Schweiz
Analyse

Das Defizit von 2023 zwingt den Bund zu neuen Kürzungen

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Sparpläne des Bundesrates: Die Rasenmähermethode löst das Problem nicht

Der Bund hat vergangenes Jahr erneut ein Defizit geschrieben. Und auch in Zukunft sieht es düster aus. Für 2025 plant der Bundesrat nun lineare Kürzungen – zum Ärger von Bauernverband und Entwicklungshilfeorganisationen.
14.02.2024, 19:5714.02.2024, 19:57
Maja Briner / ch media
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Bundesraetin Karin Keller-Sutter, rechts, spricht neben Sabine D?Amelio-Favez, Direktorin Eidgenoessische Finanzverwaltung (EFV), links, an einer Medienkonferenz zur Finanzpolitische Standortbestimmun ...
Die Finanzministerin Karin Keller-Sutter am Mittwoch an der Medienkonferenz zur finanzpoitischen Standortbestimmung 2025.Bild: keystone

Die Entscheide kommen häppchenweise: hier ein Sparhämmerchen, da ein kleiner Buchhaltungstrick. Um das Budget für das nächste Jahr ins Lot zu bringen, hat der Bundesrat bereits im Januar Massnahmen getroffen: Unter anderem werden die Ausgaben für die ukrainischen Flüchtlinge grösstenteils als ausserordentlich verbucht und die Einlagen in diverse Fonds gekürzt.

Doch das reicht nicht, um die Schuldenbremse einzuhalten. Am Mittwoch entschied der Bundesrat daher: Die schwach gebundenen Ausgaben – dazu zählen unter anderem Bildung, Agrarpolitik und die internationale Zusammenarbeit – sollen linear um 1,4 Prozent gegenüber dem Finanzplan 2025-2027 gekürzt werden. Ausgenommen wird die Armee.

Der Aufschrei folgte auf dem Fuss. Der Bundesrat lasse «die Entwicklungszusammenarbeit ausbluten», kritisierte Alliance Sud. Der Bauernverband kündigte an, er werde sich - wie schon beim Budget 2024 – «mit allen Mitteln gegen die geplanten Kürzungen beim Agrarkredit wehren».

Keller-Sutter gegen Steuererhöhung

Um das Budget 2025 dürfte hart gerungen werden, doch der grosse Verteilkampf folgt erst noch. Denn nachhaltig gelöst sind die Finanzprobleme des Bundes damit nicht, wie Finanzministerin Karin Keller-Sutter betonte. Die Ausgaben steigen auch in den nächsten Jahren stärker als die Einnahmen. Ab 2027 drohen laut Bund Defizite von über 3 Milliarden Franken.

Treiber des Ausgabenwachstums sind insbesondere die AHV und die Armee. Weil die AHV-Kosten demografiebedingt anwachsen, muss auch der Bund mehr Geld hinblättern. Und die Ausgaben für die Armee steigen, weil das Parlament als Reaktion auf den Ukraine-Krieg eine Aufstockung auf ein Prozent des Bruttoinlandprodukts beschlossen hat. Dieses Wachstum sei nicht gegenfinanziert und müsse irgendwo eingespart werden, sagte Keller-Sutter.

Um die Milliardendefizite anzugehen, nannte sie drei Möglichkeiten - um zwei davon gleich wieder zu verwerfen: Mehr Schulden zu machen, schloss Keller-Sutter ebenso aus wie Steuererhöhungen. «Wir müssen bei den Ausgaben ansetzen», sagte sie. Der Bundesrat hat das Finanzdepartement beauftragt, ein Konzept für eine Überprüfung der Aufgaben und Subventionen des Bundes zu unterbreiten.

Damit soll - so das Ziel - das Milliardenloch gestopft werden. Steuererhöhungen lehnt Keller-Sutter mit der Begründung ab, der Bund habe ein Ausgaben- und nicht ein Einnahmenproblem. Zudem verpufften Steuererhöhungen rasch, sofern sie nicht zweckgebunden seien, da sie zu neuen Begehrlichkeiten führten.

Rote Zahlen im letzten Jahr

Im vergangenen Jahr hat der Bund rote Zahlen geschrieben, wie er am Mittwoch bekannt gab. Das Minus beträgt 1,4 Milliarden Franken; das strukturelle Finanzierungsdefizit beläuft sich auf 350 Millionen Franken. Es ist das zweite Mal in Folge, dass der Bund ein strukturelles Minus vermelden muss. (aargauerzeitung.ch)

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Urs der Bär
14.02.2024 20:40registriert Oktober 2022
Wann wurde das letzte Mal das Vorjahresergebnis (Prognose 2023) soooo früh veröffentlicht?

Klar doch, man will auch hier Angst machen, dass kein Geld da ist für die 13. AHV Rente.
Die Bildung (ETH), die Bauern, der ÖV usw. alle sollen zittern vor einem Sparprogramm!
Warum ist ja klar.
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Gen X
14.02.2024 20:27registriert August 2023
Erbschaftssteuer, Gewinnsteuer auf Aktien und Dividenden, endlich ernsthafte Strafvervolgung von Steuerbetrügern und -hinterzeiehern, etc.
Es gäbe so viel Möglichkeiten, man muss sie nur wagen!
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Glungge-Bur
14.02.2024 21:10registriert November 2022
Schon eigenartig!?Die angeblichen Sorgen,hochgebauscht vom Bundesrat + unbegründet!,Bezüglich der Bundesfinanzen + die Finanz- Sparpläne kommen just in dem Moment wo die Initiative 13. AHV für alle Rentnerinnen + Rentner sich auf der Ziel gerade befindet + beim Fussvolk auf eine breite Unterstützung stösst + Anklang findet! Will man mit dieser "Angstmacherei"eventuell noch Unentschlossene auf die Gegnerseite beeinflussen um nein zu stimmen? Das wäre für mich eigentlich keine Überraschung!Man versucht mit allen Mitteln die 13. AHV zu verhindern, und das nennt man Demokratie! Nicht mit uns!
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