich gar nicht. Er geht 15min nach der Infusion wieder weg. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass man sich so aus dem Alltag und neg. Gedanken flüchten kann. Darum verstehe ich nicht, wieso es nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt.
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Der Micha
16.08.2024 08:31registriert Februar 2021
Es ist einfach schade, dass Matthew wohl nie seine Drogensucht wirklich besiegen konnte. :(

Anhand der Details kann man wohl von einem missbrauch des Medikaments sprechen und genau dies wurde von einigen Personen wohl gnadenlos ausgenutzt.
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Utschli
16.08.2024 09:42registriert September 2016
Immer wieder spannend, dass für prominente Drogenopfer ein riesen Büro aufgemacht wird. Wieviel % der Drogentoten ziehen mehrere Verhaftungen nach sich? Und wie oft sind diese Toten keine Promis sondern Leute wie du und ich?
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