Eine Rakete mit dem unbemannten privaten US-Raumfrachter «Cygnus» ist beim Start zur Internationalen Raumstation ISS explodiert. Nach Aufnahmen der US-Weltraumbehörde NASA kam es sechs Sekunden nach dem Start im US-Bundesstaat Virginia zur Explosion.
Die Antares-Rakete hob um 18.22 Uhr (Ortstzeit, 23.22 Uhr MEZ) vom Weltraumbahnhof Walllops kurz ab, bevor sie explodierte und zur Erde stürzte. Es habe weder Tote noch Verletzte gegeben, berichteten TV-Sender unter Berufung auf die NASA. Die Rakete war von der Orbital Sciences Corp gebaut worden.
Die Ursache des Unglücks war zunächst völlig unklar. Die NASA teilte mit, man sei dabei, Daten über das Unglück zu sammeln. Ein NASA-Kontroller rief dazu auf, das Gelände zu sichern. Von einer absichtlichen Zerstörung der Rakete, um etwa ein Einschlag in bewohntes Gebiet zu verhindern, war zunächst keine Rede.
Laut NASA-Topmanager William Gerstenmaier hat «Cygnus» keine unbedingt notwendigen Versorgungsgüter für die Besatzung der ISS an Bord gehabt. «Es handelte sich um keine unbedingt notwendige Fracht», sagte Gerstenmaier. «Die Mannschaft ist in keiner Gefahr.» Auf der ISS befinden sich derzeit sechs Astronauten aus den USA, Russland und Deutschland.
Schockiert und beinahe sprachlos reagierte die US-Weltraumbehörde Nasa. Selbst auf Twitter herrschte minutenlang Schweigen. «Der Unfall ereignete sich kurz nach dem Abheben», hiess es kryptisch. Später hiess es, es sei sechs Sekunden nach dem Start gewesen.
@NASA @OrbitalSciences I'm no rocket scientist, but I think the mission status is 'failed'
— Brandon Wardlaw (@brandonwardlaw) October 28, 2014
Raketenunglücke wecken unwillkürlich böse Erinnerungen in den USA. Zwar war diesmal niemand an Bord des Frachters, auch sonst habe es keinen Toten gegeben am Startplatz, hiess es. Doch kaum ein Raumfahrt-Fan kommt umhin, an die Explosion des Shuttle «Challenger» 1986 zurückzudenken.
Damals kamen alle sieben Astronauten vor den Augen von Millionen Amerikanern ums Leben. Auch diesmal zeigten US-Fernsehsender Amateur-Videoaufnahmen – auf denen die Zuschauer beim Anblick der Katastrophe laut aufstöhnten.
Der von der privaten Firma Orbital Sciences entwickelte «Cygnus» hätte rund 2300 Kilogramm Vorräte und wissenschaftliches Material zur ISS bringen sollen. Es war der vierte Flug eines «Cygnus»-Frachters.
Erst am Montag musste ein Countdown nur zehn Minuten vor dem Start abgebrochen werden – nach Angaben der NASA war ein Boot der Abschussrampe am Atlantikufer zu nahe gekommen. Auch zuvor hatte es Verzögerungen gegeben.
«Cygnus» ist ein unbemanntes Fluggerät, das nach einem Flug nicht wiederverwendet wird. Der Raumfrachter, der auf dem Rückweg meist Müll befördert, verglüht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
Die NASA hatte 2011 ihr Shuttle-Programm beendet – mit «Cygnus» wollten sich die USA bei der Versorgung der ISS unabhängig von russischen Flügen machen. Im Rahmen des knapp zwei Milliarden Dollar schweren Vertrags sollte es bis 2016 mindestens sieben weitere Flüge geben. (rey/sda/dpa)