Nach dem Tötungsdelikt von Fislisbach wird darüber spekuliert, wie der mutmassliche Schütze S.N. an die Waffe gelangte und ob bei seiner Tat allenfalls Drogenkonsum oder -handel eine Rolle gespielt hat.
Der Lenzburger Kriminologe Martin Killias hat untersucht, wie häufig Jugendliche im Aargau verbotenerweise Waffen tragen oder Drogen konsumieren – und welchen Einfluss dies auf die Frage hat, ob sie strafbare Delikte begehen. Killias hat dafür mit zwei weiteren Forschern insgesamt 555 Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 16 Jahren befragt.
In seiner Studie zur Jugenddelinquenz im Aargau, die im letzten Herbst veröffentlicht wurde, gaben 11,4 Prozent der Befragten an, sie hätten im vergangenen Jahr Waffen getragen. Dieser Wert liegt über dem nationalen Schnitt, wobei Martin Killias einschränkt: «Dies könnte auch mit legalen Aktivitäten (wie den im Aargau überdurchschnittlich populären Jungschützenkursen) zusammenhängen.» Zudem sei es denkbar, dass manche Befragte nicht begriffen hätten, dass nur das illegale Tragen von Waffen gemeint war. In der Studie werden Schusswaffen nicht separat ausgewiesen. Klar ist: S.N. kann seine Waffe nicht legal gekauft haben: Der dafür nötige Waffenerwerbsschein wird nur an Volljährige ausgestellt.
Die Studie nennt diverse Faktoren, die dazu beitragen, dass Jugendliche selber Straftaten begehen. Vermehrt zu Delinquenz neigen insbesondere Jugendliche, die Suchtmittel konsumieren. Killias hält fest: «Der Konsum von Alkohol und Drogen hängt signifikant mit mehreren Delikten zusammen.» Dies gelte insbesondere für Cannabis – im Klartext: Kiffen erweist sich «für deliktisches und gewalttätiges Verhalten als stärker problematisch als schwere Formen von Alkoholmissbrauch wie Rauschtrinken.»
Gemäss der Killias-Studie haben 12,7 Prozent der befragten Jugendlichen angegeben, schon einmal Cannabis konsumiert zu haben. Die relativ weit verbreitete Annahme, dass Kiffen einen beruhigenden Effekt auf die Konsumenten habe, bestätigt sich in der Studie nicht. Vielmehr zeige sich auch bei Cannabis eine «enthemmende, gewaltfördernde Wirkung».
Deutlich tiefer als beim Konsum von Cannabis sind die Zahlen beim Verkauf von Drogen. Nur vier Prozent der befragten Jugendlichen im Aargau gaben in der Studie an, sie hätten bereits mit Drogen gehandelt.